Hat euer Haustier euch von Beginn an gemocht?
Eine Bekannte von mir hat sich eine Katze aus dem Tierheim geholt, wobei sich das Tier nun nach einigen Tagen noch immer nicht eingewöhnt hat. Sie meinte, dass die Katze aggressiv wird, wenn sie sie streicheln möchte und auch sonst sehr misstrauisch und vorsichtig ist. Meine Bekannte ist jedoch zuversichtlich und meint, dass sich das legen wird, sobald die Katze sich eingelebt hat. Dann würde sie sie auch eher akzeptieren und nicht gleich aggressiv werden.
Dass Tiere anfangs etwas vorsichtiger sind, kann ich gut verstehen, vor allem dann, wenn sie schon etwas älter sind und zuvor schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Von daher ist es verständlich für mich, dass die Tiere sich erst eingewöhnen müssen. Allerdings kann ich es mir nicht vorstellen, mir ein Tier zuzulegen, welches richtig aggressiv mir gegenüber ist und mir richtig zeigt, dass es mich nicht mag.
Hat euer Haustier euch von Beginn an gemocht oder habt ihr auch eine gewisse Zeit gebraucht, um zueinander zu finden?
Ich hatte da zum Glück weder bei meinen Katzen, noch bei meinen Hunden ein Problem. Allerdings mochte unsere weibliche Katze anfangs keine Männer. Das war für meinen Mann dann oft doof. Es hat wirklich Jahre gedauert bis sie langsam zutraulicher wurde und mein Mann sie auch anfassen konnte. Sonst war es so, dass sie gleich aufgestanden und gegangen ist, wenn er sie mal streicheln wollte. Mittlerweile liegt sie auch mal bei ihm auf dem Schoß. Wir haben sie aus schlechter Haltung und denken, dass sie da auch unschöne Erfahrungen mit Männern gemacht hat und sich deswegen nicht von ihnen anfassen ließ.
Bei deiner Freundin ist es sicher so, dass die Katze auch noch nicht richtig heimisch ist. Wer weiß auch, was sie bisher schon alles erlebt hat. da ist es genau richtig, dass deine Freundin ihr Zeit lässt und sie nicht etwas zu etwas zwingt. Wenn die Katze nicht gestreichelt werden möchte, dass sollte man das auch akzeptieren. Irgendwann wird die Katze schon von alleine kommen. Das kann unter Umständen nur eben dauern.
Prinzessin_90 hat geschrieben:Allerdings kann ich es mir nicht vorstellen, mir ein Tier zuzulegen, welches richtig aggressiv mir gegenüber ist und mir richtig zeigt, dass es mich nicht mag.
Warum kannst du dir das nicht vorstellen? Welchen Grund soll ein Tier haben, einen völlig fremden Menschen toll zu finden? Noch dazu wenn es aus seinem gewohnten Umfeld gerissen wurde und ziemlichen Stress hat?
Bei unseren Hunden, die als Welpen eingezogen sind, hatten wir schon alles. Unser Jüngster hat während der gesamten Fahrt böse um sich gebissen und war ein kleiner, wütender, höchst energischer Fellball mit 1000 Zähnen. Ein anderer hat tagelang nur gejammert und wollte wieder zurück in seine gewohnte Umgebung zu Mutter und Geschwistern. Andere sind eingezogen und verhielten sich, als hätten sie noch nie woanders gelebt. Die sind eine Runde durchs Haus gezogen und haben sich dann erstmal ein Nickerchen gegönnt.
Bei den ausgewachsenen Hunden war es auch sehr unterschiedlich. Manche sind begeistert mitgekommen. Andere mussten einen Maulkorb tragen und die ersten Monate im Zwinger "zwischengelagert" werden, weil sie lange brauchten, sich an ihren neuen Menschen zu gewöhnen.
Auch eines meiner Pferde war ausnehmend günstig zu haben, da es im Umgang charmant wie Stacheldraht war. Aber egal ob Pferd oder Hund: Schlechter, weniger vertrauensvoll, weniger innig und weniger eng war die Beziehung zu diesen Tieren nie. Alles braucht seine Zeit, wer keine Geduld hat oder sofortige Zuneigung oder gar Dankbarkeit erwartet, der sollte auf Haustiere verzichten.
Meine erste Katze hat mir in den ersten Monaten regelmäßig das Gefühl gegeben, mich zu hassen. Die hat -auch ohne, dass ich sie irgendwie angefasst oder bedrängt hätte- um sich geprügelt und gebissen. Einmal saß sie auf den Terrarien, etwa auf meiner Augenhöhe. Ich bin in ca. einem Meter Abstand an ihr vorbei gegangen, habe sie nur kurz angesehen und hatte sie mit ausgefahrenen Krallen im Gesicht hängen. Wenn ich sie ansprach, fauchte sie und sowieso schien sie mich absolut nicht leiden zu können.
So ging das über mehrere Monate, bis sie mich dann doch ins Herz schloss und in das andere Extrem wechselte. Plötzlich lief sie mir hinterher, erzählte mir eine Menge und schlief nachts in meinem Arm.
Ich kann schon verstehen, wenn man sich kein Haustier vorstellen kann, welches einem anfangs das Gefühl gibt, einen nicht leiden zu können. Zwischen "Liebe auf den ersten Blick" und Aggressivität liegen ja nochmal Welten. Ich würde aber jederzeit wieder ein solches Tier nehmen, weil es eine Ebene des Lernens ermöglicht. Davon abgesehen erfüllt es irgendwie auch mit Stolz, wenn sich nach anfänglichen Schwierigkeiten eine innige Beziehung aufbaut.
Die zweite Katze hat mich von Anfang an gemocht. Grundsätzlich ist sie zu jedem freundlich, aber sehr schüchtern. Lediglich bei mir und einer Kollegin im Tierheim war sie von Beginn an super zutraulich. Als sie dann in unserem Zuhause ankam, kletterte sie aus ihrer Transportbox, drehte eine kurze Runde durch die Wohnung, legte sich aufs Bett und forderte Streicheleinheiten ein. Die lief mir von Anfang an immer hinterher, suchte meine Nähe und wirkte so, als könne sie mich verdammt gut leiden.
Bei uns sind schon Katzen ins Haus geholt worden, die total wild und aggressiv reagiert haben und die erst einmal gezähmt werden mussten. Soll heißen, dass die eingesperrt worden sind, damit die nicht abhauen können und man sie tagtäglich besucht hat, damit sie sich an einen gewöhnen und auch regelmäßig Futter bekommen. Sie wurden dann auch bei jedem Besuch eingefangen und gestreichelt und haben sich dann teilweise heftigst dagegen gewehrt.
Aber nach einer Woche oder maximal zwei war das Thema dann erledigt. Die Tiere waren dann gezähmt und sehr zutraulich. Dann wurde natürlich die "Gefängnistür" geöffnet und die Tiere bekamen dann ihren Freigang. So wusste man eben, dass sie nicht mehr abhauen würden.
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