Ungesund lebenden Ärzten nicht vertrauen

vom 17.03.2016, 18:58 Uhr

Mein Hausarzt ist ein Arzt, dem einige meiner Freundinnen und Freunden nicht vertrauen würden. Er ist sehr dick, hat Übergewicht, raucht und isst auch während der Sprechstunde Süßigkeiten und trinkt immer Unmengen Kaffee. Ich habe ihn noch zu keiner Tageszeit gesehen, wo er keine Tasse Kaffee vor sich stehen hatte. Im Sprechzimmer sind immer Süßigkeiten und er riecht auch oft nach Zigarettenrauch. In den Pausen sieht man ihn auch auf dem Balkon der Praxis rauchen.

Einige meiner Bekannten und Freunden meinten nun, dass sie nicht verstehen können, wie man so einem Mann vertrauen kann. Er würde dich nahezu alles zeigen, was man nicht machen soll um gesund zu sein. Würdet ihr einem Arzt, der augenscheinlich ungesund lebt nicht vertrauen oder denkt ihr, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat? Ich muss sagen, dass ich mich gut bei ihm aufgehoben fühle.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Meiner Meinung nach sind die Gewohnheiten des Arztes und seine Fachkompetenz zwei Paar Schuhe. Man kann durchaus etwas theoretisch wissen und es auch gut anwenden, aber trotzdem selbst die Kurve nicht kriegen, um gegen seine eigenen Süchte zu kämpfen.

Deshalb hätte ich kein Problem damit, ihm zu vertrauen, solange er seine Arbeit gut macht. Wenn ich allerdings bemerken würde, dass er mir ein x für ein u vorzumachen versucht, dann wäre das Vertrauen dahin. Das hätte dann aber nichts mit seinen persönlichen Gewohnheiten zu tun.

» tok_tumi » Beiträge: 837 » Talkpoints: 1,20 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Nur weil ein Arzt optisch nicht so "gesund" aussieht, wie man sich einen vorbildlichen Arzt vorstellt, muss das ja nicht heißen, dass er fachlich inkompetent ist. Für mich sind das auch zwei verschiedene Paar Schuhe und haben miteinander nichts zu tun.

Was anderes wäre es, wenn ein dicker, unsportlicher, rauchender Arzt sich hinstellen würde und seinen Patienten Vorträge halten würde, dass sie nicht rauchen sollen und mehr Sport treiben sollen. Also wenn er im Prinzip genau das predigt, was er selbst nicht einhalten kann, dann würde er für mich unseriös wirken und ich würde da nicht mehr hingehen wollen, aber Vertrauen wäre dennoch da.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist doch eigentlich ganz sympathisch, wenn ein Arzt nicht perfekt ist. Mein Hausarzt hat 3 Kinder ist sportlich durchtrainiert und arbeitet auch noch für Ärzte ohne Grenzen, wenn er mal frei hat. Also das ist dann schon wirklich jemand, bei dem man schnell mal ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn man dahin geht, mal gerade eine unsportliche Phase hat oder mal eben etwas Ungesundes gegessen hat.

Fachwissen ist außerdem nichts, was etwas mit der Ernährung oder einem gesunden Leben zu tun hat. Entweder man weiß viel oder eben nicht. Ich würde da einfach auf Wissen setzen und wenn das passt, kann mir auch ein starker Raucher mit Übergewicht gegenüber sitzen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Man muss doch nicht Medizin studiert haben um zu wissen, dass bestimmte Verhaltensweisen nicht gesund sind. Ich meine, mit den ganzen Warnhinweisen auf den Zigarettenschachteln weiß doch inzwischen selbst der dümmste, was er sich damit antut. Ungesunde Angewohnheiten haben mit dem theoretischen Wissen wirklich wenig zu tun, sonst würden wohl die meisten von uns sehr viel gesünder leben.

Problematisch wird es für diesen Arzt aber wahrscheinlich dann, wenn er einem Patienten sagen muss, dass er genau die schlechten Angewohnheiten, die er selber hat, aus gesundheitlichen Gründen aufgeben muss. Wenn ich sehe, dass es selbst mein Arzt nicht schafft das Rauchen aufzugeben, obwohl er täglich mit dem Thema Gesundheit zu tun hat, wäre das für mich sicher nicht sehr motivierend.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Sicher ist es vielleicht erst einmal ungewöhnlich und vielleicht wirkt es im ersten Moment auch erst mal nicht so professionell, wenn ein Arzt so ungesund lebt. Aber ich denke auch, dass der Arzt deswegen nicht zwingend inkompetent ist. Nur weil er sich vermutlich selber nicht an seine eigenen Ratschläge hält, können die doch trotzdem gut sein. Darum würde ich dem Arzt auch trotzdem vertrauen, wenn er mir trotz seiner ungesunden Lebensweise kompetent erscheint.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Der Orthopäde, mit dem ich bekannt bin und bei dem ich auch wegen meinem umgeknickten Fuß war, ist auch so einer. Er hat ein richtiges Bäuchlein, als wäre er schwanger und wenn ich mal keine Süßigkeiten habe, dann gehe ich bei dem vorbei, die Klinik ist nicht weit weg, denn er hat immer was da. Ich finde das super, dass er ein normaler Mensch ist. Ich habe lieber Menschen, die nicht perfekt sind und einem nicht schon durch ihr Aussehen ein schlechtes Gewissen machen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Mir wäre es eigentlich egal, ob mein Arzt ungesund lebt oder nicht. Ich muss ihm vertrauen und mich bei ihm wohlfühlen. Da ist mir das Alter, Geschlecht, Körpergewicht oder auch die Ernährung egal. Ich denke, dass ein Arzt nicht immer gesund lebt, warum denn auch? Natürlich erwartet man von einem Arzt eher einen gesunden Lebensstil, aber wieso sollte auch nicht das Gegenteil der Fall sein? Es gibt auch dicke Ernährungsberater, also warum nicht auch ungesunde Ärzte?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wieso werden an bestimmte Berufsgruppen eigentlich immer derart hohe Ansprüche in Bezug auf gesellschaftlich anerkanntes Wohlverhalten gestellt, und an andere nicht? Wohlgemerkt, ich rede hier nicht von Straftaten oder schweren moralischen Verfehlungen, sondern vom ganz normalen Privatleben einer ganz normalen Person. Wenn ein Bäcker, Lkw-Fahrer oder Uni-Professor Übergewicht hat und sich in der Pause seinen Glimmstängel anzündet oder sein Pfeifchen stopft, schreit ja auch keiner, dass die Person offensichtlich ein durch und durch inkompetenter Mensch ist, der man nur noch so weit vertrauen kann, wie man sie werfen kann. Solange der Typ nicht den Chemo-Patienten in den Infusionsbeutel äschert, kann er mit seinem Leben doch anfangen, was er will.

Man merkt, ich bin nicht der Auffassung, dass es die Aufgabe bestimmter Berufsgruppen ist, mit "gutem Beispiel voran zu gehen", wie es so schön heißt. Natürlich sollte man sich an Recht und Gesetz sowie bestimmte Spielregeln halten, wenn man sein berufliches und gesellschaftliches Ansehen wahren will, also nicht auf Facebook im nietenbesetzten klitzekleinen Leder-Outfit mit Peitsche posieren müssen, während man in einem christlichen Kindergarten arbeitet. :wink:

Aber Rauchen und Übergewicht empfinde ich jetzt als nicht so dramatisch. Schließlich ist zumindest unter Erwachsenen allgemein bekannt, dass und wie man gesund leben "sollte", aber außer meiner unmittelbaren Familie hat sowieso eigentlich niemand ein begründetes Interesse daran, ob ich mit 55 oder mit 85 in die ewigen Jagdgründe eingehe. Und bei Kindern ist es der Job der Eltern, dafür zu sorgen, dass sie nicht verfetten und die Finger von den Drogen lassen. Ärzte oder sonstige "Respektspersonen" kommen bei mir hier gar nicht ins Spiel.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich könnte mir vorstellen, dass das ein Stück weit auch mit dem Fernsehen zu tun hat, das nicht die Realität wiederspiegelt. Ärzte aus Filmen und Serien werden immer so perfekt dargestellt. Man hat keine Beschwerden, ernährt sich immer gesund, ist sportlich und hat einen makellosen Teint. Man denke nur an Serien wie Emergency Room, Privat Practice, Greys Anatomy und dergleichen. Ist da ein Arzt, der sich ständig vollstopft während der Arbeit, der raucht und der erkennbares Übergewicht hat? Da verhalten sich alle vorbildlich.

Ich glaube, dass Dr House der einzige Fernseh-Arzt ist (zumindest fällt mir spontan nur er ein, sagen wir so), der ganz offensichtlich von diesem Idealbild abweicht und kein Zahnpasta-Lächeln hat. Der hinkt, trägt immer zerknitterte Hemden und keinen Kittel und ist abhängig von Schmerzmitteln. Ich denke, wenn man so dermaßen von einem Idealbild eines Arztes durch das Fernsehen eingetrichtert bekommt, dann setzt man dieses Bild auch mit Kompetenz gleich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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