Arbeitet ihr auf dem Weg zur und von der Arbeit?

vom 25.03.2014, 09:08 Uhr

Oft sehe ich in der S-Bahn Menschen sitzen, die offensichtlich schon auf dem Arbeitsweg mit ihrer Arbeit anfangen, indem sie Unterlagen durchblättern, telefonieren oder auf dem Laptop tippen oder lesen. Ich habe das nur sehr selten getan, meist nur, wenn ich eine Präsentation noch einmal durchgegangen bin. Auf dem Rückweg nach Hause habe ich nie bewusst gearbeitet, höchstens ungewollt, weil ich nicht abschalten konnte.

Arbeitet ihr auf dem Weg zur und von der Arbeit? Welche Art von Arbeit ist es? Macht ihr das gerne oder ist es ein innerer Zwang?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das ist sicher irgendwo verständlich, weil man glaubt, so die Fahrzeit "sinnvoll" nutzen zu können. Unklug ist es aber aus verschiedenen Gründen trotzdem

    - weil man in der Regel nicht für diese Zeiten bezahlt wird, ist die Arbeit "umsonst" gemacht (jedenfalls, wenn es klassische Zeiterfassungssysteme gibt). Will man die Zeit dann doch angeben, ist es auch nicht richtig, weil man in so einer Situation vermutlich nicht 100% der Aufmerksamkeit der "Arbeit" widmen kann und eigentlich nicht 100% der Zeit angeben kann.

    - dann besteht die Gefahr, dass hier Firmengeheimnisse oder interne Dinge an die Öffentlichkeit geraten, die da nichts zu suchen haben. Das gilt für das Sichten von Angeboten ebenso wie das kurze Antworten auf Mails.

    - außerdem: was bzw. wer haftet, wenn in so einer Umgebung durch die mangelnde Konzentration Fehler produziert werden? Hier überschätzt sich der Mensch leicht und glaubt, unfehlbar zu sein.
Alles in allem sollte man Profi genug sein, um seine Arbeit wirklich am Arbeitsplatz beenden zu können. Wer das nicht schafft, hat sich entweder zu viel Arbeit zugemutet (=Überfordert) oder hat sich zu viel Arbeit aufhalsen lassen und nicht das Rückgrat, sich hier zu melden.

Geht es wirklich nur um das kluge Nutzen der Fahrzeit, sollte man sich wirklich überlegen, was einem persönlich wichtig ist (und nicht, was dem Arbeitgeber was bringt). So kann man sich doch auch durch Lesen oder Fortbilden unterhalten, ohne die Zeit zu "verschwenden" (wenn man mal die Frage ausklammert, ob Lohnarbeit nicht auch zur verschwendeten Zeit gehört). Und dann sollte man sich überlegen, ob das, was für Kinder gilt, nicht auch für Erwachsene seine Berechtigung hat: es ist durchaus auch sinnvoll, einfach auch mal NICHTS zu tun.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich arbeite schon unterwegs, aber dann mache ich auch ganz normal meine Arbeit, die mir auch vergütet wird. Ich würde nie im Leben vor oder nach arbeiten, wenn ich dies nicht bezahlt bekomme. Das macht doch keinen Sinn, weil man seine Arbeit auch bezahlt bekommen sollte. Dennoch gibt es auch Menschen, die selbstständig sind oder freie Mitarbeiter sind und die können eben von überall arbeiten und somit auch in öffentlichen Verkehrsmitteln.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich verbringe zwar viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln, aber dort lese ich meistens, mache mir Notizen oder schaue einfach mal aus dem Fenster. Ich kann aber das Bedürfnis, diese Zeit sinnvoll zu nutzen, durchaus nachvollziehen, da es auf Dauer wirklich keinen Spaß macht, jeden Tag zwei Stunden wertvoller Frei- und Lebenszeit damit zu vergeuden, mit Fremden in einem Metallkasten eingesperrt zu sitzen.

Wenn ich selbständig tätig oder noch Studentin wäre, würde ich die Zeit im Zug wahrscheinlich zumindest zum Teil dazu nutzen, mit meinen Projekten und Arbeiten weiter zu kommen. Man kann sich die Arbeit ja meistens gut einteilen und die geistig weniger anspruchsvollen Tätigkeiten in den Zeitraum legen, in dem man im ÖPNV durchgebeutelt wird.

Mein aktueller Job lässt es allerdings nicht zu, dass ich irgendwo anders meine Arbeit machen kann als im Büro. Auch wegen Firmengeheimnissen würde ich mir Gedanken machen, da es im Zug nun wirklich kein Problem ist, einen Blick auf anderer Leute Laptop zu werfen. Aber viele Mitreisende sind da erstaunlich sorglos und gehen die aktuellen Geschäftszahlen oder Kundendaten gerne mal mit erhobener Stimme am Handy durch, völlig egal, ob dabei sensible Informationen laut werden oder nicht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich muss regelmäßig und lange mit dem Nahverkehr fahren und habe daher auch das Bedürfnis entwickelt, diese Zeit in Bus und Bahn sinnvoll zu nutzen. Meinen Aufgaben im Job gehe ich da aber nicht nach, weil ich dafür ja nicht bezahlt werden würde. Das würde ich aber auch gar nicht einsehen, wnen ich ehrlich bin. Stattdessen nutze ich die Zeit eben anderweitig.

Ich lese viel, vor allem Nachrichten und wissenschaftliche Arbeiten wie eine Thesis oder eine Doktorarbeit, ich schreibe Texte, teilweise gebe ich dann auch Feedback zu wissenschaftlichen Arbeiten. Eine Bekannte von mir studiert Medizin und promoviert gerade und ist komplett überfordert mit wissenschaftlichen Arbeiten, da helfe ich dann auch, wenn ich kann. Ich würde durchdrehen, wenn ich die Zeit im Zug nicht sinnvoll nutzen könnte.

Man kann ja nichts machen und sitzt ansonsten nur herum. Die Zeit fehlt dann zu Hause, wenn man sich im Zug nicht richtig beschäftigen kann. Es macht schließlich einen Unterschied, ob ich mehrere Stunden pro Tag im Zug sinnvoll nutze oder da nichts mache und die Zeit dann zu Hause brauche und meine Freizeit dafür drauf geht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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