Ferkel impfen statt kastrieren sinnvoll und effektiv?

vom 24.04.2018, 06:31 Uhr

Diese Woche sollen sich die Landwirtschaftsminister in Münster treffen. Dort soll es unter anderem um die Frage gehen, wie man männliche Ferkel kastrieren lassen kann ohne sie zu quälen. Die Ferkel werden deswegen kastriert, weil ansonsten ein Ebergeruch beim Erhitzen des Fleisches auftreten würde, was die Verbraucher stört. Tierschützer fordern daher, die Tiere nicht kastrieren zu lassen und gegen diesen Geruch zu impfen. Was haltet ihr davon? Meint ihr, dass es durchaus sinnvoll und effektiv sein kann, wenn man Ferkel impft statt sie zu kastrieren?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das wäre dann praktisch die chemische Kastration, wie man es auch bei Haustieren ab und an macht, um zu sehen, inwieweit eine Kastration sich auf das Verhalten auswirkt, bevor man das Messer wetzt. Bei Haustieren ist das schon in Ordnung, damit man erst mal beobachten kann.

Aber diese chemische Kastration ist ja auch wieder etwas, was man als Verbraucher mit isst. Denn die Hormone, die gespritzt werden gehen ja ins Fleisch über und man würde dann diese Hormone mitessen. Daraus entsteht dann der nächste Fleischskandal, dass eben zu viel Hormone im Fleisch abgelagert sind.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante, welche Hormone sollen sich denn bitte im Fleisch ablagern? Die Impfung gegen Ebergeruch ist hormonfrei und der Wirkstoff kann nicht oral aufgenommen werden. Das Zeug bleibt getrunken oder gegessen wirkungslos, das gilt für Menschen und Schweine.

Bei der chemischen Kastration von Hunden kommt ein Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonist zum Einsatz, der auf die Hirnanhangdrüse wirkt. Einzeldosen davon regen die Hormonproduktion in den Keimdrüsen massiv an. Ständig im Körper in kleinen Mengen zirkulierend, besetzt das Mittel die Rezeptoren in der Hirnanhangdrüse und regelt damit die Aktivität der Keimdrüsen herunter. Deshalb ist hier ein Implantat, ähnlich dem Verhütungsstäbchen für Frauen nötig, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Die Impfung gegen Ebergeruch funktioniert anders. Hier kommt ein Analogon des Gonadotropin-Releasing-Faktors zum Einsatz. Dieser Botenstoff hat selbst keinerlei hormonelle Wirkung. Er erzeugt an ein Trägerprotein, wie es auch in Humanimpfstoffen zum Einsatz kommt, eine Immunreaktion, wie eine Impfung das eben tut. Der Körper des Ebers produziert als Immunantwort nun selbst Botenstoffe, die den Gonadotropin-Releasing-Faktor neutralisieren.

Die aufgrund der nach der Impfung gebildeten Antikörper vermindern die Produktion von Androstenon und Skatol, die den Ebergeruch verursachen. Zudem verbessert sich die Fleischqualität und die Tiere erreichen die Mastergebnisse von Kastraten und bleiben nicht leichter.

Aber dein Beitrag zeigt, dass die tierfreundliche Lösung, die schon seit Jahren zugelassen ist, sich nicht durchsetzen wird. Der Verbraucher wittert den nächsten Fleischskandal und akzeptiert nur die chirurgische Lösung. Immerhin hat das Schwein den Wundschmerz und die Infektionen. Und das Schwein kennt man nicht.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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