Was denkt ihr über Studenten im ersten Semester?

Jeder ist mal klein angefangen und deswegen kann sich vermutlich auch jeder, der studiert, noch an sein erstes Semester erinnern. Man kommt sich irgendwie verloren vor und weiß überhaupt nicht, wo man alles findet. Außerdem scheint die Uni sowieso der größte Ort der Welt zu sein, der ruhig mal besser ausgeschildert sein könnte. Im ersten Semester ist es einem recht egal, was die höheren Semester denken.

Wie aber geht es euch in den höheren Semestern, wenn ihr Studenten aus dem ersten Semester seht? Was denkt ihr über sie? Helft ihr oder lasst ihr sie suchen und das Gleiche durchmachen, wie ihr es durchmachen musstet? Nerven sie euch mit ihren Fragen und Gewohnheiten, Ansichten und Meinungen?

Ich selbst war schon Mitte Zwanzig und hatte bereits eine Ausbildung und ein paar Jahre Berufstätigkeit auf dem Buckel, als ich mein Universitätsstudium begonnen habe. Natürlich war für mich auch alles neu und aufregend, aber es macht doch einen Unterschied, ob man frisch von der Schule kommt oder zum ersten Mal das Elternhaus verlässt, oder ob man sich "nur" mit einem neuen Set von Regeln, Vorschriften, Verwaltung und Papierkram herumschlagen muss. Deshalb habe ich wohl nicht die typischen Erstsemester-Erfahrungen gemacht, zumal da ich nie der Party-Typ war, sondern eher darauf konzentriert, den ganzen Krempel zügig hinter mich zu bringen.

Bei mir an der Uni hat sich der Kontakt zwischen den "Erstis" und den älteren Semestern abgesehen von den Fachschaften meiner Erfahrung nach in Grenzen gehalten. Ich hatte von der Atmosphäre her eher den Eindruck, dass die neuen Studierendenjahrgänge wohlwollend ignoriert wurden, sodass sie die Gelegenheit hatten, sich selbst zurecht zu finden und sich auf eigene Faust zu orientieren. Es gab zwar Hilfsangebote, aber an der Hand genommen und geführt wurde eigentlich keiner. In meinen Augen gehört es auch zu den Erfahrungen des Studentenlebens dazu, dass einem nicht jeder Handgriff gezeigt, erklärt oder abgenommen wird.

Als ich im Studium voran geschritten bin, hatte ich eigentlich kaum Kontakt mit Studienanfängern und habe sie auch nicht weiter beachtet. Wahrscheinlich ist es ihnen ganz genauso ergangen wie allen Studienanfängern, und sie haben sich innerhalb weniger Wochen nahtlos in das Universitätsleben eingefügt. Das fand ich aber weder bemerkenswert noch interessant zu beobachten.

Orientierungslosigkeit in ungewohnter Umgebung ist doch absolut nichts schlimmes. Also wenn ich Erstis sehe, dann helfe ich immer weiter, wenn Hilfe benötigt werden sollte. Ich gebe dann auch schon eine Wegbeschreibung wie man zu bestimmten Hörsälen oder Seminarräumen kommt oder erkläre wie die eLearning-Plattform oder das elektronische Portal für die Anmeldung zu den Prüfungen oder Kursen funktioniert.

Ich erkläre dann auch schon wie man einen Stundenplan selbst zusammenstellt oder einen Bibliotheksausweis bekommt. Aber das hat in meinen Augen nichts damit zu tun, wie ich wirklich über die Erstis denke.

Erstis nerven mich besonders im Unterricht, wenn sie so über motiviert sind und dann alles besser wissen wollen obwohl sie neu sind und noch absolut keine Ahnung haben wie der Hase läuft. Ich habe schon viele Erstis getroffen, die total grün hinter den Ohren waren, aber dann direkt besser wissen wollten wie man sich an der Uni zu verhalten hat. Solche Leute nerven mich und da will ich auch meine Ruhe haben.

Für mich spielt es ehrlich gesagt keine Rolle, was ein Mensch macht oder in welchem Semester er ist. Wenn ich auf der Straße jemanden sehe, der orientierungslos und hilflos ist, dann helfe ich gerne weiter. Warum sollte ich meine Hilfe davon abhängig machen, in welchem Semester die Person eingeschrieben ist und studiert? Das käme für mich gar nicht erst in Frage.