Erst Wurzeln fassen, wenn man mit altem Wohnort abschließt?

vom 17.04.2018, 12:56 Uhr

Ja, so in der Art, Mangel an Autonomie, übermäßige Bindung an eine andere, stärkere Person etc. Das ist aber natürlich alles hochspekulativ, wild ins Blaue geschossen. Ich glaube, dass übertrieben stark ausgeprägtes Heimweh, sei es jetzt in der Länge der Dauer oder in der Intensität, mehr mit Trennungsängsten zu tun hat als mit echtem Vermissen der Heimat.

Ich würde mich da nach mehreren Jahren auch nicht darauf verlassen, dass das von alleine wieder weggeht oder irgendwann ohne eigenes Zutun verschwindet. Ich kenne aus der weiteren Familie eine Frau, die schon als Kind aus ihrer Heimat weggezogen ist und sich heute noch im Rentenalter an diesen Ort gebunden fühlt. Einen Ort, an dem nichts und niemand mehr ist, aus dem sie nicht vertrieben wurde, sondern einfach nur weggezogen ist und trotzdem sagt sie, sie fühle sich nur dort Zuhause.

Das hat meiner Meinung nach aber mehr mit Glorifizierung, Idealisierung und falschen Zuschreibungen zu tun. Dieser Frau war aber immer klar, dass sie dort vermutlich nicht zurückziehen wird, weder die Kinder noch der Mann noch ihr Beruf hätten das zugelassen. Das Gefühl der Entwurzelung blieb aber. Und auch meine Mutter, die mit 17 von zuhause wegzog, fing plötzlich nach dem Tod meines Vaters für kurze Zeit an, mit dem Gedanken zu spielen, in die alte Heimat zurückzukehren. Wenn das in einem so drinsteckt, dann ändert also auch das Alter nichts.

» Verbena » Beiträge: 4940 » Talkpoints: 1,49 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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