Finanzmarktkrise - Rolle des Staates?
Überall ist die Rede davon, eine Krise an den Finanzmärkten die inzwischen 1 Billion Dollar vernichtet haben soll greift nun auch auf die Realwirtschaft über und droht die Welt noch schlimmer zu treffen als die Weltwirtschaftskrise im 20. Jahrhundert. Kern des ganzen Problems sind aus den faulen Krediten amerikanischer Hausbesitzer, sogenannte sub-prime Kredite, geschnürte Finanzderivate die auf der ganzen Welt und so auch in Deutschland ohne Rücksicht auf Verluste aufgekauft wurden.
Nach dem die Banken jetzt nun ihr Missgeschäft bemerkt haben und besonders Staatsnahe Banken, wie die LBBW, die IKB oder die Sachsen LB davon betroffen sind wird der Ruf nach dem Staat wieder laut und der Steuerzahler soll für die Risikobereitschaft der Banker gerade stehen.
Um die Krise aufzuhalten oder eine noch größere zu verhindern ist das sicher nötig, aber was meint ihr sollte zukünftig geändert werden um so etwas zu verhindern? Das Bankensystem oder gar das ganze System? Seid ihr vielleicht selbst davon betroffen weil ihr als Schuldner mitsamt eurer Schuldenlast verkauft worden seid?
Oder stehen wir gar vor neuen Konflikten in der Welt wenn man bedenkt, dass der 2. Weltkrieg ohne die politischen Strömungen ausgelöst durch die Weltwirtschaftskrise gar nicht erst möglich gewesen wäre?
Das Thema wird ja unter dem Begriff "moral hazard" vor allem von führenden Wirtschaftstheoretikern & Co diskutiert. Soll der Staat die Banken retten, und ihnen somit symbolisieren: Wir helfen in der Not. Oder soll der Staat nicht eingreifen und somit Banken evtl. sogar Pleite gehen lassen.
Beides hat seine Vor- und Nachteile. Aber vor allem frage ich mich: Warum hat niemand mal objektiv das Risiko solcher Finanzpakete eingeschätzt. Wohl das pure Streben nach Rendite hat die Bänker blind gemacht. Vor allem die Bänker, die in diesem Geschäft eigentlich Spezialisten sein sollten, haben so ein tiefes Loch übersehen und sind reingetreten.
Vor allem, wenn man bedenkt, dass in guten Zeiten die Gewinne eingestrichen werden, und wenn es hart kommt, soll der Staat sofort Geld zuschießen. Das ist schon etwas dreist. Das schlimme ist nicht nur, dass leichtsinnig mit unserem Geld spekuliert wurde, sondern die milliardenhohen Abschreibungen deutscher Banken werden wahrscheinlich auch den einen oder anderen Arbeitsplatz kosten.
rootX1 hat geschrieben:Das Thema wird ja unter dem Begriff "moral hazard" vor allem von führenden Wirtschaftstheoretikern & Co
Ich denke, dass es weniger die Theoretiker sind, sondern mehr die Betroffenen, sprich Ausschüsse der Regierung und Betroffene Banken-Vorstände und Manager. Diese Diskussion wird so schnell kein Ende finden, muss es ja auch nicht, denn schließlich haben die Banken ja schon das, wonach Joe Ackermann als erster schrie Finanzunterstützung, um die Bilanzen zu verschönern.
Nach dem Hilferuf bleibt dem Staat gar nichts anderes übrig, als ihm nachzukommen, denn am Ende dieser Kette steht nun mal der einfache Bürger. Ja, genau du und ich. Denn ohne Kredite und Co kann keine Wirtschaft, allen voran kleinere (neue?) Unternehmen, überleben und somit keine Arbeitskraft entlohnt werden.
Natürlich würde sich das alles wieder von alleine regeln, aber wer hat denn schon die Zeit?
Moral Hazard ist schon eine fiese Angelegenheit. Zwar erscheint es sinnvoll den Verursachern nicht aus der Patsche zu helfen um ihnen somit zu zeigen, dass sie nicht spekulieren können, als gäbe es kein Morgen, andererseits läuft man durch Unterlassen von Hilfe Gefahr, dass sich die Finanzkrise noch weiter ausbreitet und anfängt sich in eine Wirtschaftskrise zu verwandeln, wofür es anscheinend schon erste Anzeichen gibt.
Ich denke, dass der Staat hier auf jeden Fall in die Presche springen muss, um Schlimmeres zu vermeiden, auch wenn damit der Steuerzahler wieder der Dumme ist. Die Alternative würde mit weiteren Massenentlassungen sicher nicht gut aussehen, wenn es zu einer Weltwirtschaftskrise kommen sollte.
Zudem bin ich der Meinung, dass besonders Risikobehaftete Bankgeschäfte verstärkt unter staatliche Aufsicht gestellt werden müssen um solche Desaster in Zukunft zu vermeiden. Außerdem müssen die Verantwortlichen, also die Spitzenmanager, die für den Kauf und Weiterverkauf dieser faulen Kredite verantwortlich sind haftbar gemacht werden, wenn sie offensichtlich hohe Risiken billigend in Kauf nehmen um den eigenen Profit zu steigern.
Gottfried hat geschrieben:Die Alternative würde mit weiteren Massenentlassungen sicher nicht gut aussehen, wenn es zu einer Weltwirtschaftskrise kommen sollte.
Wer weiß, vielleicht käme es gar nicht so weit. Wenn die Amerikaner ihre Leitzinsen wieder runterschrauben, dann könnten einige Häuslesbesitzer ihren Kredit wieder bedienen. Das würde dann dazu führen, dass genannte Banken doch noch Geld bekommen und die Abschreibungen nicht so hoch ausfallen würden.
Die Zinsen sind ja schon ein gutes Stück gefallen, ich weiß nicht, ob es erneut passieren soll, oder schon ist, aber da hast Du auf jeden Fall Recht. Was die Abschreibungen angeht, so sind die in vielen Fällen mit Sicherheit um einiges überhöht, der eigentliche Verlust also geringer als die momentanen Angaben, allerdings kann Dir heute noch niemand sagen, ob nicht wieder aufs Neue abgeschrieben werden muss.
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