Welche Rolle spielt das Wohnviertel bei Wohnungssuche?
Wir sind aktuell auf Wohnungssuche und haben uns mal schon vorab ein paar spezielle Stadtteile und Wohnorte rausgesucht. Dabei sind wir uns eigentlich einig, dass wir in bestimmte Viertel und Wohngegenden auf keinen Fall hinziehen möchten.
Wie handhabt ihr das denn, wenn ihr eine Wohnung sucht? Achtet ihr da meistens eher nur auf den Mietpreis und das Wohnviertel ist hierbei egal oder scheiden bei euch auch gewisse Wohngegenden von vornherein aus? Wie würdet ihr diese Aspekte gewichten?
Ich wohne in einer Großstadt und wir haben hier auch das ein oder andere Ghetto, wo ich niemals hinziehen würde. Einmal habe ich mir eine sehr günstige und dabei große Wohnung in einem der Problemviertel angesehen. Mein Freund (blond und blauäugig) meinte daraufhin, wenn ich da hinziehe, würde er mich nicht besuchen, da er dort bestimmt abgestochen würde.
Würde ich wieder auf Wohnungssuche gehen, hätte ich ein paar bevorzugte Viertel, aber ebenso mindestens 3 oder 4, in denen ich auf keinen Fall wohnen will. Dort würde ich schon negativ auffallen, weil ich kein Kopftuch trage. Außerdem sind diese Stadtteile auch sehr trist, was die Gebäude angeht, sodass ich mich auf jeden Fall unwohl fühlen würde.
Ich finde das Wohnviertel sehr wichtig, wenn ich ehrlich bin. In meiner Uni-Stadt, die eine Großstadt ist, gibt es zwei Stadtteile, die als Brennpunkte gelten und daher von vielen "normalen" Menschen gemieden werden. Ich finde, selbst wenn man in einer Stadt fremd ist, kann man durch die Mietpreise sehr gut herausfinden, ob eine Wohnung in Ordnung ist oder nicht, denn einen Haken gibt es immer wie ich finde.
So wollte ich mal mit meinem Freund eine Wohnung beziehen, die wirklich irre günstig war und die Lage war auch perfekt. Durch eine zufällige Recherche im Internet habe ich dann entdeckt, dass dort ein Feuerteufel in der Gegend unterwegs ist und da locker 10 Mal pro Jahr das Haus brennt.
Das war mir einfach ein zu großes Risiko, auch weil sich der Wohnblock als Brennpunkt herausgestellt hat, auch wenn er nicht in einem Getto-Stadtteil lag. Daher bin ich mittlerweile misstrauisch, wenn ich zu gute Mietpreise sehe. Man kann ja auch durch den Mietpreisvergleich sehr gut sehen, ob die Miete unterdurchschnittlich ist und daraus dann eben seine Schlüsse über die Wohnumgebung und gewisse "Haken" ziehen.
Natürlich ist es schön, wenn man in einem schönen Viertel wohnt, worauf ich sicherlich auch achte. Wobei es auch in einem vielleicht nicht ganz so schönem Viertel auch immer schöne Ecken gibt. Bei uns ist der Wohnungsmarkt sehr angespannt und deswegen wären wir froh überhaupt eine Wohnung zu finden. Hier schafft man es aber in den meisten Fällen nicht mal zum Vermieter, weswegen ich auch meine Ansprüche ein bisschen nach unten korrigieren würde, wenn ich dafür eine Wohnung bekomme.
Ich bin im Sommer auch auf Wohnungssuche gewesen und da ich die Umgebung hier nicht kannte, habe ich mir die Gegend ganz genau angeguckt. Ich wollte weder in noch in die Nähe von sozialen Brennpunkten oder eine hässliche Umgebung ziehen.
Wenn ich schon auf den Immobilienbildern oder per Google Earth gesehen habe, dass das Haus in der Nähe von Hochhausblocks gewesen ist, habe ich die Inserate direkt weg geklickt. Bei einigen ist die Lage wirklich schade gewesen, weil die Wohnräume an sich wirklich schön und hochwertig gewesen sind. Das ist manchmal echt verlockend gewesen aber ich muss mich auch außerhalb der Wohnung wohl fühlen.
Bei allen anderen Besichtigungen bin ich immer ca eine Stunde vor dem Termin vor Ort gewesen und habe die Umgebung erkundet. Ich wollte viel Grün drumherum und eine hundefreundliche Umgebung. Leider hat sich auch da so manches Schmuckstück zum Fehlgriff entpuppt. Denn nicht immer ist die grüne Umgebung auch wirklich schön gewesen.
Letztendlich habe ich mich für eine Wohnung mit weniger Wohnfläche entschieden als bei der Umgebung Abstriche zu machen oder mehr Mieteinheiten hinzunehmen. Ich habe hier Parks, ein Wäldchen direkt vor der Tür und nur ein Nachbarpärchen in demselben Haus.
In meiner Stadt gibt es auch einige Wohngegenden, wo ich nie hinziehen würde. Hier sind Brandstiftung und Zerstörungswut an der Tagesordnung und in der Zeitung liest man hier immer wieder von Ruhestörungen und Nachbarschaftsstreitigkeiten. So etwas muss ich nicht haben und ich würde es begrüßen, wenn man friedlich miteinander auskommt. Daher informiere ich mich schon über das Umfeld einer zukünftigen Wohnung. Und meist kennt man ja immer Freunde, die hier Tipps geben können.
Ein nicht so tolles Wohnviertel zeigt sich natürlich auch beim Mietpreis, der dann entsprechend günstiger ist. Aber davon habe ich nicht viel, wenn ich mich dort nicht sicher fühle und das ist mir bei meiner Wohngegend schon sehr wichtig, dass ich mich da eben auf die Straße trauen kann. Wenn ich nach einer neuen Wohnung suche, dann schaue ich auf jeden Fall auch nach dem Wohnviertel und ich würde auch von vornherein einzelne Viertel ausschließen, wohin ich nicht ziehen möchte.
Ich finde das Wohnviertel ebenfalls sehr wichtig. Gerade bei uns in der Stadt gibt es ein Viertel, das sehr negativ behaftet ist, sodass man direkt stigmatisiert ist, wenn man dort lebt. Das Viertel zeichnet sich durch die höchste Arbeitslosenquote, Kriminalitätsrate und dem höchsten Ausländeranteil aus. Dementsprechend reagieren die Menschen auch, wenn man dort lebt bzw. leben muss. Die Mietpreise sind günstig, wahnsinnig günstig, wenn man mit dem Rest der Stadt vergleicht - aber was bringt das, wenn dort jeder direkt stigmatisiert wird?
Bei Facebook in diversen Gruppen bekomme ich immer wieder Wohnungsgesuche von Menschen außerhalb mit und ein frisch approbierter Arzt wollte sogar in das Problemviertel ziehen und hat dort eine Wohnung gesucht. Da habe ich mich dann auch gefragt, ob er sich überhaupt bewusst ist, was das für ein Viertel ist. Ansonsten rate ich jedem potentiellen Neuzugang direkt davon ab, in dieses Viertel zu ziehen. Eine Bekannte von mir ist alleinerziehend und sie überlegt schon seit einer Weile, in meine Stadt zu ziehen. Da habe ich ihr dann auch direkt gesagt, dass sie nicht in dieses Viertel ziehen soll, weil das Kind es dann hinterher sehr schwer haben wird, überhaupt einen Job zu finden wegen der Stigmatisierung.
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