Könnt ihr in jeder Situation auf euch selber aufpassen?

vom 31.07.2012, 22:10 Uhr

Oft kommt ja bei anderen Menschen so eine Art Beschützerinstinkt heraus und dann hört man die Menschen, die gerade beschützt wurden sagen, dass sie auch sehr gut auf sich selber aufpassen können. Auch ich habe diesen Satz schon einmal gesagt. Aber dennoch glaube ich, dass es Situationen gibt, wo man nicht unbedingt auf sich selber aufpassen kann. Ich war auch schon mal in einer Situation, wo ich froh war, dass jemand in der Nähe war, der auf mich aufgepasst hat.

Könnt ihr wirklich in jeder Situation auf euch selber aufpassen oder seid ihr eher der Mensch, der einen Beschützer in eurer Nähe ganz gut findet? Habt ihr schon mal Situationen erlebt, wo der Beschützer gefragt war?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Mir geht das sehr häufig in Situationen so, wo man dann eben emotional wird. Wenn die Emotionen über einen hinweg kommen, dann ist es an sich ja auch recht häufig so, dass man dann falsch entscheidet, aus welchem Grunde dann auch immer, es ist eben einfach die Tatsache, dass man nicht bewusst und mit klarem Kopf entscheidet und vermutlich auch nicht entscheiden kann. Deswegen ist man in solchen Situation dann auch nicht dazu in der Lage, die Vor- und Nachteile einer Entscheidung zu begreifen, geschweige denn die Folgen. In solchen Fällen ist es natürlich sicherlich sehr schön, wenn man jemanden bei sich hat, der auf einen aufpasst und einem dann auch Einhalt gebietet, damit man nicht über die Stränge schlägt und einfach etwas tut, was man später bereut.

Ich hatte einen solchen Fall erst letztens bei mir im Freundeskreis und finde, dass es in vielen Fällen eben auch Freunde sind und auch sein sollten, die eben diese Beschützerrolle einnehmen, wenn es mal hart auf hart kommt. Auf jeden Fall war es so, dass sich meine Freundin mit einem jungen Mann verabredet hatte und nach dem dritten Treffen war sie reichlich deprimiert, weil sie sich in gewisse Hinsicht ausgenutzt kam, er wohl beim Sex sehr egoistisch gewesen wäre und hinzu kam dann noch, dass er in finanzieller Hinsicht wohl sehr geizig gewesen wäre. Auf jeden Fall erzählte sie mir dass alles dann und sagte am Ende, dass sie den Kontakt auf jeden Fall abbrechen wolle, weil sie eben sehr enttäuscht von dieser Beziehung wäre.

Diese Situation ist an sich ja keine neue, sondern vielmehr eine altbekannte, natürlich kommt es dann dazu, dass der Mann sich wieder meldet und auf einmal ist er auch besonders nett, weil er scheinbar merkt, dass die Frau mit dem letzten Treffen nicht sonderlich zufrieden war. Dann wird geschleimt und am Ende meint dann die Frau, sich doch mit dem Mann verabreden zu müssen, weil er sich verändert hätte, auf einmal Gefühle entstanden wäre oder aus welchem Grund auch immer. So war dass dann natürlich auch bei meiner Freundin und ich musste dann die Person sein, die ihr dann einfach eingeredet hat, dass das erneute Treffen ein Fehler war und sie es bereuen würde, nur noch mehr verletzt sein würde. Während man das macht, weiß man häufig auch nicht, ob man dann auf den Freund oder die Freundin hören soll und das später bereuen wird, aber es kommt häufig vor, auch bei mir, dass ich später froh bin, dass man mich praktisch vor mir selbst gerettet hat.

In anderen Situationen wo mir das schon passiert ist, war ich beispielsweise bei der Arbeit. Ich habe derzeit einen Aushilfsjob an der Tankstelle, der mir keinen großen Spaß macht, aber es werden dort dringend Leute gebraucht und ich kenne die Chefin. Auf jeden Fall kommt es häufiger vor, dass hier schon Leute herein kommen, die ausschauen als hätten sie in eine Zitrone gebissen und dann scheinbar auch meinen, wir wären ein Servicebetrieb. Es kommt häufiger vor, dass diese Leute dann unhöflich werden und es zu einer Auseinandersetzung kommt und in diesen Fällen bin in der Regel dann immer ich der Part, der gerne mal beleidigend wird und auch einfach mal seine Meinung sagt. Ich meine, es muss ja auch nicht sein, dass man sich so was gefallen lässt. An sich aber schadet es natürlich der Tankstelle und diese Leute sind auch nicht sonderlich begeistert, deswegen ist es mir dann schon häufiger passiert, dass eine gute Kollegin von mir eingesprungen ist und mich dann einfach abblockt und den Kunden beschwichtigt. Ich finde schon, dass sich mich in dieser Situation gewissermaßen rettet, ansonsten würde ich leicht schon mal in Schwierigkeiten kommen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich denke, dass dieses "Ich kann auf mich selbst aufpassen", einfach nur eine Abwehrreaktion auf die Hilfe eines anderen Menschen ist. Meist ist es so, dass man die Hilfe gerade dann am meisten gebraucht hat und dann ist man manchmal geschockt, weil man dachte, dass man das eigentlich alleine hinbekommt, es aber doch nicht geschafft hat. In dem Moment ist einem das manchmal richtig peinlich und man ist auch enttäuscht von sich selbst und möchte sich nicht eingestehen, dass man gescheitert ist.

Ich habe das auch schon mal gesagt und bei mir war das auch in einer Situation, in der ich auf jeden Fall auf die Hilfe angewiesen war. Ich wollte es aber in dem Moment nicht zugeben, da ich vorher so sicher war, dass ich das alleine schaffe und wie oben schon beschrieben war ich dann umso enttäuschter, dass ich es nicht alleine geschafft habe.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Immer mal kann jeder in eine Situation kommen, wo er Hilfe benötigt. Normalerweise kann ich auf mich selbst aufpassen. Trotzdem kann ich es nicht ausschließen, dass ich mich in einer unerwarteten Situation über Hilfe freuen und diese dankbar annehmen würde. Das kann schnell passieren, dass man stolpert und wird von einem völlig fremden Menschen aufgefangen. Warum sollte man diesen Menschen vor den Kopf stoßen und sagen, dass man gut selbst auf sich aufpassen könnte.

Das kann nur eine Reaktion auf sein eigenes Verschulden sein, weil man nicht aufgepasst hat und es unangenehm ist, dass man Hilfe bekam. Aber was ist daran so schlimm, dass man sich herzlich bei dem Hilfe leistenden Menschen bedankt, statt solch einen Spruch loszulassen? Man beleidigt damit den Menschen, der einem geholfen hat und das ist nicht fair.

Ich selbst mache es eben so. Wenn jemand Hilfe benötigt, bin ich zur Stelle. Oder wenn ich Hilfestellung leisten kann, wenn unterwegs etwas Unvorhergesehenes passiert, wo niemand mit rechnet, helfe ich, wenn ich kann. Aber solch einen Spruch will ich nicht hören. :

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich kann ja nicht sagen ob mich gleich eine giftige Schlange beißt. Oder ob gleich ein Komet auf die Erde stürzt und mich darunter begräbt. Ich denke ich kann mein bestes tun mich nicht selbst in Gefahr zu bringen, aber ich kann die Gefahren nicht von mir abhalten.

» adithedrumer » Beiträge: 2 » Talkpoints: 0,29 »


Da ich unter einer sehr schweren Phobie leide kann ich ganz klar sagen, dass ich definitiv nicht in jeder Situation auf mich selber aufpassen kann. Wenn mich meine panische Angst überfällt, dann bin ich teilweise, je nachdem wie schlimm der Anfall dann ist, nicht mehr in der Lage, mich selbstständig zu bewegen. Dann brauche ich natürlich Hilfe, weil ich oft auch aufhöre zu atmen und komplett erstarrt bin. Manchmal renne ich auch kopflos und panisch davon und ich würde nicht einmal einen LKW wahrnehmen, der direkt auf mich zufährt. Auch da würde ich also definitiv Hilfe benötigen, damit mein Leben nicht in Gefahr gerät.

Ich habe schon häufig diese Situationen erlebt, in denen mich meine Phobie überwältigt hat und ich hatte zum Glück fast immer jemanden bei mir, der in dieser Situation für mich da gewesen ist und der mir geholfen hat. Ich bin deswegen immer sehr froh darüber, wenn mich jemand irgendwo hin begleitet, wo ich noch nicht gewesen bin und wo ich deshalb nicht sagen kann, ob ein Grund zur Angst für mich besteht oder nicht. Ja, ich freue mich in dieser Situation definitiv, wenn ich jemanden an meiner Seite habe, der mir das Gefühl eines Beschützers vermittelt! Jemanden, der groß ist und stark, und dem ich vertrauen kann. Dann geht es mir immer viel besser, ich bin nicht so sehr verkrampft und ich bin auch von vorne herein mutiger, weil ich das Gefühl hat, dass jemand bei mir ist der mich beschützen kann und ich deswegen überhaupt nicht beunruhigt sein muss.

Generell kann ich, denke ich, schon ganz gut auf mich selber aufpassen, aber in mir unbekannten Situationen, in denen ich eine Gefahr für mich vermute, freue ich mich über einen Begleiter, in dem ich einen Beschützer sehen kann.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Also ich muss schon sagen, dass ich für diese Antwort sehr lange nachdenken musste und ich fand es wirklich schwierig, darauf eine Antwort zu finden. Da mir nicht sofort solche Situationen eingefallen sind.

Ich bin auch jemand, der eher sagen würde, dass ich auf mich selber aufpassen kann. Ich bin ziemlich überzeugt von mir und bin auch jemand, der vor niemanden Angst hat oder so. Ich habe aber durchaus Respekt. Also ich respektiere alles und ich kenne auch meine Grenzen. Es gibt aber Situationen, in denen ich auch nicht alleine klarkomme. Und das ist meistens dann, wenn ich in fremden Gebieten bin. Wenn ich mich in einem Gebiet nicht auskenne und auch keine anderen Leute da sind, die ich vielleicht fragen könnte, dann gerate ich sehr schnell in Panik und kriege auch Angst. Sonst fällt mir wirklich keine andere Situation ein.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke jeder Mensch kann zwangsläufig auf sich selber aufpassen und vor allem muss dies auch. Ich verstehe den Beschützerinstinkt und finde diesen bei meiner Frau auch total toll, aber zwangsläufig kann man einfach niemanden vor allem beschützen, denn wenn ich alleine bin, muss ich das doch auch alleine können oder etwa nicht?

Ich denke somit in jedem Falle, dass man auf sich selber aufpassen kann und auch muss und dies in jeder Situation. Man kann nicht alles Vorhersehen und Unfälle passieren jedem Menschen und selbst den vermeidlichen Beschützer. Wenn ich alleine bin, kann ich mich doch nicht auf andere Person die vorher meinen Beschützer spielten verlassen und stehe am Ende dann doof da, sodass man schon selber ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein haben sollte, um sich in jeder Situation schützen zu können.

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich war noch nie in einer Situation, in der ich nicht auf mich selbst aufpassen konnte. Ich will aber auch nichts herausfordern und meide daher gewisse Gefahrensituationen ganz bewusst. So gibt es bei uns in der Stadt zum Beispiel einen großen Platz, der als sozialer Brennpunkt gilt, weil sich dort Drogenabhängige treffen und es dort auch gerne mal zu Gewaltanwendung kommt. Die Polizei ist dort überfordert und sieht sich der Situation hilflos ausgeliefert, dass sogar am helllichten Tag! Es stand sogar in der Zeitung, dass es dort vor einigen Monaten zu einer Messerstecherei mit Todesfolge gekommen ist.

Da wäre ich ja ganz schön lebensmüde, wenn ich da trotzdem ständig hinlaufen würde, wenn ich doch weiß, wie gefährlich es dort ist. Da wäre ich alleine garantiert überfordert und könnte gar nicht auf mich selbst aufpassen. Würde ich das Gegenteil behaupten wäre ich entweder eine Lügnerin oder würde mich gnadenlos selbst überschätzen. Da ich aber Realistin bin, meide ich solche Orte eben und fahre damit besser.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich bin hier mal wieder mit mir selber uneins. Einerseits weise ich die Vorstellung, einen "Beschützer" zu brauchen, weit von mir, weil ich schließlich ein erwachsener Mensch bin und kein unmündiges Kind, geistig eingeschränkt oder ein tumbes Tier. Andererseits bin ich als untrainierte Weibsperson leider vielen Leuten, die mir Übles wollen würden, körperlich unterlegen und bräuchte also im Zweifelsfall schon jemanden, der mir dabei hilft, einem Angreifer die Kniescheiben zu brechen.

Wiederum andererseits kann ich in Alltagssituationen wirklich sehr gut auf mich selber aufpassen, da ich mich weder in gefährlichen Gegenden noch unter wilden Tieren aufhalte. Wenn ich meinem biederen Bürojob nachgehe und in meiner Freizeit ein bisschen im Park spazieren gehe, brauche ich definitiv keinen "Beschützer".

Unter dem Strich läuft es bei mir also wohl auf "ich kann auf mich selber aufpassen" hinaus. Zwar kann man immer Szenarien entwerfen und sich Dinge ausdenken, wo einem nur noch ein Dutzend Personenschützer, Chuck Norris und Dwayne "The Rock" Johnson helfen können, aber realistisch betrachtet wären Leute mit "Beschützerinstinkt" bei mir fehl am Platz. Auch mein eigener Beschützerinstinkt beschränkt sich auf kleine Kinder und maximal Tiere. Gesunde Erwachsene brauchen in meinen Augen nicht beschützt zu werden.

» Gerbera » Beiträge: 11313 » Talkpoints: 47,96 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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