Beruf nicht machen wollen, da andere unglücklich wirken?

vom 12.09.2015, 14:54 Uhr

Eine Bekannte von mir hat eine Tochter, die derzeit in der Pubertät ist. Sie macht jetzt von der Schule aus ein zweiwöchiges Praktikum, bei dem sie herausfinden soll, was ihr gefällt. Da sie später gerne Tierärztin werden möchte, hat sie das Praktikum auch in einer Tierarztpraxis absolviert.

Nach dem Praktikum hat sich ihr Berufswunsch auf einmal schlagartig geändert. Sie meinte, dass die Tierärztin nicht besonders glücklich mit ihrem Beruf gewesen wäre und ihr auch häufiger erzählt hätte, dass viele Tiere leiden müssen, da die Menschen sie nicht richtig halten. Dagegen kann man auch als Tierarzt eher wenig tun.

Ich finde es schade, dass sie deswegen ihre Entscheidung ändern möchte, denn hätte sie das Praktikum bei einem ''glücklichen'' Tierarzt gemacht, wäre es anders verlaufen. Habt ihr eure Berufswahl schon mal geändert, da ihr Leute gekannt habt, die in diesem Beruf unglücklich gewesen sind? Sollte man sich da nicht lieber an anderen Sachen orientieren, da der Beruf ja auch nicht für jeden der richtige ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Also ich orientiere mich schon an den Mitarbeitern, wenn diese unglücklich sind und mir von einer Arbeit oder einem Beruf abraten, dann würde ich mir wohl auch etwas anderes suchen und gerade der Beruf des Tierarztes ist sehr oft ziemlich traurig. Ich würde daher sagen, sie sollte mal ein Praktikum in einem Zoo als Tierpflegerin absolvieren, wenn sie sehr gerne mit Tieren arbeitet.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich glaube, dass es immer Menschen gibt, die in dem Job unglücklich sind und das nicht zwingend für einen selber zutreffen muss. Manchmal hat man einfach etwas angefangen, was einem keinen Spaß macht und mit dem man einfach nur Geld verdient und dann ist es auch so, dass man anders darüber denkt als jemand, der das wirklich gerne machen will. Manchmal hat man aber auch einfach eine komische Vorstellung von gewissen Jobs und da sind solche Praktika ganz gut.

In dem Fall hat die Kleine ja gemerkt, dass es eben nicht nur die süßen Tiere sind, die da vorbei kommen, sondern eben vor allem kranke Tiere, denen es nicht gut geht. Das hätte man selber schon mal merken können, aber gerade als Teenager sieht man das ja gerne mal ein bisschen zu nett.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich denke sie wurde da einfach mal mit der Realität konfrontiert und hat nicht nur die niedlichen kleinen Tierchen gesehen die dann gesund die Praxis auch wieder verlassen. Über solche Aspekte machen sich viele einfach keine Gedanken vorher und sehen alles nur von der tollen und positiven Seite. Aber besser das selbst erkennen nach einem kurzen Praktikum als erst eine Ausbildung zu machen und dann mehrere Jahre für diese Erkenntnis brauchen, dass eben nicht alles so toll ist wie man sich das vielleicht vorgestellt hat.

Aber es gibt auch in jedem Beruf welche die darüber glücklich sind und unglücklich. So gibt es Menschen die machen ihren Job nur damit es am Monatsende auch Geld gibt, andere sind mit voller Begeisterung Kanalreiniger, auch wenn andere das wohl nicht so toll finden und darüber eher unglücklich sind. Man muss auch selbst wissen was man sich zutrauen kann, woran man Freude hat und wie man auch mit Dingen wie Tod umgeht.

Ich selbst habe im Rettungsdienst gelernt. Du kannst dir nicht vorstellen wie oft ich gehört habe, dass man das nicht könnte wegen Blut und Tod. Mich stört beides nicht und ich kann damit leben, finde es dagegen sogar ganz Interessant den Bereich und hatte Spaß dabei. Andere sind nur erschienen und haben das gemacht damit sie ihr Geld verdienen was zu wenig war, und andere finden es toll und kommen auch mit dem wenigen Geld aus. Mich hat das mit der Zeit ebenfalls frustriert von den Rahmenbedingungen her und habe dann auch den Beruf gewechselt.

Denn auch das steht jedem Frei selbst wenn man bereits mehrere Jahre in einem Beruf gearbeitet hat und diesen gelernt, kann man immer etwas anderes und neues machen wenn die alte Arbeitsstelle nicht mehr befriedigt, man den Spaß daran verloren hat oder selbst unglücklich ist. Aber pauschal und generell von jedem Beruf absehen den andere schlecht finden für sich selbst, halte ich für den falschen Weg. Jeder muss seine eigenen Erfahrungen dazu machen und jeder sieht einen Beruf auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln, mal nur das positive, mal nur das negative und die Realisten die beide Seiten anschauen.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Das kommt doch eindeutig auf den Beruf an und auf den Menschen an sich. Ich bin zum Beispiel ein Mensch, der zu viel Routine als tödlich und langweilig empfindet. Daher wäre ein Job in der Verwaltung mit stupiden Büroarbeiten überhaupt nichts für mich. Ich habe sogar mal Praktika in der Stadtverwaltung gemacht, wobei ich da einen Einblick in Sozialamt, in die Verwaltung und ins Bauamt sowie Bürgerbüro erhalten habe. Aber da ist es eben immer dasselbe, weil da Anträge gestellt und bearbeitet werden. In so einem Job wäre ich nicht glücklich geworden und wäre fast krepiert vor Langeweile.

Es gibt aber Menschen, die brauchen so viel Routine und die brauchen gar nichts anderes, als ihre Arbeit auf diese Weise erledigen und fertig. Die wollen nicht körperlich anstrengend arbeiten müssen und die wollen auch nicht hoch komplex denken müssen auf Arbeit, um zig Sachen zu beachten. Für die wäre so ein Job doch perfekt. Man sollte anfangen, die Menschen als Individuen wahrzunehmen, denn jeder ist anders und hat dementsprechend auch andere Präferenzen und Bedürfnisse.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde hier eigentlich, dass die Entscheidung, lieber doch keine Tierärztin zu werden, nicht vom "Glück" der Tierärztin abhängig ist, sondern von durchaus objektiven Fakten. Es ist ja schließlich eine Tatsache, dass viele Leute ihre Haustiere schlecht behandeln und man als Tierarzt auch mit Leiden und Tod konfrontiert wird und nicht jeder kommt damit gleich gut zurecht. Ich fände es sogar eher befremdlich, wenn ein Tierarzt grinsend darüber hinweggehen könnte, dass ihm ein halbtot geschundenes Haustier präsentiert wird, weil der Job an sich ja so supertoll ist. Sprich, meiner Meinung nach hat die erwähnte Tierärztin schließlich nicht grundlos "unglücklich gewirkt.".

Irrational wäre die Schlussfolgerung gewesen, wenn die Praktikumschefin beispielsweise wegen Zahnweh oder Liebeskummer unglücklich gewesen wäre. Aber generell muss man wohl früher oder später lernen, dass es den "Traumberuf", in dem man immer glücklich ist, schlicht nicht gibt. Selbst die ganzen Stars vor der Kamera, die immer strahlend schön und voller Selbstbewusstsein nur Positives zu sagen haben, verkaufen ja an sich nur Illusionen. Und um die Pubertät herum ist nun mal die Zeit, in der die Kinderträume allmählich platzen und von der Realität überholt werden. Das kann man schade finden oder auch nicht, jedenfalls ist es normal.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^