"Autopilot" im Alltag - positive oder negative Folgen?

vom 01.08.2015, 09:46 Uhr

Seit Kurzem befasse ich mich ein bisschen mit der Praxis der Achtsamkeitsmeditation. Wenn man es grob vereinfacht und den philosophischen Aspekt ausklammert, geht es darum, nicht immer nur in Gedanken völlig woanders zu sein und überhaupt nicht wahrzunehmen, was gerade hier und jetzt passiert.

Man versucht mittels verschiedener Übungen, aber auch im Alltag, zu bemerken und zu unterscheiden, wie sich die Realität im Verhältnis zu den zahllosen Gedanken, Gefühlen, Bewertungen und Befürchtungen verhält, die oft unkontrolliert und unstrukturiert durch unser Gehirn schwirren.

Wenn der Übende allmählich gewahr wird, dass das ewige Summen und Wirbeln im Kopf nicht viel mit der konkreten Realität zu tun hat und wie viel man verpasst, wenn man gedanklich ständig woanders ist, sollen sich positive Nebeneffekte wie (unter anderem) höhere Stressresistenz, bessere Konzentrationsfähigkeit und ein besserer Umgang mit Emotionen einstellen.

Die Theorie klingt somit ganz verheißungsvoll, aber andererseits frage ich mich auch, ob es wirklich immer so schlecht ist, wenn man im Alltag viel Routine hat und die Zeit mit Tagträumen oder Nachdenken verbringt.

Wenn ich im Zug sitze oder zur Post marschiere, sollte ich also theoretisch achtsam auf meine Umgebung, meine Gedanken und meine Gefühle achten, aber da gibt es in meinem Pendlerdasein nur selten etwas Neues oder Interessantes, welches sich zu beachten lohnt. Oft vergeht die Zeit viel angenehmer und ich bin viel entspannter, wenn ich vom Urlaub träume oder mir geistige Notizen mache.

Findet ihr den "geistigen Autopilot", der uns oft durchs Leben steuert, im Großen und ganzen positiv oder negativ? Es stimmt ja eigentlich schon, dass man viel verpasst, wenn man seine Umgebung ständig ausblendet, aber es ist auch nicht immer praktisch, wenn man seine Gedanken gar nicht schweifen lässt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich glaube, dass diese Achtsamkeitsmeditation nur dann geeignet ist, wenn man sich besonders Zeit dafür nimmt. Man kann nicht den ganzen Tag achtsam sein und das wäre vielleicht auch nicht erstrebenswert. Denn wie du schon schreibst, manchmal erlebt man Langweiliges und das muss man ja nicht noch besonders achtsam wahrnehmen. Wenn man gerade ohnehin nur mit der Bahn fährt, dann ist es ja nicht schlimm, in Gedanken woanders zu sein.

Für mich passt diese Achtsamkeit eher dann, wenn man sich bewusst Zeit nimmt, etwa wenn man spazieren geht oder auf einer Bank sitzt und die Natur um sich herum betrachtet. Dann mag es sinnvoll sein, alle Eindrücke wahrzunehmen. Aber das kann man nicht den ganzen Tag machen.

Ich habe auch mal von MBSR gehört. Das steht für Mindfulness-Based-Stress-Reduction und das ist wohl auch etwas, was in diese Richtung geht. Ich kenne das Konzept nicht genau und wollte mich auch mal mehr damit befassen.

Grundsätzlich finde ich solche Entspannungsverfahren nicht schlecht. Ich habe auch mal autogenes Training und PMR gelernt, aber es macht mit keine Freude, das selbst zu machen. Wenn man in so einem Kurs ist und es liest einem jemand etwas vor oder gibt die Instruktionen zum autogenen Training, dann finde ich es schön und könnte dabei einschlafen, aber selbst machen bringt es irgendwie nicht.

Und für mich ist es manchmal gerade entspannend, wenn ich Tagträumen nachgehen kann oder wenn ich alles geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe und mich dann zu einem Schläfchen hinlege oder wenn ich einfach nur aus Spaß Auto fahre.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Man muss ja nicht den ganzen Tag achtsam sein und entsprechende Übungen machen. Das fände ich auch total übertrieben. Ich habe vor kurzem eine sehr interessante Dokumentation gesehen, die mir eine Freundin empfohlen hat. Die DVD ist von "Geo Wissen" und heißt "Gelassenheit lernen". Dort hieß es dann auch, dass man schon bei 15-30 Minuten Meditation und Achtsamkeit täglich eine Verbesserung der Stressresistenz erreichen könne und man dann auch anders mit Emotionen und Konflikten umgehen würde. Ich fand die Doku sehr interessant und kann sie jedem empfehlen, der daran interessiert ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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