Nach OP - Urlaub statt Krankschreibung?
Neulich hat mir meine Schwester erzählt, dass bei ihnen in der Firma zwei Mitarbeiter sich einer Operation unterziehen mussten. Eine Kollegin hatte einen Nabelbruch und der Kollege hatte einen Leistenbruch. Nun ist es so, dass die Kollegin ambulant in einer Tagesklinik operiert wurde und sich bereits am zweiten Tag nach der OP gesund schreiben ließ und nun noch zwei Wochen Urlaub anhängt, da sie noch recht starke Schmerzen hat. Das ist kaum verwunderlich nach so einer Operation. Sie hat Angst, dass sie sonst ihren Job verliert. Diese Angst ist laut meiner Schwester unbegründet, da sie ein gute Mitarbeiterin und eine Operation grundsätzlich kein Kündigungsgrund sein darf.
Nun steht der Kollege bei den anderen ziemlich blöd da, da er nach seiner Operation zwei Wochen krank geschrieben war bevor er wieder auf der Arbeit erschienen ist. Ehrlich gesagt verstehe ich das Problem nicht so ganz. Wenn man krank ist, ist man krank. Da ist man nun mal zu Hause und nimmt sich dafür doch nicht extra Urlaub. Würdet ihr euren Urlaub verwenden, um euch nach einer notwendigen Operation erholen zu können, nur damit ihr vor dem Chef gut dasteht? Kennt ihr auch solche Fälle?
Ich kenne leider eher den anderen Fall. Jemand muss sich einer Operation unterziehen, die sinnvoll aber nicht absolut dringend oder sogar notwendig ist. Um aber keine Urlaubszeit zu verlieren, in der man schöne Dinge machen kann, lassen sich manche Personen dann entsprechend lange krankschreiben.
Ich kann beide Positionen verstehen: Wenn man krank ist, ist man krank und die Gesundheit geht immer vor. Und die andere Position: Man will die Kollegen und die Firma nicht unnötig belasten und versucht eine Lösung zu finden, die für die Mehrheit der Mitarbeiter die sozialere Variante ist.
Ich muss natürlich zugeben, dass ich einen der krisensichersten Arbeitsplätze überhaupt habe. Ich bin zwar nicht im klassischen Sinne "unkündbar", aber so nahe daran, wie man außerhalb des Beamtenstandes sein kann. Außerdem bin ich von der Qualifikation her nicht schön, aber selten, erträglich im Umgang und errege keine Aufmerksamkeit, sodass auch auf zwischenmenschlicher Ebene kaum ein Grund besteht, mich loswerden zu wollen.
Vor diesem Hintergrund würde ich natürlich den Teufel tun und meine paar Urlaubstage hernehmen, um mich von einer Operation zu erholen. Als Arbeitnehmerin habe ich schließlich auch verbriefte Rechte, und dazu gehört das auf Erholungsurlaub. Man darf sich schließlich sogar im Urlaub krankschreiben lassen und bekommt die Tage dann nicht angerechnet. Ich kenne zwar niemanden, der das tut, aber ich würde selbst davor nicht zurückschrecken.
Außerdem habe ich den Eindruck, dass sich viele ArbeitnehmerInnen ihrer Rechte gar nicht bewusst sind, weil man ihnen erfolgreich vermittelt hat, dass sie ja froh sein können, überhaupt einen Job zu haben und quasi ständig mit einem Bein auf der Straße stehen. Solche Mitarbeiter haben natürlich für das Unternehmen handfeste Vorteile, weil sie immer brav spuren und lieber persönliche Nachteile in Kauf nehmen als negativ auffallen, weil sie menschliche Bedürfnisse haben.
Von daher weiß ich natürlich nicht, ob die betroffene Person wirklich in einem derart prekären Beschäftigungsverhältnis steht, dass man sie tatsächlich unter einem Vorwand feuern würde, wenn sie sich krankschreiben lässt, oder ob sie sich nicht aus falsch verstandener Loyalität, Gruppenzwang oder irrationalen Ängsten heraus ins eigene Bein schießt.
Bei einer Operation, der man sich unterziehen muss, weil es einfach notwendig ist, finde ich das total unnötig und eben auch unschön den Kollegen gegenüber. Darum würde ich das nicht machen und bei der Krankschreibung bleiben und sicher nicht meinen Urlaub dafür verwenden, um wieder gesund zu werden. Ich würde auch sagen, dass das im Kollegenkreis nicht gerade beliebt ist, weil es die Kollegen in eine Zwickmühle bringt, die das gleiche Problem haben. Auch darum würde ich das nicht so machen.
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