Was tun bei fehlenden Gehaltsangaben in Ausschreibungen?
In einem anderen Beitrag ging es darum, ob Stellenausschreibungen eine Gehaltshöhe beinhalten sollten. Mich würde interessieren, wie Ihr mit fehlenden Gehaltsangaben umgeht. Mich stört es nämlich schon, wenn ich bei einer Stellenausschreibung nicht weiß, wie viel ich da verdienen würde und mich ins Blaue hinein bewerben muss, um dann erst beim Vorstellungsgespräch zu erfahren, welches Gehalt angedacht ist.
Dabei erinnere ich mich etwa an einen Job, bei dem ich tatsächlich erst erfahren habe, was es zu verdienen gibt, also das Vorstellungsgespräch zu seinem Ende gekommen war. Und der Lohn war festgelegt, die haben den vorher nur nicht nennen wollen, weil er auch gering war und das war für mich ein Grund, die Stelle nicht anzunehmen. Es entsteht aber schon eine peinliche Situation, wenn man merkt, dass der angedachte Lohn deutlich unter den eigenen Vorstellungen liegt und wenn man dann schon weiß, dass man das Angebot deswegen nicht will. Hätte man den Lohn vorher gewusst, wäre beiden Seiten das erspart geblieben.
Ich habe es schon ganz oft erlebt, dass das Gehalt vorher feststeht. Im Vorstellungsgespräch wird einem dann der Tarifvertrag präsentiert, in dem der Lohn bis auf zwei Stellen hinterm Komma festgelegt ist oder man fragte mich, was ich mir vorstelle; ich sage eine Zahl und dann kommt als Antwort, dass für die Stelle Gehalt XY vorgesehen ist. Die weit verbreitete Annahmen, dass das Gehalt immer Verhandlungssache ist, kann ich somit überhaupt nicht bestätigen. Das mag in wenigen Fällen so sein, aber meistens gibt es Vorgaben, die nur nicht genannt werden.
Wenn man gar keine Ahnung hat, welches Gehalt gezahlt wird, dann antwortet man bei der Frage danach, was man sich vorstellt, ja auch total daneben und unterschätzt sich oder überschätzt sich total, was auch wieder nicht gut ankommt. Also muss man versuchen, das vorher irgendwie herauszufinden. Um nun aber zu vermeiden, dass ich erst im Vorstellungsgespräch vom Lohn erfahre, habe ich es bisher entweder so gemacht, dass ich im Personalbüro angerufen habe und nachgefragt habe oder ich habe nach den Tarifverträgen recherchiert, die für das Unternehmen gelten.
Was macht Ihr denn, wenn Ihr Euch bewerben wollt, aber bei einer Ausschreibung kein Gehalt steht? Forscht Ihr nach? Ruft Ihr vorher an?
Ich sehe eigentlich keine Gründe, wieso man das Gehalt unbedingt vorher wissen muss. Natürlich spart man sich vielleicht etwas Aufwand, andererseits sammelt man ja auch eine wertvolle Erfahrung. Und ich sehe es nicht als peinlich an, wenn man ein Angebot aufgrund eines zu niedrigen Gehalts abschlägt. Ganz im Gegenteil, wenn der Arbeitgeber interessiert ist, wird er sein Angebot ja vielleicht noch einmal überdenken. So fest, wie es oft erzählt wird, sind die Angebote nämlich oft gar nicht.
Man kann solche Situationen aber auch einfach umgehen, indem man seinen Gehaltswunsch in der Bewerbung angibt. Ein Arbeitgeber, der diesen Gehaltswunsch nicht erfüllen kann, wird in aller Regel nicht zum Vorstellungsgespräch einladen. Und wenn man dann im Vorstellungsgespräch doch eine niedrigere Summe genannt kriegt, weiß man, dass man Verhandlungsspielraum hat.
Davon abgesehen würde ich eine Entscheidung für oder gegen eine Stelle nie vom Einstiegsgehalt abhängig machen, es sei denn es liegt massiv daneben (>30%). In meinem Bereich gibt es aber auch noch einmal eine große Dynamik in den ersten ein bis zwei Jahren im Job. Da können Steigerungen im Bereich von 20-30% locker möglich sein. Außerdem spielen Faktoren wie Arbeitsbedingungen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten eine viel größere Rolle als das Gehalt.
Ein Tarifvertrag zeigt doch nur die untere Grenze auf. Aber ich selbst weiß doch wie viel ich bekommen will für meine Arbeit. Und dann ist es eben doch wieder Verhandlungssache, was man am Ende im Vertrag stehen hat. Es kommt dann wohl eher auf das eigene Selbstbewusstsein an und auf das Verhandlungsgeschick, ob man sich so verkaufen kann, wie man sich das vorgestellt hat.
Dass Firmen versuchen nur den tariflichen Mindestlohn zahlen zu müssen, ist doch normal. Das sind die Gesetze der Marktwirtschaft. Da muss man nicht vorher wissen, was im Tarifvertrag steht. Man muss nur darauf vorbereitet sein, dass das Angebot der Firma nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Wobei ich auch dazu rate, dass man seine Wünsche höher ansiedelt, wie das was man eigentlich verdienen will. Nach unten kann man sich dann immer noch handeln lassen.
In der Regel ist es doch so, dass man selbst weiß, was man mindestens verdienen will. Das ist dann immer das Maß, dem sich alles andere unterordnen muss. Verkauft man sich dann später trotzdem unter der eigenen Minimalvorstellung, so hat die eigene Minimalvorstellung nicht gestimmt!
Ich halte es aber grundsätzlich für ein Gerücht, dass das Gehalt immer und in jedem Fall vorher feststeht. So sind - so kenne ich es - IMMER Verhandlungsspielräume drin. Da kann es keine fixe Vorstellung geben. Selbst bei Arbeitsstellen im öffentlichen Dienst (wo die Bezahlung sehr transparent ist!) wird ja höchstens die Besoldungsstufe angegeben. Da jetzt das Gehalt auch z.B. an Hand des Alters variiert, kann kein Zahlenwert angegeben werden.
Im Großen und Ganzen werden schon recht ähnliche Beträge geboten. Ansonsten hätten Unternehmen, die (deutlich) weniger bezahlen, kaum eine Chance auf Angestellte. Insbesondere, wenn sie wollen, dass die Angestellten auch bleiben. Jede Eigenkündigung ist ja auch immer mit einem Wissensverlust verbunden.
Ganz schlecht fände ich ein telefonisches "anfragen" nach dem möglichen Gehalt. Denn ohne die genaue Qualifikation zu kennen, wird doch kein Arbeitgeber seriöse Angaben machen können. Und die Qualifikationen sind ja bei jedem Bewerber anders. Und natürlich wird man Erfahrung auch teurer bezahlen müssen. So wird ein älterer Bewerber sicher andere Vorstellungen haben, als ein jüngerer Bewerber.
Ich kenne das eigentlich nur von Studentenjobs so, dass man nicht immer weiß, wie viel man verdient. So hatte ich mal einen Job als Werkstudent, wobei da nicht mal der Chef wusste, wie viel die Studenten verdienen, weil das alles zentral geregelt worden ist und der Chef seine eigene Abteilung hatte und davon nicht viel mitbekommen hat. Darüber hinaus kenne ich das so, dass bei den normalen Jobs eben direkt in der Stellenausschreibung drin steht, wie viel verdient werden würde, allerdings kommt das sicherlich auf die Branche an.
In meiner alten Branche steht eigentlich nie das Gehalt dabei. Das ist, wenn überhaupt, nur bei Arbeitgebern der Fall, die unglaublich wenig bieten. Dafür wird normalerweise nach der Gehalt Vorstellung gefragt. Da habe ich nie irgendwas gefragt oder erforscht. Gehaltsvorstellung plus 15 Prozent Verhandlungsspielraum und fertig.
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