Eine Beziehung erst respektieren, wenn verheiratet?
Angeblich soll es ja Menschen geben, die eine Beziehung mehr respektieren, wenn die involvierten Beziehungspartner miteinander verheiratet sind. Ich verstehe diese Logik ehrlich gesagt nicht so ganz. Für mich hat der "Status" in dem Sinne nichts mit Respekt zu tun. Respekt hängt doch von anderen Faktoren ab. Kennt ihr Menschen, die eine Beziehung erst oder sogar mehr respektieren, wenn beide Partner miteinander verheiratet sind? Warum ist das so? Wie geht ihr mit solchen Menschen um?
Gerade für ältere Menschen ist meiner Erfahrung nach die Ehe noch etwas Wichtiges und Ultimatives. Gerade bei denen ist die Ehe "mehr wert" und es wird ja dann auch oft vorausgesetzt zu heiraten.
Persönlich halte ich nichts von der Ehe als ultimative Liebesbekundung. Es stimmt, eine Ehe hat Vorteile im Bezug auf Steuern und auch zur Absicherung des Partners und der Kinder. Diesbezüglich würde ich eine Hochzeit durchführen, aber bezüglich der Liebe habe ich keinen Drang zu heiraten.
Da ich aber bereits einmal verheiratet war, habe ich gelernt, dass sich durch eine Ehe nichts ändert.
Ich denke schon, dass es da auch auf den Menschen ankommt und wie dieser bisher seine Beziehungen geführt hat. Wenn man sich durch die Betten gehüpft hat, wird man eine neue Freundin sicherlich nicht so Ernst nehmen wie bei einem Menschen, der immer nur langlebige Beziehungen geführt hat. Ansonsten finde ich es absolut egal, wie jemand eine Beziehung führt, das muss jeder selber wissen und ich nehme es so hin, wie es mir gesagt wird, also wenn man der Meinung ist, dass man ein Paar ist, dann ist man das in meinen Augen auch.
Natürlich ist es nochmal etwas anderes, wenn man dann heiratet, aber deswegen führt man nicht erst eine richtige Beziehung. Man muss doch heutzutage nicht mehr heiraten und kann auch so eine glückliche Beziehung führen.
Täubchen hat geschrieben:Kennt ihr Menschen, die eine Beziehung erst oder sogar mehr respektieren, wenn beide Partner miteinander verheiratet sind?
Natürlich kenne ich solche Menschen. Die dürfte wohl jeder kennen, der nicht als Eremit ohne soziale Kontakte irgendwo im Nirgendwo lebt. Schließlich sind Menschen verschieden und haben unterschiedliche Ansichten und Meinungen.
Täubchen hat geschrieben:Warum ist das so?
Allzu viel Empathie ist wohl nicht nötig, um zu verstehen, warum das so ist. Der Klassiker sind sehr religiöse Menschen, die eine Beziehung, die vor Gott geschlossen ist, höher ansehen als eine, die nur so besteht. Auch wenn selbst Katholiken mittlerweile vorehelichen Sex haben oder unverheiratet in einer Partnerschaft leben, bleibt das Sakrament bestehen und gibt der Ehe einen besonderen Stand. Das kann wohl jeder verstehen, auch wenn er komplett andere Ansichten vertritt.
Dann hätten wir noch die Nummer mit der Verantwortung. Auch wenn man den Glauben weglässt, bindet man sich ganz anders an einen Menschen, wenn man heiratet. Denn man geht ganz andere Verpflichtungen ein und kann sich auch nicht einfach so trennen. Das kommen eben die ganzen Paragrafen den Bürgerlichen Gesetzbuchs zum Tragen. Wer sich und seinem Partner das zutraut, meint es offensichtlich ernst. Auch das kann man anders sehen, aber leicht verständlich bleibt es eben doch.
Und dann kommen die wirtschaftlichen Belange. Die interessieren in der Regel eher Arbeitgeber. Wer verheiratet ist, der hat Verpflichtungen. Dem überträgt man - zumindest in konservativen Kreisen - eher Verantwortung. Außerdem ist so jemand gefühlt eher geneigt, loyal zu sein und sich wenig zu verändern. Dazu kommen die praktischen Belange. Mit Frau, Kind, Kegel und Eigenheim riskiert man seltener Arbeitslosigkeit und neigt auch weniger zum Umzug. Rein aus dem Bauch raus, ist so jemand ein zuverlässigerer und konstanterer Mitarbeiter. Das stimmt natürlich nicht wirklich und man kann komplett anders denken, aber der Standpunkt ist nachvollziehbar, oder?
Täubchen hat geschrieben:Wie geht ihr mit solchen Menschen um?
Wie soll man denn mit solchen Menschen umgehen? Es gibt weder eine Gedankenpolizei, noch muss man sich unbedingt über das Thema unterhalten. Man nimmt es halt zur Kenntnis und macht sein Ding. Bei Familie und Freunden kann man das doch einfach lassen. Im Beruf muss man sich eben umorientieren, wenn ohne Ehe keine Karriere drin ist oder nachgeben und heiraten. Eigentlich ist es doch meist ziemlich egal und kein Dauerthema.
Ich kenne auch ein paar Leute, die großen Wert auf den Ehestatus legen und mit diesem einer Beziehung mehr Wert zuschreiben. Nun, ich für meinen Teil habe genug Ehen gesehen, die nach kurzer Zeit wieder auseinander gingen oder auch während des Bestehens weniger fest, intim und respektvoll wirkten als so manche Beziehung. Es ist ja nicht so, als ob man unbedacht, zu früh oder generell aus den falschen Gründen heiraten könnte oder dass man sich danach nicht wieder trennen kann.
Das erinnert mich an Freunde, die seit mehreren Jahren zusammen sind und nach einer Wohnung gesucht haben. Einer der Vermieter erklärte, ihm wäre es natürlich lieber, wenn die beiden verheiratet wären, aus dem Grund, dass sich ein unverheiratetes Paar ja jederzeit trennen könnte, was dann wohl einen Auszug zur Folge hätte. Davon auszugehen, dass ein verheiratetes Paar das bei besonderen Vorfällen nicht einfach so trennen kann, wenn auch nicht sofort auf dem Papier, ist etwas blauäugig. Eine Bekannte hat ihren Mann vor einigen Jahren mit einer Kollegin im Bett erwischt. Die hat noch am selben Abend die gemeinsame Wohnung für immer verlassen.
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