Partner redet nur von Arbeit - muss man das hinnehmen?
Ich habe eine Bekannte A deren Freund B ebenfalls Jurist ist, wie mein Freund auch. Die beiden (B und mein Freund) kennen sich seit ihrem Studium. Mein Freund arbeitet nun schon einige Zeit in seinem Beruf, B hat mit seinem Examen etwas länger gebraucht und ist erst vor einiger Zeit eingestiegen. Er hatte auch ziemlich großes Glück, denn er wurde in einer Kanzlei angenommen die ihm sehr gut gefällt und wo die Atmosphäre auch gut ist.
Als wir uns vor einiger Zeit getroffen haben, hat er auch begeistert davon erzählt und meinte, dass er sich sehr wohl fühlt. Er hat aber auch alles sehr detailliert beschrieben und teilweise wirklich quasi eins zu eins wiedergegeben, was wer zu welchem Zeitpunkt gesagt hat. Eigentlich hat er das Gespräch dominiert und keiner wollte ihn unterbrechen, denn wir wussten, dass er neu ist auf der Arbeit und da hat man am Anfang einfach das Bedürfnis viel davon zu erzählen.
Inzwischen ist das ein Jahr her und es hat sich nichts geändert. Seine Freundin erzählte mir, dass er Abends nach Hause kommt und sie überhaupt gar keine Zeit hat etwas von ihrem Alltag zu berichten, denn er beginnt direkt zu erzählen, was in der Kanzlei passiert ist. Dabei wir kein Detail ausgelassen und genausten geschildert, wer wann was gesagt hat, was man gegessen hat und wie was verlaufen ist.
Inzwischen verspürt sie schon eine Wut auf die Kollegen, von denen sie immer und immer wieder erzählt bekommt und kann auch den Abend mit ihrem Freund gar nicht mehr genießen. Wenn sie sich abends nicht sehen, sondern telefonieren ist es das gleiche Spiel und wenn sie ihn darauf hinweist, dass er sehr viel von der Arbeit redet, dann ist er beleidigt und sagt nichts mehr. Wenn er dann was sagt, bricht er schnell wieder ab und meint ''das kann ich nicht erzählen, das hat jemand auf der Arbeit gesagt'', so dass sie dann wieder geneigt ist zu sagen, dass er es erzählen soll.
Mein Freund wundert sich nicht über das Verhalten und meint, dass es normal ist wenn man Abends viel von der Arbeit erzählt, wenn man einfach den ganzen Tag über nichts anderes gemacht hat. Ich selbst finde das aber schon etwas außergewöhnlich und habe auch den Verdacht, dass die beiden sich möglicherweise trennen werden. Könntet ihr das hinnehmen, wenn euer Partner den ganzen Abend lang über nichts anderes reden würde, als über seine Arbeit? Macht ihr das selbst vielleicht auch? Was ist noch in Ordnung und wo ist eurer Ansicht nach die Grenze?
Ich höre ganz gerne zu, weshalb es mir nichts ausmacht, wenn ich nicht diejenige bin, die ein Gespräch dominiert. Allerdings wäre es für mich nicht angenehm, nie bei einem Gespräch richtig zu Wort zu kommen, da mein Partner so unglaublich viel von sich erzählen würde. Das würde mich auch extrem stören, wobei ich die ersten Wochen aber wohl nichts sagen würde, zumindest würde ich mich nicht beschweren. Immerhin ist es tatsächlich normal, dass man sehr viel zu erzählen hat, wenn man neu in einem Beruf anfängt oder eine neue Schule besucht. Man gewinnt ja sehr viele neue Eindrücke, von denen man eben auch erzählen möchte und das ist ja eigentlich auch bei jedem so, zumindest dann, wenn es eben gut gefällt.
Würde mein Partner jedoch immer nur von sich reden und das auch nach einigen Wochen noch, dann würde ich ihm ganz klar sagen, dass ich das nicht in Ordnung finde und dass ich auch gerne mit ihm über mich oder über andere Themen reden würde, die nichts mit seiner Arbeit zu tun haben. Ich würde dabei auch offen ansprechen, dass mich das eben sehr stören würde, dass ich selbst gar nicht richtig die Chance hätte, zu Wort zu kommen und dass ich mir auch andere Gesprächsthemen für uns wünschen würde.
Nur weil mein Partner dann verletzt oder beleidigt wäre, wäre das für mich kein Grund, ihn deshalb weiterhin rund um die Uhr von sich erzählen zu lassen. Immerhin muss man doch ansprechen, was einen stört und wenn der Partner dann gleich meint, beleidigt sein zu müssen, nur weil man ihm die Wahrheit sagt, dann ist es eben so. Ich würde dann trotzdem bei meiner Meinung bleiben. Immerhin ist es doch nicht schön und auf Dauer sogar sehr belastend, wenn man immer beim Abendessen zusammen sitzt, ständig aber nur von irgendwelchen Kollegen erzählt bekommt, die einen gar nicht interessieren.
Mir kommen Leute auch sehr schnell selbstverliebt, überheblich und arrogant vor, wenn sie nur von sich selbst erzählen und sich gar nicht richtig für andere interessieren. Ich muss zugeben, dass ich ein großes Problem damit hätte, mit so einer Person zusammen zu sein und vor allem dann, wenn sie sich nicht ändern würde, dann würde ich auch keine positive Zukunft für uns beide sehen. Mich würde es auf Dauer ja nicht glücklich machen, ständig solche misslungenen Gespräche führen zu müssen.
Mein Partner erzählt mir eigentlich nur sehr wenig von der Arbeit und oftmals auch erst, wenn ich eben gezielt danach frage. Das finde ich dann auch schon wieder schade und freue mich immer, wenn er dann mal von sich aus etwas erzählt. Wenn er sich mitteilen möchte, höre ich auch gerne zu. Es wird dann aber eben nicht nur über die Arbeit gesprochen, sondern durchaus auch über andere Dinge.
Ich würde meinem Partner schon sagen, dass mir das Gerede über die Arbeit zu viel wird, wenn er mich damit wirklich jeden Abend in Grund und Boden quatscht. Es ist sicherlich nicht leicht, wenn er dann gleich so beleidigt reagiert, aber ich würde schon versuchen, ihm klar zu machen, dass ich es eben nicht böse meine, aber das es auch noch andere Themen gibt, über die man sprechen kann. Die Freundin möchte sicherlich auch mal gefragt werden, wie ihr Tag eben so verlief und was sie erlebt hat.
Ich kann schon verstehen, dass man sich bei einem neuen Job sehr freut und gerne darüber erzählt, aber nach über einem Jahr sollte man nicht mehr einen ganzen Abend damit füllen, was man am Tag erlebt hat. Es ist für mich vollkommen in Ordnung, wenn mein Partner am Abend erzählt, was er gemacht hat, aber ich brauche das auch nicht detailliert und stundenlang.
Ich würde also keinen Partner wollen, der so egoistisch und selbstverliebt ist die ganze Zeit nur von sich zu reden. Mir wäre es auch völlig egal, wenn man dann immer wieder sagt, dass man es nicht mehr hören will und der Partner dann sauer ist. Deswegen kann man ja trotzdem nicht die stundenlangen detaillierten Geschichten von der Arbeit hören.
Ich fände das ehrlich gesagt auch ein bisschen respektlos, wenn man stundenlang nur von sich erzählt und seiner Partnerin nicht mal die Gelegenheit gibt zu Wort zu kommen. Man sollte da schon ein bisschen ausgeglichen sein mit seinem Gesprächsstoff. Dass der Partner dann sauer auf mich ist, weil ich das nicht möchte, wäre mir egal.
Gerade als Jurist sollte er auch etwas von seiner Schweigepflicht wissen und auch entsprechend wahrnehmen. Es geht nicht, dass er dann anfängt was Mandat X gesagt hat, er darauf geantwortet hat und was im Gericht abgelaufen ist. Das hat auch Zuhause bei der Partnerin nichts verloren und das ist einfach nur ein aufspielen was hier gemacht wird, dass man sich selbst in den Mittelpunkt rückt und man als der beste und tollste sich hinstellt. Erwartet er auch noch Streicheleinheiten und ein Leckerchen von ihr mit einem "hast du fein gemacht"? Denn so kommt es mir einfach nur noch vor.
Als Partnerin würde ich mir das nicht bieten lassen und auch direkt von Anfang an unterbinden und nicht erst ein Jahr mitmachen. Wie gesagt, auch ein Jurist hat Schweigepflichten und solche Details haben auch Zuhause in der Wohnung nichts verloren, denn wenn es ihr einmal reicht, dann geht sie ihn dafür anzeigen und dann kann er sich seinen Job und seine Anwaltsernennung getrost aus den Haaren schmieren und ist dann nur noch ein nichts. Gab es schon und wird es auch immer geben, daher ist so etwas immer mit extremer Vorsicht zu genießen wenn man was erzählt.
Ich mache das nicht, denn ich habe auch nicht jeden Tag Bedarf über meine Arbeit zu reden. Wenn ich darüber rede, dann ohne die Details, ohne Personenangaben usw. als das man auf jemanden oder etwas genaues schließen könnte. Vertrauliche Dinge haben auch in der Erzählung nichts zu suchen und wenn man nicht darüber reden darf, dann ist das halt so und setze ich mich auch nicht darüber hinweg. Ich finde es einfach nur traurig und arm, wenn jemand jeden Tag von seinem Alltag erzählen muss, dabei noch ausschweift und ohnehin immer das gleiche kommt. Anstatt das man einfach mal abschaltet und sich auf etwas anderes konzentriert, wohnt diese Person nur noch auf der Arbeitsstelle und führt offenbar mit dieser auch eine engere Beziehung als mit der Partnerin.
Ich sehe das so wie Sorae und verstehe nicht, wie er so ausführlich über seinen Job reden kann, wenn doch bekannt sein müsste, dass eine Schweigepflicht besteht. Abgesehen davon gibt es natürlich auch Berufe, wo man keine so extreme Schweigepflicht hat und wo das etwas lockerer gesehen wird. Aber selbst da würde ich es langweilig finden, wenn das das einzige Thema ist. Dass man sich mit einem ehemaligen Studienkollegen über ein solches gemeinsames Interesse austauschen. Aber in Bezug auf die Beziehung sollte man auch viele andere Themen kennen, sonst wird es langweilig meiner Ansicht nach.
Vom Thema Schweigepflicht mal abgesehen legt der Kerl ja ein ganz schön kindisches Verhalten an den Tag. Klar, wenn man den Tag hauptsächlich mit Arbeit verbringt, ist das eben das Thema, über das man am Abend dann am meisten erzählen kann, aber ich hätte selbst keine Lust meinen Feierabend damit zu verbringen, nur über meinen Job zu reden, egal wie gut er mir gefällt. Dass ihm nicht selbst schon aufgefallen ist, dass es seiner Freundin zu viel werden muss ist das eine, dass er dann so kindisch darauf reagiert und die beleidigte Leberwurst spielt, ist ja noch schlimmer. So was würde ich auf Dauer nicht mitmachen.
Mir würde es echt Probleme bereiten und mich auf Dauer an der Beziehung zweifeln lassen, wenn es nur noch das Thema Arbeit gibt. Auch wenn er tagsüber sonst nicht viel mehr erlebt, kann man doch den Abend mit dem Partner nutzen, um sich über andere Themen zu informieren und darüber zu reden.
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