Man will witzig sein aber keiner lacht
Ich habe bei meinen Seminaren inzwischen auch einige Späßchen eingebaut oder Witze könnte man sagen. Bisher hatte ich immer das Gefühl, dass dies gut ankommt und einige Lacher hellen ja auch die Stimmung auf. Nun ist es schön, wenn man den Eindruck hat, man würde andere unterhalten, meistens klappt das ja auch, aber manchmal lacht eben auch keiner und da entsteht für mich eine ganz komische Situation.
Man möchte witzig sein und es kommt nicht an, da komme ich mir sehr blöd vor. Meistens übergehe ich das dann und mache unverändert weiter, also ich gehe dann auf den Witz nicht weiter ein. Unangenehm ist es aber dennoch. Das ist sehr peinlich, denn es weiß ja jeder, dass man witzig sein wollte und es aber nicht geklappt hat. Bin ich dann Schuld oder sind die anderen humorlos?
Wie geht ihr mit solchen Situationen um, in denen ihr lustig sein wolltet, aber es lacht dann keiner?
Ich kannte auch mal einen Menschen, der mit Krampf versucht hat witzig zu sein und keiner hat gelacht. Komischerweise hat auch keiner gelacht, als es wirklich witzig war, weil kaum einer diesen Mann leiden konnte. Witze können noch so gut sein. Wenn sie von jemanden erzählt werden, der unbeliebt ist, lacht auch keiner.
Ich versuche nicht irgendwo Witze einzubauen. Wenn bei mir Witze herauskommen, dann spontan und da ist es mir noch nie passiert, dass keiner gelacht hat. Vielleicht solltest du bei den Seminaren einfach nicht versuchen witzig zu sein, sondern interessant. Das ist zwar nicht einfach, aber es kommt meist besser an. Witze machen muss nämlich auch gelernt sein.
Witze kann nicht jeder gut rüberbringen. Die ganze Mimik muss da mitmachen. Wer das nicht kann, sollte es lieber nicht versuchen, besonders dann, wenn viele Seminar-Teilnehmer einfach nur ihre Zeit absitzen wollen. Es gibt Menschen, die einfach zu wenig Humor haben. Wenn die dann versuchen, einen vielleicht trockenen Vortrag durch vermeintlich witzvolle Einlagen aufzulockern, wundern sie sich, dass niemand lacht. So etwas hat mir auch noch nie gefallen, wenn ich ehrlich bin.
Ich denke einfach, dass du nicht der geeignete Mensch für witzige Einlagen bist. Das ist nun mal nicht jedem gegeben. Aber dann lass es doch einfach und frag stattdessen, ob jemand noch etwas anmerken möchte oder Fragen hat. Dann ergibt sich doch meist auch ein Gespräch zwischen der trockenen Theorie. Wenn man krampfhaft versucht witzig zu sein, geht das daneben und es ist eine peinliche Angelegenheit.
Ich würde mir da gar nicht so viele Gedanken darüber machen, aber auch nicht zwingend immer Witze einbauen. Immer ist es nämlich auch nicht schön und schnell hat man dann auch einen Stempel weg, weil was mal witzig ist muss dies nicht immer sein und so Witze verzögern ja auch die Vorlesung, was sicherlich auch nicht immer gut ankommt. Am lustigsten ist meiner Meinung nach auch eher Humor, der aus Situationen entsteht, aber das muss man können und kann man auch nicht erzwingen.
Natürlich kommt es mal vor, dass nicht alle denselben Humor haben. Wenn das im Vortrag passiert, einfach weiter machen und nicht drüber nachdenken. Die Unsicherheit, dass man dann immer abgibt würde ich nicht haben wollen, weil das doch sehr schüchtern wirkt, was auch nicht immer von Vorteil ist.
Ich habe festgestellt, dass manche Menschen einfach nicht witzig sind, wenn sie unbedingt witzig sein wollen. Dann wirkt das immer so gestellt und erzwungen und das kann doch niemand wollen, mal ehrlich. Ich bin interessanterweise auch viel witziger (wenn ich die Reaktion meiner Mitmenschen beobachte), wenn ich eigentlich gar nicht wirklich witzig sein wollte, sondern einfach ich selbst bin. Ich denke, dass das ein Punkt ist, der oft übersehen wird.
Das passiert mir auch regelmäßig, da ich mich leider für unterhaltsamer und rhetorisch kreativer halte, als ich offensichtlich in den Augen meiner Umwelt bin. Ich selber finde oft, dass ich in Sachen Bonmots und sprühendem Witz mit Oscar Wilde mithalten kann, aber in der Realität sieht es leider häufig ganz anders aus.
Deshalb habe ich mir angewöhnt, zumindest in beruflichen Kontexten meine selbst ernannte geistreiche Ader hintenanzustellen. Wenn ich Vorträge und Präsentationen erarbeite, baue ich absichtlich keine witzigen Stellen ein, da ich offensichtlich nicht besonders gut darin bin, mein Publikum zu unterhalten. Aber schließlich ist das auch nicht mein Job. Von daher achte ich darauf, dass die Inhalte nicht völlig furztrocken aufgearbeitet sind, die Struktur und die Vortragsweise stimmen, und wenn mir doch ein Scherzlein einfällt, flechte ich es spontan ein.
Manchmal ernte ich dadurch sogar ein wohlwollendes Glucksen, was mir bei den absichtlich eingeplanten Witzen noch nie passiert ist. Ich finde, dass "Witzigkeit" also durchaus eine Frage von Talent und Charakter ist, und dass man sie nicht erzwingen kann, wenn man nicht der Typ ist.
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