Welche Ungerechtigkeit hinnehmen, ohne sich zu beschweren?
Eigentlich habe ich kein Problem damit, meine Meinung zu äußern und demnach auch zu sagen, wenn ich unzufrieden mit etwas bin oder wenn ich mich ungerecht behandelt fühle. Manchmal ist es mir das aber nicht wert und ich nehme Ungerechtigkeiten doch so hin. Das ist aber nicht so, weil ich mich nicht traue, meine Meinung zu sagen.
Eher ist es dann der Fall, wenn ich weiß, dass ich damit ein Fass öffne und ein großes Drama draus entsteht, was ich aber nicht will. Auch wenn ich die Personen so nicht mehr sehen oder die Situationen so wahrscheinlich nicht mehr erleben werde, lasse ich es auf sich beruhen. Wann nehmt ihr Ungerechtigkeiten hin, ohne euch zu beschweren?
Ich lass es immer dann sein, wenn ich merke, dass eine Beschwerde überhaupt nicht bringen würde, weil man schlicht und ergreifend abhängig ist von höheren Stellen. Bei Behörden zum Beispiel. Ich habe es schon einige Male erlebt, dass man da reiner Willkür ausgeliefert ist und die teilweise auch nach Sympathie entscheiden. So habe ich selbst erlebt, wie bei mir zum Beispiel bestimmte Papiere nicht akzeptiert worden sind und bei jemand anderes, der exakt dieselben Papiere eingereicht hat (nur einige Zeit später) wurden die aber akzeptiert und er hatte Vorteile davon.
Es kommt sicherlich auf die Art der Ungerechtigkeit an, wenn ich diese als nicht so tragisch empfinde, lass ich es auch auf sich beruhen. Bei Behörden habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass es da oftmals nichts bringt, gegen eine Ungerechtigkeit vorzugehen. Da kann man sich die Mühe sparen. Wenn ich aber eine bestimmte Ungerechtigkeit mehrfach erlebe, dann nehme ich das nicht mehr so einfach hin und irgendwann ist das Fass dann doch mal am überlaufen.
Wenn es nicht gerade um die ganz großen Fragen von Diskriminierung und Ungleichbehandlung geht, denke ich mir meistens, dass das Leben sowieso nicht fair ist und ein gewisses Maß an Willkür schlicht dazugehört. Schließlich ist es objektiv gesehen auch ungerecht, dass ich in einem sicheren Land lebe, medizinisch versorgt werde, Rechte habe und mein eigenes Geld besitze, während viele andere Menschen, die vielleicht viel klüger oder moralisch besser sind als ich, von all diesen Dingen nur träumen können.
Von daher stellen Ungerechtigkeiten aller Art in meinem Leben meist nur Luxusprobleme oder kleinere Ärgernisse dar, bei denen ich im Einzelfall entscheide, ob ich dafür auf die Barrikaden gehe oder nicht. Von meinem direkten menschlichen Umfeld kann ich gar nicht behaupten, dass jemand "ungerecht" zu mir ist, und die systembedingte Ungerechtigkeit, die sich beispielsweise in meinen Arbeits- und Lohnbedingungen niederschlägt, kann ich sowieso nicht dadurch ändern, indem ich mich "beschwere".
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