Ehrenamt gut für den Lebenslauf?
Ich arbeite seit einigen Monaten ehrenamtlich und die Tätigkeit macht mir auch Spaß bzw. ich empfinde sie als sinnstiftend. Ich tue es aber natürlich auch mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es sich ja ganz nett auf dem Lebenslauf macht. Ich studiere zwar nichts in Richtung soziale Arbeit oder ähnliches, aber meiner Meinung nach wirkt das engagiert und das kann doch nie schaden, oder? Vor allem, wenn man im Vorstellungsgespräch erwähnt, dass der Job super nützlich für die soft skills ist.
Jedenfalls hat sich mein Vater damit über mich lustig gemacht und mich zum zweifeln gebracht, ob ich diesen Job tatsächlich auf dem Lebenslauf Erwähnung finden sollte. Er meinte, damit wirke ich wie jemand verweichlichtes, außerdem habe es ja nichts mit meinem Job zu tun. Er hält es für überflüssig, wenn nicht sogar kontraproduktiv.
Ist ein Ehrenamt prinzipiell etwas, was Personalchefs gerne sehen oder wirkt es überflüssig oder gar negativ in manchen Fällen?
Ich denke, dass es negativ wirken kann, wenn man sehr viel Zeit darauf verwendet, sodass der potenzielle Arbeitgeber denkt, dass man eigentlich schon gut zu tun hat, ohne den Job bei ihm. Ansonsten jedoch halte ich ehrenamtliche Betätigungen für etwas positives, Man hilft ja häufig dann Anderen, was ja auch schon gegebenenfalls Fertigkeiten mit sich bringt, die nicht jeder hat.
Als verweichlicht sehe ich so etwas nicht an. Vielleicht passen deine beiden Tätigkeiten ja wirklich kein Stück zu einander, dann würde ich mich allerdings fragen, wie alt Du bist. Interessant wäre dann auch zu wissen, um welche Tätigkeiten es sich denn genau handelt. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass Du in deiner ehrenamtlichen Tätigkeit irgendetwas tust, was der Personalchef als Pluspunkt werten könnte in Hinsicht auf deine bevorstehende Tätigkeit.
Letzten Endes kommt es meiner Erfahrung auf die persönliche Einstellung des jeweiligen Personalchefs an, wobei sich meines Erachtens die Zeiten durchaus geändert haben, was die Einstellung gegenüber ehrenamtlichem Engagement betrifft.
Vielleicht galten Ehrenämter früher oder in den Köpfen einiger Hardcore-Kapitalisten, die bei allem nur auf den eigenen Gewinn in klingender Münze achten, als Freizeitbeschäftigung für orientierungslose Hippies. Aber mittlerweile gibt es ja genügend Angebote im sozialen und kulturellen Bereich, aber auch beispielsweise im Umwelt- und Tierschutz zahllose Bereiche, die ohne ehrenamtliche Helfer schon längst am Ende wären.
Und dementsprechend werden Leute, die sich ehrenamtlich engagieren, auch oft genug von öffentlicher Seite geehrt und mit Preisen bedacht, eben weil Vater Staat und Mutter Kirche ihre Aufgaben schon lange nicht mehr alleine schaffen. Von daher würde ich es eher als "verweichlicht" ansehen, wenn sich jemand trotz Möglichkeiten und Gelegenheiten nicht sozial engagiert, sondern lieber daheim seinen Porsche poliert oder seine Ledercouch abnutzt.
Andererseits sollte man es natürlich auch nicht übertreiben mit den Angaben der Ehrenämter im Lebenslauf, damit nicht der Eindruck entsteht, der Bewerber hätte zwischen Tierheim und Hausaufgabenbetreuung kaum noch Zeit und Energie für Erwerbsarbeit übrig. Bei mehreren Ehrenämtern würde ich bei Bewerbungen dasjenige auswählen, das zu dem jeweiligen Job am besten passt.
Ich denke auch, dass es auf den Personalchef eines Betriebs ankommt, ob dieser ein besonderes Augenmerk auf solche Ehrenämter legt. Ich habe in der Schule noch gelernt, dass es immer gut ankommen und einen guten Eindruck machen würde, wenn man sich ehrenamtlich betätigt. Vor allem in einem Verein, da man damit auch automatisch zeigen würde, dass man teamfähig wäre.
Aber es kommt sicherlich auf den Chef an und was dieser denkt, wenn eben im Lebenslauf steht, dass jemand in der Suppenküche aushilft oder bei der Freiwilligen Feuerwehr ist oder ähnliches. Ich denke, dass es auf jeden Fall nicht schadet, wenn man solche Ämter in seinem Lebenslauf erwähnt.
Dummerweise ist jeder Chef ein Individuum und man kann das schlecht voraus berechnen, wie dieser reagieren würde. Besonders dann nicht, wenn man diese Person nicht persönlich kennt. Nur, weil man selbst eine Person einstellen würde, die ein Ehrenamt ausgeübt hat, muss das ja nicht auf jeden Menschen zutreffen. Jede Medaille hat zwei Seiten und wenn einen der potentielle Chef beim Vorstellungsgespräch nicht mag, gibt es auch noch die Möglichkeit, dass das Ehrenamt auch eher negativ als positiv ausgelegt wird.
Ich denk mal, dass das jeder Chef oder Personalleiter unterschiedlich empfindet. Auf der einen Seite ist es zuerst einmal wichtig, dass dir deine ehrenamtliche Tätigkeit wirklich Spaß macht und du dich damit zu 100 Prozent identifizieren kannst. Es hilft nichts ein Ehrenamt nur für den Lebenslauf anzunehmen. Immerhin verbringt man bei diesen Tätigkeiten sehr viel freie Zeit. Noch dazu unentgeltlich.
Manchen Chefs gefällt es sicher, wenn sich ihre Mitarbeiter bei diversen Ehrenämtern beteiligen. Andere hingegen könnten befürchten, dass dadurch die berufliche Leistung doch ziemlich wacklen könnte. Oftmals verbringt man ja das ganze Wochenende bei seinem Ehrenamt und kann sich so eigentlich nie richtig erholen. Das könnte sich unter Umständen mit der Zeit auch negativ auf den Job auswirken.
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