In sozialen Netzwerken ehrliche Posts sympathischer finden?

In vielen sozialen Netzwerken werden die Posts oft gestellt. Das werden dann angeberische Fotos gemacht und hochgeladen und auch noch philosophische Texte dazu geschrieben. Wenn diese Posts so sehr nach Angeber aussehen, kann man dazu eigentlich nur die Augen verdrehen. Ich kann so etwas eher nicht leiden und like oder kommentiere dann solch einen Beitrag auch nicht.

Anders ist es dagegen bei ehrlichen Beiträgen, die eben ein schönes Urlaubsfoto zeigen oder eine Alltagssituation. Das macht irgendwo sympathisch und wirkt nicht so gestellt oder als ob die Person angeben möchte. Sind euch in sozialen Netzwerken ehrliche Posts sympathischer? Gebt ihr dafür gerne mal einen Daumen hoch? Ignoriert ihr dagegen angeberische Beiträge eher oder kommentiert ihr diese dann, dass ihr das doch übertrieben findet?

Was verstehst du denn bitte unter "angeben"? Und warum würde mein "schönes Urlaubsfoto" nicht in diese Kategorie fallen? Würde ich damit nicht auch "angeben", weil ich dir schließlich zeige, dass ich mir spontan zwei Wochen Karibik geleistet habe?

Ich glaube es liegt vor allem an dir selber, was du als "angeberische Beiträge" empfindest und was nicht. Wenn du dir etwas, das im Bild gezeigt wird, selber leisten kannst und vielleicht schon geleistet hast ist die Reaktion sicher eine andere, als wenn das Teil in einer ganz anderen Liga spielt. Und wenn dir jemand sympathisch ist freust du dich doch hoffentlich mit der Person über ihre neue Errungenschaft.

Und es ist auch reichlich naiv zu glauben, dass alles, was nach "ehrlich" aussieht tatsächlich ehrlich und nicht gestellt ist. Es gibt doch inzwischen genug Geschichten von vor allem Frauen, die offen zugegeben haben, dass es halt locker mal hundert Aufnahmen gebraucht hat bis sie ihren "ganz spontanen" Schnappschuss hatten oder, dass sie eine halbe Stunde im Bad verbracht haben bevor sie sich im Bett in die "woke up like this" Pose geworfen haben.

Ich bin überhaupt kein neidischer Mensch und freue mich deshalb eigentlich immer mit Freunden, die irgendwas Neues haben oder etwas tolles erlebt haben. Und ich teile schöne Erlebnisse aus dem gleichen Grund auch mit Freunden. An "angeben" habe ich dabei noch nie gedacht. Den Begriff "Angeber" habe ich glaube ich seit der Schule nicht mehr verwendet, hat für mich etwas kindisches wenn man andere so bezeichnet.

Ich verstehe ehrlich gesagt den Begriff "ehrlich" in Bezug auf soziale Netzwerke nicht. Es gibt auch Menschen, die von Natur aus angeberisch sind. Warum wird dann angenommen, dass deren Fotos "unehrlich" sind, nur weil sie so wirken? Ich finde, dass man Ehrlichkeit in diesem Kontext nicht von bestimmten Dingen abhängig machen kann, die auf dem Bild zu sehen sind, sondern man muss das an das Individuum anpassen. Wenn eine Person sonst nie zum Angeben neigt, aber auf Fotos plötzlich doch so rüberkommt, dann ist es klar, dass das Bild gestellt und damit unehrlich ist. Aber wenn die Person schon immer angeberisch gewesen ist, dann ist das Bild dann doch total ehrlich, wenn es die Person so zeigt wie sie ist. Ich kapiere deine Logik nicht so wirklich.

Abgesehen davon verstehe ich nicht, was an Urlaubsbildern nicht gestellt und angeberisch wirken soll, schließlich kann man damit ja auch betonen, was man sich geleistet hat und was nicht und einige Menschen werden damit sicherlich neidisch reagieren. Ich finde deinen ganzen Beitrag ziemlich konfus ohne klare Struktur und wenig durchdacht. Du widersprichst dir meiner Ansicht nach von vorne bis hinten und man kann deiner Logik nicht so wirklich folgen.

Die Frage stellt sich doch, was ehrlich ist. Wenn jemand eine neue Frisur postet und ich finde sie grässlich, dann sage ich lieber nichts, als dass ich sage, dass die Frisur toll ist. Wenn jemand etwas gebastelt, genäht, gestrickt oder gebacken hat und es sieht für mich einfach nicht schön aus, dann sage ich lieber nichts als dass ich heuchle, wie toll es doch ist.

Ich denke, den wenigsten Postern wird es gefallen, wenn sie etwas (für sich) tolles genäht hat und jemand darunter schreibt "Du Scheiße, was ist das denn, wann willst du das denn anziehen?". Dann wird derjenige nämlich von manch anderen in der Luft zerrissen. Einige User werden das dann als Mobbing ansehen und schon sagt man lieber nichts.

Ehrlichkeit in sozialen Netzwerken wird bestraft, indem die Leute in der Luft zerrissen werden. Unehrlichkeit schmeichelt zwar den Postern, aber die sehen es meist so, dass es von allen anderen ja ehrlich gemeint ist. Gerade in sozialen Netzwerken kann man Ehrlichkeit von Unehrlichkeit nur schlecht unterscheiden, weil man sein Gegenüber nicht sieht und einschätzen kann.

Du hast doch sicher selbst schon Bilder gepostet, die für andere angeberisch wirken. Du hast doch sicher selbst schon mal ein Bild kommentiert, welches andere eingestellt haben und es für "toll" befunden, obwohl du die Augen gerollt hast, weil du es einfach schrecklich findest. Ist das dann ehrlich?

Deswegen halte ich mich von sozialen Netzwerken größtenteils fern, weil ich mir sonst allzu viele Gedanken über das Privatleben irgendwelcher Fremder machen müsste, Davon abgesehen bin ich der Meinung, dass es im Auge des Betrachters liegt, ob man einen derartigen Post als "angeberisch" oder "ehrlich" empfindet.

Denn inszeniert sind sie, wie schon erwähnt, doch sowieso alle. Ob ich mich jetzt für mein "frisch aufgestanden"- Instagrambild vorher eine Stunde schminke, das Bett frisch beziehe und auf die perfekte Sonneneinstrahlung warte, oder ob ich mich nett und normal gekleidet mit Mann und Kinderchen auf der Terrasse beim Osterbrunch darstelle, es geht doch immer darum, bestimmte Gefühle auszulösen und eine sorgfältig kalkulierte Seite von sich zu zeigen.

Schließlich kann man sich auch beim Familienfoto auf der Terrasse denken: "Boah, wie angeberisch! Hat hier einen fetten Garten und drei wohlgeratene Bälger!" oder umgekehrt eher Bewunderung für jemanden empfinden, der lässig vor dem karibischen Sonnenuntergang einen Spagat macht. (Man merkt, ich habe wenig Erfahrung mit dieser Art der Kommunikation.) Es liegt also alles im Auge des Betrachters bzw. in dessen Fähigkeit, kritisch zu denken und Illusionen zu durchschauen, ob man diese Darstellungen aller Art für bare Münze nimmt und sich darüber empört oder sie als rein unterhaltsam ansieht.