Die "Nach mir die Sinflut" Haltung

vom 20.07.2009, 07:33 Uhr

In der heutigen Zeit muss man mehr denn je auf seine Umwelt achten. Auch schon in meiner Kindheit und Jugend waren Demonstrationen für die Umwelt an der Tagesordnung und irgendwie hat sich da nicht viel geändert. Ich will mal behaupten, dass ich an meine Umwelt denke und auch soweit es geht alles dafür mache, dass meine mutmaßlichen Enkel und auch Urenkel noch was von dieser Welt haben.

Immer wieder allerdings begegnen mir Menschen mit einer "Mir doch Egal-Haltung". Sie meinen, dass sie es ja doch nicht mehr erleben werden, wenn die Welt einen Knall macht und nicht mehr da ist. Es sind nicht nur ältere Menschen, die diese Haltung haben, sondern es sind auch sehr viele Jugendliche und junge Erwachsene dabei, die meinen, dass sie nichts machen müssen, damit ihre Nachfahren auch noch auf dieser Welt leben dürfen.

Wie begegnet man solchen Menschen, die diese "Nach mir die Sintflut" Haltung haben und absolut nichts für die Umwelt machen und alles ablehnen, was die Umwelt erhält? Kennt ihr Menschen, die diese Haltung haben? In meiner Jugend waren es oft ältere Menschen, die Demonstrationen und alles, was man machte um auf die kaputte Umwelt aufmerksam zu machen, ablehnten. Aber mittlerweile sind es ja auch wirklich junge Leute, die einfach nicht einsehen wollen, dass man was machen muss, damit die Umwelt erhalten bleibt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Man sollte deren Meinung einfach akzeptieren und nicht versuchen sie zu verbiegen. Denn ich kann diese Leute zum Teil auch verstehen. Schauen wir mal uns kleinen Bürger an. Man spart Wasser, Strom, Müll wird getrennt und trotzdem wird alles immer wieder teuerer. Vor allem beim Strom kann man es kaum noch nachvollziehen, da doch immer mehr in erneuerbare Energien investiert wird.

Schauen wir zur Politik. Dort wird doch auch nicht wirklich was großartiges gemacht. Die Automkraftwerke sollten nur noch X Jahre laufen. Regierungswechsel und es wird immer wieder wegen zugeständnissen diskutiert, damit die Laufzeiten verlängert werden.

Auch der Autoindustrie wird nicht der entsprechende Druck gemacht, damit der Verbrauch gesenkt wird oder eben mehr Autos hergestellt werden, die weniger Schadstoffe verbrauchen. Und da wundert man sich, wenn das normale Volk resigniert und nach dem Motto lebt, das es bis zum eigenen Ableben doch noch irgendwie gehen wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Das Thema ist nicht unbedingt leicht zu vermitteln, denke ich. Denn sofern man nicht an Reinkarnation glaubt kann es einem ja wirklich egal sein was passiert nachdem man gestorben ist. Und vor allem junge Menschen haben ja oft noch keine Kinder und auch keine in Planung über deren Zukunft sie sich Gedanken machen müssten.

Und wie man auch am vorherigen Beitrag sehen kann denkt "das normale Volk" erst einmal an die eigene Bequemlichkeit und den eigenen Wohlstand und erst danach kommen dann abstraktere Werte wie eine intakte Umwelt oder das Aufhalten des Klimawandels.

Ich denke, was man solchen Leuten aber durchaus klar machen kann, ist, dass eben nicht alles erst nach ihrem Tod passieren wird. Wenn wir unser Verhalten nicht ändern wird sich schon zu unseren Lebzeiten einiges zum negativen ändern.

Vorallem beim Strom kann man es kaum noch nachvollziehen, da doch immer mehr in erneuerbare Energien investiert wird.

Strom aus erneuerbaren Quellen ist natürlich teurer, wenn erst mal in die Technik investiert werden muss, das ist doch völlig logisch. Ein neues Solarkraftwerk in der Wüste gibt es nicht umsonst, das alte Atomkraftwerk kann man aber mit relativ geringen Kosten noch länger laufen lassen. Deshalb sind die Konzerne doch so sehr daran interessiert, dass sie ihren Schrott noch länger am Laufen halten dürfen, weil der schon ab bezahlt ist und sie so einen viel höheren Gewinn einstreichen können.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Das Problem denke ich ist das man nicht sieht was man für die Umwelt macht, man macht heute was, was man erst in der Zukunft sehen wird.

Ich selbst kann diese Haltung zwar auch nicht verstehen, kann mir aber auch vorstellen das viele denke das z.B. unsere EU-Nachbarländer oder viele andere Länder unserer Welt garnicht s oder kaum was für die Umwelt tun und man sich denkt, wozu sollte ICH da was machen?

Man muss wirklich nur mal in unserer Nachbarländer fahren, da wird der Müll nicht getrennt oder ähnliches. Manchmal ist es wirklich frustrierend wenn man als kleiner Mann alles macht, aber es im großen gleich bleibt, ich denke hier sind in der Tat auch mal die Politiker gefragt das ganze Thema wirklich global anzugehen.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, dass man diese Haltung nicht unbedingt nur im Kontext Nachhaltigkeit betrachten sollte. Ich denke, dass es schon irgendwie ein Privileg oder eine Geisteshaltung der Jugend ist, sich nicht allzu viele Gedanken über die Zukunft zu machen. Da ist Nachhaltigkeit nur ein Thema. Ebenso sind Jugendliche doch immer bemüht sich von den Generationen zuvor abzuheben. Dass man das als Jugendlicher nicht unbedingt wahr nimmt, sondern erst als reiferer Erwachsener einen Blick dafür bekommt trägt meines Erachtens schon mal zu dieser im Eingangsposting geschilderten Wahrnehmung bei.

Trotzdem ist mir auch schon häufiger aufgefallen, dass etliche Menschen in punkto Nachhaltigkeit wirklich nach dem Motto Nach mir die Sintflut leben. Nur würde ich das nicht nur auf Jugendliche und junge Erwachsene beschränken, diese Haltung habe ich durch alle Altersgruppen und sozialen Schichten beobachtet.

Woran das liegt hat ja Cloudy schon beschrieben. Zum Einen ist dieses Thema doch recht abstrakt. In der letzten Zeit habe ich nur einen einzigen guten Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit gelesen. In diesem wurde dann auch dargelegt, dass viele kleine Schritte auch eine erstaunliche Wirkung haben und man nicht gleich das komplette Leben ändern muss. Aber selbst einige die das schon begriffen haben, ändern aus Bequemlichkeit nichts, zumal "die da oben" und "die nebenan" ja auch nichts ändern. Da spielt auch viel Bequemlichkeit und die eigene soziale Bedürftigkeit mit. Beispielsweise könnte viele Menschen fast das komplette Jahr kleinere Autos fahren. Nachgefragt werden sie bei repräsentativen Umfragen, aber gekauft werden sie dann doch nur selten - was sollen denn die Nachbarn denken, in einem kleinerem Auto könnte man nicht so viel Müll herum fahren, ein kleinerer Kofferraum müsste häufiger aufgeräumt werden usw. usf.

Ein weiterer Punkt, warum viele Nachhaltigkeit Blödsinn finden: Konkrete Handlungen ziehen nur bedingt messbare Ergebnisse nach sich. Manchmal muss man erst mal investieren um nach Jahren zu sparen. Nur bei wenigen fehlt tatsächlich das Geld dazu, die meisten sehen es einfach nicht ein, erst einmal zu investieren in etwas, dass nicht sofort mehr Prestige oder Bequemlichkeit bringt.

Und zuguter Letzt: gerade Jugendliche und junge Erwachsene sind mit einer gewissen Wegwerf-Mentalität aufgewachsen. Denen muss erst mal klar werden, dass man eben nicht alles ersetzen kann, was kaputt ist. Manche Dinge kann man zwar wegwerfen aber eben nicht ersetzen. Bedingt gilt das ja auch für unsere Umwelt.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also ich denke, dass es darauf ankommt, um was es geht. Diese Haltung kann man ja in vielen Bereichen annehmen, die alle ganz unterschiedlich zu betrachten sind. Wenn zum Beispiel Leute überall ihren Müll verstreuen, Giftstoffe in Gewässer schütten und einfach auffallend schlecht mit der Natur umgehen, dann finde ich auch, dass man das nicht dulden kann.

Ich habe einige Leute in meinem Bekanntenkreis, die das Wort "Mülleimer" überhaupt nicht in ihrem Wortschatz führen. Ich weise die jedesmal daraufhin, dass die mal mehr auf alles achten sollen, sodass zumindest in meiner Gegenwart weniger Müll verschleudert wird, so habe ich den Eindruck. :lol: Wenn sie es nicht wegräumen, dann mache ich es und kommentiere dies mit auffallend verachtenden Bemerkungen dem Verhalten der anderen gegenüber. :lol:

In einer Hinsicht habe ich allerdings auch diese Einstellung und zwar in der "Erhaltung der Bevölkerung in Deutschland". Ich sehe überhaupt nicht ein, dass ich Kinder kriegen soll, nur weil das alle gerne so hätten. Nur, weil Deutschland nicht aussterben und veralten soll. Wenn ich keine Kinder oder nur eins bekommen möchte, dann mache ich das auch so und nehme auf meine Nachkommen keine Rücksicht. In diesem Sinne: "Nach mir die Sintflut!"

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Seien wir mal ehrlich: welcher Mensch hat absolut gar keinen Bereich, wo er nicht ebenfalls diese Haltung eingenommen hat? Mir ging es so zum Beispiel schon bei Jobs, die ich als Studentin ausgeübt habe und die ich eigentlich nur gemacht habe, weil ich das Geld brauchte. Bei den Jobs, wo ich später im Unternehmen arbeiten wollte, habe ich mich natürlich mehr angestrengt und habe mich mehr bemüht. Ansonsten habe ich mehr Dienst nach Vorschrift gemacht, nicht mehr und nicht weniger.

Bei einem Arbeitgeber war es sogar so schlimm, dass ich mich so mies gefühlt habe wegen dem Betriebsklima, dass ich irgendwann damit innerlich abgeschlossen hatte. Da für mich feststand, dass ich sowieso kündigen werde, weil ich es da nicht mehr ausgehalten habe, habe ich auch diese "Nach mir die Sintflut"-Haltung eingenommen und mir war das dann egal, was da noch passieren würde. Selbst wenn ich gefeuert worden wäre, hätte mir das nur in die Karten gespielt, weil ich da eh weg wollte und als Studentin damals eh keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld gehabt hätte.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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