Arbeitgeberwechsel - Wie hoch sollte Mehrverdienst sein?

Muss man sich heutzutage wirklich damit abfinden, dass man bei einem Arbeitgeberwechsel weniger verdient als wenn man bei dem alten Arbeitgeber bleibt? Ich kann mich noch daran erinnern, als ich so Mitte 20 war und in einer Produktionsfirma gearbeitet habe. Dort habe ich nicht schlecht verdient. Dennoch haben Leute dort gekündigt, weil sie irgend woanders mehr verdient haben. Mein Mann wollte sich beruflich etwas verändern und hat festgestellt, dass er mit sehr großen Abstrichen rechnen muss, wenn er in einer neuen Firma anfangen will zu arbeiten.

Denkt ihr, dass es heutzutage eher so ist, dass man mit weniger Geld rechnen muss, wenn man einen Arbeitgeber wechselt? Oder denkt ihr, dass man auch noch wegen einem Mehrverdienst bei einem neuen Arbeitgeber wechseln kann? Wie hoch sollte für euch der Mehrverdienst sein, wenn ihr euren Arbeitgeber wechselt oder ist es wirklich Utopie wegen dem Geld den Arbeitgeber zu wechseln?

Das kann man so pauschal überhaupt nicht sagen. Es hängt ganz von den Berufszweigen, dem Verhandlungsgeschick und den Gründen für den Wechsel ab.

Ich hatte nach meiner Kindererziehungspause wieder angefangen zu arbeiten und bei einem neuen Arbeitgeber ca. 10% mehr verdient als vorher. Ich kenne aber auch jemanden, der von einer höheren Position in eine niedrigere bei einer anderen Firma gewechselt hat, weil er überfordert war. Er war mit einem wesentlich geringen Verdienst als vorher zufrieden. Ich bin irgendwann in die Selbstständigkeit gewechselt und war zu Gunsten einer größeren Freiheit auch mit viel weniger Geld zufrieden und habe es nie bereut. Das wichtigste am Job ist doch, dass es einem Spaß macht. Klar, man sollte davon leben können, aber für einige Euro den Burn out zu riskieren und keine Zeit mehr für die Familie zu haben, lohnt sich auch nicht.

Früher war es in vielen gefragten Berufen so, dass man als Berufsanfänger 3 bis 4 Jahre in einer Firma gearbeitet hat und wenn man in dieser keine Perspektiven mehr hatte, die Firma, im Normalfall mit 10% bis 20% mehr Gehalt. gewechselt hat. Aber ich denke, dass man da heutzutage keine Aussage mehr machen kann. Wenn ich freiwillig kündige und ich auf dem Arbeitsmarkt gesucht werde, würde ich 15% mehr Gehalt für dieselbe Position verlangen, die ich vorher in der alten Firma hatte.

Diamante hat geschrieben:Denkt ihr, dass es heutzutage eher so ist, dass man mit weniger Geld rechnen muss, wenn man einen Arbeitgeber wechselt?

Nein, auf keinen Fall. Wenn man etwas vorzuweisen hat und gut in seinem Job ist, muss man solche Abstriche nicht hinnehmen. Wenn das "normal" wäre, würde doch kaum noch einer den Arbeitgeber wechseln. Ich kenne es von einigen nur nach bereits eingetretener Arbeitslosigkeit so, dass sie dann auf einem ähnlichen oder etwas geringerem Gehaltsniveau wieder eingestiegen sind. Das liegt dann aber daran, dass die Personalchefs genau wissen wie groß bzwl klein der Verhandlungsspielraum des momentan arbeitslosen Bewerbers ist. Hat man einen Bewerber in ungekündigter Stelle vor sich, sieht das schon anders aus. Den muss man mit etwas in den eigenen Betrieb locken. Und was ist da überzeugender als das liebe Geld? Wenn es aber um jemanden geht, der von einer höheren Position in eine andere Tätigkeit wechselt, ist es doch klar, dass er auch weniger verdient. Das hat nichts mit dem Einstiegsgehalt beim Firmenwechsel zu tun.

Für mich persönlich ist nicht das Bruttogehalt allein ausschlaggebend. Das wäre ja auch dumm. Angenommen man hat eine Stelle die 50km vom Wohnort entfernt ist und verdient dort 3000€ brutto. Bekommt man die Chance bei einem Betrieb um die Ecke für nur 2500€ brutto anzufangen, hat man auf den ersten Blick bei Steuerklasse I zwar um die 250€ weniger netto aber am Ende dennoch mehr Geld, weil man sich die Fahrerei sowie die Verschleißteile spart. Wichtig finde ich aber eben auch, dass man sich in seinem Betrieb wohl fühlt und somit täglich gerne zur Arbeit geht. Dafür würde ich dann auch ein etwas geringeres Gehalt in Kauf nehmen und den Betrieb wechseln. Aber im Normalfall will man sich ja verbessern und das wissen die Personaler auch.

Wenn die das Gehalt bei den Verhandlungen ziemlich niedrig halten und einem kaum entgegenkommen wollen, kann man davon ausgehen, dass die einen einfach nicht haben wollen. Jedenfalls nicht zu dem Wunschgehalt des Bewerbers. Jeder Bewerber kennt seinen Wert. Es ist halt nur dumm, wenn man sich selber völlig überschätzt und keinen findet der genauso von den eigenen Fähigkeiten überzeugt ist. Übrigens haben die, die ich kenne ihr Gehalt nach der Probezeit natürlich nachverhandelt. Wenn man seine Vorgesetzten von sich überzeugt hat, ist das kein Problem. Und so hat man dann auch sein Wunschgehalt bzw. die Erhöhung in der Tasche.

Ich würde ehrlich gesagt den Arbeitgeber nur dann wechseln, wenn der Verdienst entweder identisch ist oder man bei dem neuen Arbeitgeber eben mehr verdienen würde. Wenn der Verdienst gleich ist, dann kann man ja immer noch schauen, welche Extras man erhält. Manche Unternehmen bieten als Extra zum Beispiel das Jobticket an, womit man dann im ganzen Verkehrsgebiet fahren kann so oft man möchte und Abends und am Wochenende kann man sogar eine Person mitfahren. Das zählt also nicht nur für den reinen Arbeitsweg. Das wäre schon ein Extra, wo dasselbe Gehalt bei einem anderen Arbeitgeber durchaus attraktiv wirken würde.

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