Hausfrauen häufig Langeweile unterstellen?
In mehreren Beiträgen hier im Forum, habe ich immer wieder gelesen, dass von dem langweiligen Leben einer Hausfrau oder einer gelangweilten Hausfrau die Rede war. Ich erlebe auch im Leben immer wieder, dass oftmals gesagt wird, dass eine Hausfrau doch häufig Langeweile haben muss.
Wenn ich da an die Hausfrauen denke, die ich kenne, so haben diese oft Stress und einen sehr ausgefüllten und engen Zeitplan. Wenn man diese fragen würde, wären sie sicherlich über etwas Langeweile mal ganz froh.
Ist es ein typisches Vorurteil, dass häufig angekommen wird, dass Hausfrauen Langweile haben oder ein langweiliges Leben führen? Meint ihr das selbst auch? Kennt ihr viele Hausfrauen, die sich häufig langweiligen? Oder ist das oftmals einfach die mangelnde Anerkennung für eine Hausfrau?
Das kommt denke ich mal immer auf die jeweilige Situation an. Eine Hausfrau, die neben dem Haushalt noch für kleine Kinder zu sorgen hat, denke ich mal hat genug zu tun. Ich selbst habe ein Kind. Das wird mit Job und Haushalt oft schon recht eng bzw. bleibt eben dann keine Zeit mehr für mich selbst übrig. Wenn man nun zwei oder mehr Kinder rund um die Uhr zu vorsorgen hat, wird einem denke ich mal auch nicht so schnell langweilig.
Diese Frauen erfüllen für mich nicht das typische Hausfrauen-Klischee sondern sind tatsächlich rund um die Uhr für sieben Tage die Woche beschäftigt. Bei den Frauen hingegen, die nur im Haushalt tätig sind und die Kinder schon längst aus dem Haus sind, frage ich mich schon was sie so den ganzen Tag machen. Denen muss ja fast langweilig sein. Mit Ruhe ist so ein Haus oder eine Wohnung innerhalb von ein paar Stunden aufgeräumt. Das bleibt dann ja auch so, da man keine kleinen Kinder mehr im Haus hat die ihre Getränke umschütten oder ihr Lego wieder im kompletten Haus verteilen.
Das kommt doch ganz darauf an, oder? Auch wenn keine Kinder zu versorgen sind, kann eine Hausfrau oder ein Hausmann verdammt viel zu tun haben. Ich kenne da Varianten von, "wenn es hochkommt vier Stunden", bis hin zu zehn oder elf Stunden nur auf den Beinen. Die Bandbreite ist so groß wie bei der arbeitenden Bevölkerung auch. Während mach Verkaufspersonal fleißig unterwegs ist, kann man anderen die Schuhe besohlen. Der eine Arzt schleust einen Patienten nach dem anderen durch das Sprechzimmer und der nächste nimmt zwischendurch seinen Feldstecher und amüsiert sich über Eichhörnchen.
Wenn ich meine Tagesmutter nehme, die "nur" Hausfrau war, denn ich lief ganz normal wie ein eigenes Kind mit: Die hat ohne Auto alle Einkäufe für fünf Personen geschleppt, hat Angebote eingekauft, ohne sich ein Busticket zu gönnen, da lief man gerne mal eben acht Kilometer, ich kann ein Lied davon singen. Alles, was ging, wurde selbst genäht oder gestrickt, geflickt und geändert. Der Garten war ein reiner Nutzgarten, damit man so gut wie kein Obst oder Gemüse kaufen musste. Zudem wurde saisonal eingekauft und eingekocht, eingemacht und eingekellert. Fenster streichen oder tapezieren? Das machte die auch noch nebenbei.
Die hat um sechs Uhr angefangen und war abends um acht Uhr einfach platt. Zu dem mussten alle Kinder helfen und lernen, wie das geht. Das frisst enorm Zeit. Denn es ging nur um Erziehung. Wenn man es konnte, war man raus aus der Nummer und hatte mit der Aufgabe nichts mehr am Hut. Da musste der Mann keinen Finger rühren, der hat schließlich das Geld verdient.
Eine Freundin, die ebenfalls nicht arbeitet, leistet verdammt viel für die Gesellschaft, weil sie ganz viele Ehrenämter ausfüllt und da ordentlich ackert. Das wird nicht bezahlt, aber es ist Arbeit und die Leistungen werden definitiv gebraucht. Die nächste macht die Buchhaltung für die Firma des Mannes und koordiniert die Termine. Dann hätte ich noch eine Hausfrau zu bieten, die jeden Tag für mindestens zehn Personen kocht, die Wäsche von denen macht und eben auch die Buchführung macht und solchen Kleinkram. Zur Erntezeit werden auch den acht Leuten auch schnell 30. Dazu kommt die Ausrichtung von unzähligen Veranstaltungen über das Jahr mit allem Drum und Dran. Erntedank mit dem Probst und der ganzen Gemeinde, zwei Reitjagden, mindestens eine Treibjagd. der Verkauf des Weihnachtsgeflügels und so weiter. Das sind auch alles "nur" Hausfrauen.
Ich denke auch, dass "Hausfrauen" (oder auch -männer), die den werten Nachwuchs in der Gegend herum karren müssen, oder kranke oder ältere Familienmitglieder pflegen oder sich ehrenamtlich ein Bein ausreißen, sich garantiert nicht langweilen. Es ist ja nicht so, dass der Wert oder die Sinnhaftigkeit des Lebens daran gemessen werden sollte, ob man einer bezahlten Berufstätigkeit nachgeht. Man kann sich auch im Job schier zu Tode langweilen, und nicht jeder, der morgens mit Aktentasche das Haus verlässt, sieht einem aufregenden und vielseitig fordernden Tag entgegen.
Aber es gibt eben auch das gängige Klischee der Hausfrau, die wirklich sonst nichts tut, außer alleine daheim zu sitzen, Privatsender untertags zu schauen und ein bisschen Serviettentechnik zu basteln, weil Männe die Kohle heranschafft, und die Person eben keinen Bock auf irgendwelche Ehrenämter oder groß Action außerhalb der eigenen vier Wände hat, wenn man von einmal pro Woche Yoga im Gemeindezentrum absieht. (Habe ich gerade meine Nachbarin beschrieben? Kann schon sein.) Das halte ich zwar auch für einen legitimen Lebensentwurf, aber toller als Berufstätigkeit oder Familienmanagement kommt er mir auch nicht vor.
Meiner Erfahrung nach sind das auch oft genau die Sorte Hausfrauen (selten: -männer), die für ihr Dasein "Anerkennung" fordern, weil ja so oft übersehen wird, was für ein stressiges Leben es doch ist, wenn man den ganzen Haushalt alleine schmeißen muss. Die viel beschäftigten Hausfrauen kommen oft gar nicht dazu, sich darüber Gedanken zu machen, dass es ihnen an Anerkennung fehlt. Und ich muss auch sagen, dass ich mir schwertue, Leuten Anerkennung dafür zu zollen, dass sie all die Dinge erledigen, die ich und die zahllosen anderen berufstätigen Bürgerinnen und Bürger noch zusätzlich zum Job und anderen Verpflichtungen erledigen müssen. Mich lobt auch keiner fürs Fensterputzen.
Gerbera hat geschrieben:Und ich muss auch sagen, dass ich mir schwertue, Leuten Anerkennung dafür zu zollen, dass sie all die Dinge erledigen, die ich und die zahllosen anderen berufstätigen Bürgerinnen und Bürger noch zusätzlich zum Job und anderen Verpflichtungen erledigen müssen. Mich lobt auch keiner fürs Fensterputzen.
Warum? Der Clou an einer Hausfrau oder einem Hausmann ist ja gerade, dass du das nicht mehr tun musst, weil es der erledigt, der für den Haushalt zuständig ist. Wenn du es nicht selbst machen würdest und keine Hausfrau oder keinen Hausmann hast, dann gibst du die "Anerkennung" in finanzieller Form an die Dienstleister, die es dann für dich erledigen.
cooper75 hat geschrieben:Warum? Der Clou an einer Hausfrau oder einem Hausmann ist ja gerade, dass du das nicht mehr tun musst, weil es der erledigt, der für den Haushalt zuständig ist.
Da stimme ich vollkommen zu!
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Da ist auch keine Rede von Treibjagd vorbereiten, Wild einwecken, Einkaufen zu Fuß 5 Kilometer bergauf durch Schlamm, Kochen für 20 Knechte und Mägde oder ähnlichen gutsherrlichen Ambitionen. Die sitzen wirklich den ganzen Tag bei sich daheim und befüllen die Waschmaschine oder saugen Staub. Wohl gemerkt, nicht bei mir. Dafür gibt es bei mir keine gesonderte Anerkennung. Wieso auch? Anderen berufstätigen Menschen sage ich ja auch nicht: "Toll, wie du das nur schaffst!"
Natürlich gibt es die wenig beschäftigten Hausfrauen. Aber die anderen, die ich eben zufällig auch kenne oder am eigenen Leib erlebt habe, werden in der regel kein Stück besser wahrgenommen. Da jammert dann die alleinstehende Teilzeitkraft, die sich, was natürlich ihr Recht ist, lieber mit Yoga, Esoterik und Cappuccino beschäftigt, wie schlimm sie doch dran ist, weil sie arbeitet. Und die Landfrau, die richtig anpackt, ist nur die gelangweilte Hausfrau. Genau wie die Hausfrau, die im Ehrenamt Dinge tut, die viele noch nicht einmal für Geld machen würden. Die haben es alle so viel besser.
Ich kenne eine Hausfrau, die tatsächlich faul ist und wenig zu tun hat. Da sind keine Angehörigen zu pflegen, sie hat keinen (Mini-)Job, keine Kinder, keine Ehrenämter oder sonstigen Beschäftigungen. Die hat zwar ein paar Haustiere, aber die werden mehr oder weniger vernachlässigt. Da werden die Hunde in den Garten gelassen, weil sie zu faul ist um mit ihnen richtig Gassi zu gehen. Sie sitzt den ganzen Tag auf der Couch, staubsaugt vielleicht alle paar Tage mal, ansonsten backt sie viel und frisst aus Langeweile während parallel dazu Punkt 12 und andere Trash-Sendungen laufen, die unreflektiert für die Wahrheit gehalten werden.
Der Mann ist faktisch nicht anwesend und kommt nur zur Nacht nach Hause, sodass sie nicht wirklich was zu tun hat außer fernsehen, Online-Shopping (obwohl sie schon alles hat) und fressen. Ohne Witz, sie stopft sich aus Langeweile mit Essen voll und hat sich nicht im Griff und jammert dann darüber, dass sie fett wird und ihre Kilos nicht runterbekommt. Beim Sport ist man zwar angemeldet wie Zumba oder Yoga, aber man geht da auch nur selten hin, weil es so anstrengend ist, das Haus zu verlassen, gerade im Winter.
Gerade die konkrete Hausfrau aus meinem Beispiel ist dann schnell mal beleidigt, wenn man sie damit konfrontiert, dass sie doch eh nicht viel zu tun hätte und viel Langeweile empfinden muss. Mal ehrlich, wenn ihr nicht langweilig wäre, würde sie nicht ständig ihren Mann auf Arbeit mit Anrufen und Nachrichten belästigen oder andere arbeitende Mitmenschen, die in dem Moment gerade Geld verdienen müssen. Wenn man sie dann fragt, was sie denn wirklich den ganzen Tag tut, kommt da meist nicht viel und sie ist beschämt und schweigt. Gerade in diesem Fall ist es tatsächlich so, dass sie zwar laut klagt und jammert, dass sie nicht wirklich gewürdigt wird für ihre Leistung, aber wenn man konkreter nachhakt stellt man fest, dass sie nicht wirklich was leistet, was man anerkennen könnte.
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