Einen Menschen wegen Berufswahl als mutig empfinden?

vom 19.03.2018, 06:41 Uhr

Männliche pädagogische Fachkräfte sind in der modernen Gesellschaft immer noch Mangelware. Sie haben teilweise mit Vorurteilen zu kämpfen und es nicht gerade einfach in dieser Berufsbranche. Eine Bekannte von mir meinte neulich, dass sie Männer ja besonders mutig finden würde, die den Beruf des Erziehers erlernen und ausüben wollen würden, da man ja direkt unter den Generalverdacht der Pädophilie gestellt wird und es nicht gerade einfach hat.

Für mich hat es ehrlich gesagt nichts mit Mut zu tun, wenn man neue Wege geht, um sich selbst zu verwirklichen. Empfindet ihr manche Menschen als besonders mutig, nur wegen der Berufswahl? Bei welchen Berufen ist das eurer Ansicht nach besonders der Fall? Oder könnt ihr eine derartige Ansicht so gar nicht nachvollziehen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es nicht "mutig" im engeren Sinne, einen Beruf ausüben zu wollen, der standardmäßig dem anderen Geschlecht vorbehalten ist, sondern ich finde es eher erbärmlich, dass Leuten, die Erzieher oder ähnliches (oder umgekehrt Automechanikerin oder ähnliches) werden wollen, immer noch Vorurteile bis hin zu Hass und Ablehnung entgegenschlagen. Aber wer sich den gängigen Vorurteilen widersetzt, weiß für gewöhnlich, worauf er (oder sie) sich einlässt.

Ich finde es eher mutig, wenn jemand bewusst und sehenden Auges eine Karriere angeht, die nicht gerade Voraussetzungen für eine gesicherte, bürgerliche Existenz liefert. Bühnenkünstler aller Art fallen für mich unter die Kategorie, weil beispielsweise Tänzer ständig nur einen Bänderriss vom Karriereende entfernt sind oder ganz normale SchauspielerInnen (also keine "Stars") sich von Vertrag zu Vertrag hangeln und von einem Lebensmittelpunkt nur träumen können, wenn sie jedes halbe Jahr in einer anderen Stadt arbeiten und/oder auf Tournee gehen und zwei Jahre lang aus dem Koffer leben.

In meinen Augen gibt es also etliche Berufe, bei denen man durchaus Courage braucht, um eine Karriere auch nur zu versuchen, weil man viel zu verlieren hat und auch auf einiges verzichten muss. Selbstständigkeit im weitesten Sinne gehört für mich in jedem Fall dazu.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Was soll daran mutig sein, wenn man sich nicht von dummen Klischees wie Geschlecht oder "Generalverdacht der Pädophilie" bei seiner Berufswahl beeinflussen lässt? Gerade im Bereich Erziehung wird doch um männliche Mitarbeiter geworben und man hat deshalb wahrscheinlich sogar bessere Berufschancen als die weiblichen Kolleginnen.

Ich würde höchstens die Menschen als mutig bezeichnen, die sich für einen Beruf entscheiden, der keine guten Chancen bietet. Und die dann auch nicht die wohlhabende Familie im Hintergrund haben, die das Kunststudium bis zum Meisterschüler finanziert, aber das trotzdem irgendwie durchziehen weil sie es einfach wollen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich weiß nicht. Sicherlich sind Berufe mit gesellschaftlich vorherrschenden Rollenbilder manchmal unüblich, aber eigentlich sollte es doch völlig egal sein, ob man als Mann jetzt Erzieher wird oder nicht. Ich glaube da spielt meistens auch eher der Verdienst die größere Rolle, dass Männer weniger soziale Berufe ergreifen. Ganz generell sind die Verdienste doch verhältnismäßig unterirdisch in den meisten pädagogischen Berufen. Und Männer lassen sich vermutlich eher vom Geld leiten und stellen dann ihre soziale Ader hinten an. Bei Frauen ist das gefühlt nicht so ausgeprägt.

Von daher glaube ich jetzt nicht, dass man das wirklich mutig nennen kann, wenn jetzt ein Mann Erzieher werden will oder umgkehrt eine Fraue in den Maschinenbau geht.

Ganz generell ist das ja eh eine subjektive Einschätzung. Für den einen hier mag es eben mutig sein, wenn man einen Beruf ergreift, der nicht die hundertprozentige Jobgarantie abgibt. Ich denke eher, dass man da halt abwägen muss, ob man damit leben kann.

Mutig finde ich es, wenn jemand zum Beispiel für seinen beruflichen Traum ganz wo anders hingeht, wo er nichts und niemanden kennt und zum Beispiel ins Ausland zieht und nicht einmal die Sprache beherrscht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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