Würdet ihr die Petition gegen Jens Spahn unterstützen?
Der designierte Gesundheitsminister Jens Spahn hat ja für viel Wirbel wegen seiner Äußerungen zu Hartz4 gesorgt und bekommt nun von allen Seiten mächtig Gegenwind. Eine 40-jährige Frau hat nun eine Online-Petition gestartet, dass Jens Spahn mal einen Monat von Hartz4 leben soll. Was haltet ihr denn von dieser Petition? Meint ihr, dass diese erfolgreich sein könnte und würdet ihr diese auch unterstützen?
Grundsätzlich hielte ich es für sehr sinnvoll, wenn die gesamte Truppe in Berlin sich mal auf das finanzielle Niveau von Hartz-IV-Empfängern begeben würde. Und nicht nur einen Monat lang, sondern mindestens ein halbes Jahr.
Dann würden diese Leute endlich mal merken, dass das Leben in Deutschland eben kein Ponyhof ist und das es sich mit dem bisschen Geld echt beschissen Leben lässt. Die oben genannte Petition habe ich schon vor ein paar Tagen unterschrieben, auch wenn mir klar ist, dass diese eh nicht erfolgreich sein wird. Schließlich wird man Herrn Spahn kaum dazu zwingen können, von Hartz IV zu leben. Leider.
Was für ein Blödsinn! Vielleicht sollte man einfach mal eine Petition starten, dass sich Leute erstmal mit dem beschäftigen sollen, was der Gegenüber gesagt hat, bevor man los poltert. Jens Spahn mag vielleicht arrogant sein, keine Ahnung, da ich ihn persönlich nicht kenne. Aber er einfach mal nichts falsches gesagt.
Er hat mit keinem Wort behauptet, dass Deutschland ein Ponyhof wäre oder das man mit ALG II große Sprünge machen kann. Nein eben nicht. Er hat einzig und allein gesagt, dass man damit leben kann und über die Runden kommt. Und das geht nun mal. Da wird die Miete samt Heizkosten bezahlt und dann hat man gut 100 Euro pro Woche für seine Ausgaben des täglichen Lebens. Und da ich selbst ja mal Student war und mit etwas Bafög und selbstverdientem Geld über die Runden kommen musste, weiß ich sehr wohl, dass 100 Euro nicht viel Geld ist, aber zum Leben eben reicht.
ALG II soll eine Grundsicherung sein, verhindern, dass man verdreckt, obdachlos wird, krank wird und sich nichts mehr zu essen und zu trinken leisten kann. Und das deckt ALG II ab. Für mehr ist es nicht gedacht. Und mich persönlich würde mal interessieren, in wie vielen anderen Ländern der Staat quasi so ein umfängliches Versprechen für seine Bürger abgibt, dass sie ohne jemals etwas dafür zu tun, ihr Leben lang diese Bezüge erhalten könnten.
Und bevor jetzt auch das genauso falsch verstanden wird. Das ist der Konjunktiv, da ich weiß, dass dies so nicht auf jeden ALG-II-Empfänger zu trifft. Aber eben auch derjenige, der gerade so die Hauptschule geschafft hat und Zeit seines Lebens nie arbeiten geht, bekommt Zeit seines Lebens die gleiche Leistung. Der deutsche Staat garantiert jedem seiner Bürger, dass er eine Grundsicherung bekommt. Mehr nicht, aber eben auch nicht weniger und ich finde das ist gemessen an anderen Ländern schon sehr viel.
Die Idee ist zwar ganz gut, allerdings finde ich, dass es einen riesen Unterschied macht ob man mal einen Monat von Hartz IV lebt oder Jahre- bzw. jahrzehntelang. Einen Monat lang könnte ich z.B. auf den Kauf von Klamotten, auf das Auto, auf Renovieren, auf Weihnachtsgeschenke, etc. verzichten. Der Hartz IV Empfänger kann das eben nicht.
Und natürlich kann die Petition nicht erfolgreich sein oder meinst du, dass irgendjemand in Deutschland dazu gezwungen werden kann für einen Monat auf Hartz IV Niveau zu leben? Daher würde ich die Petition auch nicht unterstützen.
Da wird die Miete samt Heizkosten bezahlt und dann hat man gut 100 Euro pro Woche für seine Ausgaben des täglichen Lebens.
Kannst du das mal genauer erklären? Man erhält 416 Euro Hartz IV, davon geht noch Strom runter. Hin und wieder benötigt man so Sachen wie eine neue Brille, neue Waschmaschine, etc. Wie kommst du da auf 100 Euro pro Woche?
Wurdest du als Student nicht von Eltern, Großeltern, etc. unterstützt? Außerdem hattest du doch sicher ein Semesterticket und musstest von deinen 100 Euro nicht noch für Mobilität zahlen, oder? Gerade auf dem Land braucht man dann aber eben ein Auto.
Sternenbande hat geschrieben:Wurdest du als Student nicht von Eltern, Großeltern, etc. unterstützt? Außerdem hattest du doch sicher ein Semesterticket und musstest von deinen 100 Euro nicht noch für Mobilität zahlen, oder? Gerade auf dem Land braucht man dann aber eben ein Auto.
Was für ein Käse. Tut mit leid, aber anders kann man das nicht nennen. Wir reden hier vom Leben und das geht mit 100 Euro. Ja ich würde von meinen Eltern unterstützt mit circa 300 Euro im Monat. Das entsprach dem, was mir zum Baföghöchstsatz fehlte. Da der damals noch niedriger war hatte ich im Monat etwa 600 Euro Gesamteinkünfte. Davon musste ich aber Miete, Heizkosten und alles andere selber tragen. Zieht man Miete und Heizkosten ab, dann hatte ich keine 100 Euro pro Woche über für meine Ausgaben. Und nebenbei musste ich mir auch noch hin und wieder ein Buch davon kaufen.
Bleiben wir aber nun einmal beim ALG-II Empfänger. Wir reden hier wohlgemerkt nicht davon, dass wir als Staat irgendwelchen Luxus oder Späße finanzieren, sondern eine Grundsicherung. Wofür genau braucht ein ALG-II Empfänger ein Auto? Grundsätzlich muss er hin und wieder einkaufen und hin und wieder Termine beim Amt, Arzt oder so weiter. Alles planbare Sachen, die man mit dem öffentlichen Nahverkehr erledigen kann. Klar muss man dann vielleicht mal etwas früher los oder hat Umsteigezeiten. Aber das ist dann halt so. Ein Auto ist dafür nicht zwingend notwendig.
Und wie oft braucht man denn eine neue Brille? Und vorallem was kostet denn eine neue Brille? Da wir hier wieder von einer Grundsicherung reden, reicht im Grund auch das 50 Euro Modell von Fielmann, Apollo oder sonst wem aus. Und wenn man das jetzt auf einen Monat runterrechnet, reden wir vielleicht davon 1 oder 2 Euro im Monat für eine Brille wegzulegen. Also eigentlich auch kein Argument.
Gleiches gilt für den wahnsinnig teuren Strom. Ein Ein-Personen-Haushalt kommt bei Stromvergleichen mit ca. 20-25 Euro im Monat hin, pro Woche also irgendwas zwischen 5 und 7 Euro. Also selbst mit Stromabzug und Brille sind es dann halt 90 Euro pro Woche zum Leben.
Man sollte einfach mal die Kuh im Dorf lassen. Niemand behauptet, dass man bei dauerhaftem ALG-II-Bezug gut leben kann. Das hat auch ein Jens Spahn nicht behauptet. Er hat lediglich gesagt, dass es eine Grundsicherung ist von der man seinen Lebenunterhalt bestreiten kann und das man dies in der Form kaum irgendwo anders auf der Welt findet. Denn wie schon gesagt theoretisch kann man sein ganzes Arbeitsleben lang ALG beziehen ohne jemals auch nur einen Cent in die Arbeitslosenversicherung bezahlt zu haben.
Natürlich kann man auch darüber reden, den ALG-II Satz anzuheben, was ja auch jedes Jahr passiert. Aber dann muss man sich eben auch im Klaren sein, dass das Geld kostet und über Erhöhung von Steuern oder Sozialabgaben bezahlt werden muss. Das trifft dann im Übrigen natürlich überwiegend die Geringverdiener. Denn als Besser- oder Gutverdiener ist es schlussendlich egal ob man jetzt wegen den 5 oder 10 Euro mehr Arbeitslosenversicherung nur noch 4.990 Euro zum Ausgeben hat oder ob es doch 5.000 Euro sind.
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