Gesundheit schaden, obwohl man Gegenteil will?

Eine Bekannte hat schon zahlreiche Diäten ausprobiert, von denen die teilweise auch sehr überzeugt war. Sie wollte nicht nur abnehmen, sondern sich auch sehr gesund ernähren. Ich weiß, dass sie sich eine Zeit lang beispielsweise ausschließlich von Obst ernährt hatte, weil sie dachte, sie würde damit nicht nur extrem gesund leben, sondern damit auch abnehmen.

Irgendwann hat sie dann aber auch eingesehen, dass dem nicht so war. Habt ihr schon einmal eurem Körper, beziehungsweise eurer Gesundheit geschadet, obwohl ihr eigentlich genau das Gegenteil damit erreichen wolltet? Was habt ihr gemacht und wie kam es dazu?

Der Cousin meines Partners ist Veganer und hält sich an dieser Ernährungsform fest, obwohl er untergewichtig ist und mittlerweile auch schon diverse Mängel hat, beispielsweise fehlt es ihm an Vitamin B12 und Eisen. Grundsätzlich ist das aber kein Problem, da es dies in Tablettenform gibt. Aber er ist der festen Überzeugung, dass nur vegan gesund sein kann und der Mensch keine tierischen Lebensmittel braucht.

Grundsätzlich finde ich es gut, wenn sich jemand Vegetarisch ernährt oder öfters mal ein veganes Gericht in der Woche gegessen wird. Ich halte es für falsch, wenn man sich Unmengen an Fleisch in die Wampe haut, am besten noch mehrmals am Tag, das gehört sich meiner Meinung nach nicht. Aber wenn man keine Lust hat sich ausgewogen zu ernähren, dann bringen einem Ernährungsformen wie Vegan, Low Carb oder Low Fat oder auch das Fasten gar nichts.

Nein, aus falsch verstandenem Gesundheitsbewusstsein habe ich mir meines Wissens noch nicht geschadet. Zwar habe ich mittlerweile doch erkennbares Übergewicht und bin auch nicht gerade fit, aber daran arbeite ich erstens auf hoffentlich halbwegs gesunde Art und Weise, und zweitens bin ich definitiv nicht durch den Jojo-Effekt so dick geworden. Ich kann auch nicht behaupten, es beim Sport übertrieben zu haben und deswegen pausieren zu müssen, sondern ich habe die letzten Jahre aus purer Bequemlichkeit so gut wie keinen Sport betrieben. Also alles ehrlich erfressen und erfaulenzt!

Aber allgemein ist es ja ein bekanntes Phänomen, dass Leute glauben, ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun und in Wirklichkeit das Gegenteil bewirken. Beispielsweise kann man sich durchaus in eine Ess-Störung diäten oder sich beim Sport als ungeübte Anfängerin derart übernehmen, dass die Bandscheibe draußen ist. Auch viele Nahrungsergänzungsmittel und Ernährungstrends schaden oft mehr, als sie nützen. In meinen Augen handelt es sich hier um einen Nebeneffekt des mittlerweile geradezu zwanghaften Kults, der in vielen westlichen Ländern um die "richtige" Ernährung getrieben wird.

Ist das nicht normal, dass man der Gesundheit schadet, wenn man es unbewusst übertreibt? Ich kenne auch Menschen, die dann fanatisch Sport treiben und dass das so gesund ist, wage ich zu bezweifeln. Die Anhänger von extremen Ernährungsformen und Diäten gehören ja auch dazu. Oder die Menschen, die unter Essstörungen leiden. Es gibt ja auch Menschen, die rauchen und wissen, dass es schädlich ist, aber sie können nicht aufhören, damit schadet man ja auch indirekt der Gesundheit, obwohl man das nicht wirklich möchte. Übermäßiger Alkoholkonsum gehört für mich auch in diese Kategorie.

Wahrscheinlich fällt jede Sportverletzung in diese Kategorie. Man geht ja nicht Laufen weil man sich die Bänder überdehnen will sondern weil man Spaß daran hat und weil es gut für die Gesundheit ist wenn man sich bewegt. Die Bänderdehnung passiert halt mal wenn man Pech hat, auch wenn man es nicht übertreibt.

Diäten fallen für mich nicht unbedingt in diese Kategorie, weil man den Schaden vermeiden könnte, wenn man sich im Vorfeld richtig informiert hätte und nicht auf Werbung oder Ideologie herein gefallen wäre. Eigentlich sollte einem auch der gesunde Menschenverstand sagen, dass man als Obst-Veganer irgendwann Dauergast beim Zahnarzt sein wird, weil Fruchtsäure, Fruchtzucker und Zähne sich nicht vertragen.