Neidisch auf die eigenen Kinder sein?

vom 25.05.2015, 17:22 Uhr

Eine Tante von mir hat in relativ jungem Alter ihren ersten Sohn bekommen und dieser macht nun aktuell seinen Führerschein. Da meine Tante und ich vom Alter her nicht so weit auseinander liegen, unterhalten wir uns gerne über unterschiedliche Dinge und neulich hat sie mir dann auch erzählt, dass es teilweise Situationen in ihrem Leben gibt, wo sie eifersüchtig auf ihren eigenen Sohn ist.

Sei selbst hat als Kind und Jugendliche nichts geschenkt bekommen und musste sich alles hart erarbeiten. Ihre Mutter hat ihr kein Geld für einen Führerschein oder Kleidung und Freizeitaktivitäten gegeben und von ihrer Oma hat sie auch kaum etwas bekommen. Ihr Sohn nun hat von der Familie seinen Führerschein gesponsert bekommen, bekommt Taschengeld und immer wieder Geld von seinen Omas. Sein Leben ist einfach sehr viel besser, als es ihres war und sie wünscht sich manchmal, dass er es auch nicht so leicht hätte, sondern wüsste, wie hart es ist sich alles zu erarbeiten.

Könnt ihr nachvollziehen, dass bestimmte Mütter eifersüchtig auf ihre eigenen Kinder sind? Hat der Sohn meiner Tante es möglicherweise schon etwas zu gut, so dass man ihn als verwöhnt bezeichnen könnte?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wenn man den Entbehrungen der eigenen Kindheit hinterhertrauert, ist ein Psychologe wohl die richtige Adresse. Alle Generationen haben dafür gekämpft, dass ihre Kinder es gut haben sollten, vor allem besser als man selbst.

Wenn man dann damit nicht klarkommt, dass auch der Bezug anderer Generationen zu bestimmten Dingen ein anderer ist... Pech! Ich kann das Gefühl durchaus nachvollziehen, aber die Gedanken, die dem entwachsen, nicht.

» Tritonus » Beiträge: 134 » Talkpoints: 36,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Als neidisch würde ich das eher nicht bezeichnen, die Eltern freuen sich ja eigentlich für das Kind und möchten auch, dass die eigenen Kinder es einmal besser haben. Dass das nicht ewig weiter funktionieren kann, weil es der Elterngeneration auch schon ziemlich gut geht, ist eine andere Sache.

Meine Eltern sind wahrscheinlich auch ein bisschen "neidisch", weil ich nach dem Abitur erstmal eine Auszeit genommen habe, um für ein halbes Jahr ans andere Ende der Welt zu reisen. Das war für meine Eltern damals undenkbar. Einerseits aus finanziellen Gründen, andererseits weil sie im Kommunismus gelebt haben und da natürlich nicht jeder rausspazieren konnte, wie er wollte. Wenn da mal ein Schulkamerad berichtete, mit den Eltern nach Griechenland gefahren zu sein mit dem Auto, war das schon eine ziemlich große Sache.

Trotzdem denke ich, dass meine Eltern es mir gönnen, dass es mir noch besser geht als in ihrer Kindheit.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich denke, dass man in dem Fall einfach die eigene Kindheit bereut und wie das Ganze abgelaufen ist. Wenn man seinem eigenen Kind gegenüber wirklich Neid empfindet, dann sollte man sicherlich mal einen Psychologen aufsuchen und sich dort Hilfe holen. Neid kann vorkommen und ist ein Gefühl, dass einen immer mal überkommen kann, aber man sollte es nicht die Oberhand gewinnen lassen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Du sagst, dass sie in relativ jungem Alter schon einen Sohn bekommen hat. Wenn dieser jetzt den Führerschein gemacht hat, ist ja ihre eigene Kindheit nun noch nicht so lange her. Deshalb behaupte ich eben, dass ihr das jetzt, da die Situation eben aktuell ist, wieder hoch gekommen ist.

Deshalb glaube ich jetzt nicht, dass dies ein Fall für den Psychologen ist. Es ist gut, auch Dinge einmal auszusprechen, die eigentlich tabu sind. Ich kenne das von Geschwisterkindern. Dass das ältere Kind gegenüber dem jüngeren Kind benachteiligt wurde.

Wie in dem Beispiel gesagt, dass also der jüngeren der Führerschein bezahlt wurde, dass die Jüngere Geld zum Ausgehen und so bekommt oder ein Auto gestellt bekommt.

Ich kann das schon ein Stück weit nachvollziehen und würde der Aussage der jungen Mutter jetzt nicht so viel Bedeutung zumessen. Man kann sich doch auch einmal darüber auskotzen, was einen so beschäftigt.

Gut kann ich mich noch daran erinnern, wie es zu uns immer geheißen hat, hätten wir dies und jenes gemacht, hätten wir Schläge bekommen. Heutzutage geht es euch viel zu gut. Das ist doch ein ähnliches Verhalten, indem einfach die Eltern reflektieren, wie es damals war und wie es eben heute ist.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wie hier die meisten wieder nach einer Therapie schreien, die doch gar nicht angebracht ist. Man kann es einfach kaum vergleichen, aber sie ist doch auch mit daran Schuld wenn er alles bekommt und sie ihm alles kauft. Denn wenn sie das nicht machen würde, dann müsste er auch seinen Hintern schwingen und sich selbst die Dinge erarbeiten, wenn sie darauf so steht.

Ich habe auch als Kind nichts bekommen, hatte keine Kindheit sondern musste direkt Erwachsen sein und meine Geschwister mit versorgen. Aber bin ich nun neidisch auf meine Sohn oder gönne ihm etwas nicht? Absolut nicht, denn jeder hat sein Päckchen zu tragen, ich das meine und er das seine und schlimm finde ich meine Kindheit soweit auch nicht, denn nur durch diese bin ich heute wie ich bin in jeder Hinsicht.

Aber ich trage meinem Sohn auch nicht den Hintern nach und pudere ihm finanziell den Hintern bis zum erbrechen. Ich musste meinen Führerschein und mein erstes Auto ebenfalls erarbeiten und das wird er ebenfalls machen müssen und nicht von mir bezahlt bekommen. Aber nur weil ich damals meine gebrauchten Klamotten alle von meinen Geschwistern bekommen habe oder meinen älteren Cousinen mache ich das noch lange nicht mit ihm. Er bekommt zwar auch gebrauchtes, aber nicht was schäbig aussieht, verwaschen ist und kaputt und auch Schuhe gibt es hier nur neu. Auch wenn ich das anders kennengelernt habe, ich habe meine verformten Füße nicht von ungefähr sondern genau dadurch, dass es meinen Eltern egal war.

Aber auch ein wenig Neid ist durchaus normal. Wer steht denn nicht morgens da, wenn es auf Arbeit geht, man keine Lust hat und das Kind sieht welches noch weiter im Bett liegen kann und schlafen? Das ist normal und da trauert man dann schon ein wenig darüber aber zum Psychologen muss daher noch lange niemand, wenn das auch in anderen Sachen und Situationen auch noch passiert. Grundsätzlich ist man selbst dafür verantwortlich, wenn man jammert was Kind alles hat und man nicht hatte, denn man kauft es für das Kind, da braucht sich niemand hinterher beschweren. Würde man das nicht wollen, dann würde man es nicht machen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Na ja, wieso ist sie, also deine Tante denn neidisch? Sie ist doch selbst Schuld, dass Neid aufkommt, weil sie offenbar ihm alles schenkt oder vieles, was sie damals nicht hatte. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass sie es eben genau deswegen tut, weil sie damals nichts hatte, aber dann soll sie doch am Ende nicht so tun, als wenn es dem Sohn bewusster gut ginge, als ihr damals.

Damals und heute zu vergleichen, sind oftmals auch zwei verschiedene paar Schuhe und das weiß ich an mir. Natürlich bekam ich auch mal etwas geschenkt,meine Mama brachte mir auch mal dicke Adidas Hosen mit usw. Damals ging es aber um die Geste und nicht die Normalität. Meine Mutter war darauf bedacht, dass es das Gefühl von Besonderheiten bleibt und nicht der Regelfall.

Heute? Heute kriegt der Sohn mal eben den Führerschein geschenkt, da mal das Smartphone außerhalb von Weihnachten oder das Tablet zwischen drin. Dann regen sich die Eltern gerne auf, dass die neuen Generationen es ja so gut hätten und gar nicht wüssten, was das alles kostet und sowas früher undenkbar gewesen wäre. Ja ey Leute, dann schenkt und schenkt und schenkt doch nicht ständig, dann gibt es keinen Grund, neidisch zu sein.

Sie müssen sich alle auch so nicht wundern, dass verzogene Rotzgören da sind, die glauben, alles hat seine Selbstverständlichkeit. Die Cousins & Cousinen von meinem Freund sind das beste Beispiel. Alles haben sie geschenkt gekriegt. Jedes Jahr ein neues Handys usw. Essen hat Mama gemacht, Party wurde auf Mamas Kosten gemacht usw. Jetzt sind sie in Ausbildung und gar nichts klappt. Mama, ich kann mir nichts leisten, das geht nicht mehr und das geht nicht mehr. Zack sehen sie mal, was neben Miete usw. alles weggeht und dann bleibt, nämlich nada! Schon ist der Geschenke Lebensstandard weg und das Geheule geht los.

Ich kann nicht verstehen, wieso man Kindern so viel schenken muss und dann sagt, dass man es früher nicht so gut hatte. Dann schenkt doch nicht so viel und fertig. Würde ich jedenfalls sagen. Einige sollten auch immer bedenken, Führerschein hier, Handy mal dort usw, dass ein Kind später mit dem Geld, was er hat oder sie leben lernen muss, wenn man dann vorher nicht mal mit Geld umgehen lernt, weil man das Wichtigste und Teuerste ständig geschenkt bekam, dann geht viel Erfahrung verloren, finde ich.

Daher bin ich ausnahmsweise dankbar, dass ich nicht alles geschenkt bekommen habe und heute daher auch mal einen Monat locker mit 200 Euro für Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Fleisch, Fisch & Co zurecht komme. Das würden andere im Traum nicht einmal schaffen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke auch, dass Neid hier nicht das richtige Wort ist. Es ist sicherlich irgendwie eine Feststellung, dass die Mutter eben nichts in der Jugend geschenkt bekommen hat und das ihr Sohn da doch viel leichter hat. Welche Mutter würde das schon ihrem Kind missgönnen oder wirklich neiden?

Vielleicht ist einfach nur eine Erinnerung, bei der sich die Mutter wünscht, es auch etwas leichter gehabt zu haben. Eine Therapie ist in dem Fall sicherlich übertrieben und nicht nötig. Immerhin sagt die Mutter ihrem Sohn ja nicht, dass er alles zugeschoben bekommt und verhält sich wirklich neidisch. Das würde dann wohl ganz anders aussehen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Als ich noch jung und naiv war, hätte ich mich auch geschockt gezeigt, wenn eine Mutter offen neidisch auf ihr Kind gewesen wäre und das sogar so nach außen getragen hätte. Das liegt zum einen an einem verqueren, aber in der Gemeinschaft nach außen allgemein kolportiertem Mutterbild, wo frau absolut selbstlos, genügsam und frei von eigenem Begehr zu sein hat. Mittlerweile kann ich total verstehen, wenn Leute neidisch auf Dinge ihrer Kinder sind, die sie verloren haben oder niemals je hatten.

Der andere Grund ist das häufige Missverständnis zwischen Neid und Missgunst. Neid meint, dass sie es eben auch gerne gehabt hätte, es ihrem Sohn aber trotzdem (!) gönnt. Erst die Missgunst bringt den Aspekt des echten Nicht-Gönnen-Wollen mit hinein. Es ist total okay, auch mal neidisch zu sein, es zeigt nur, was man selbst gerne hätte und ist dafür ein guter Indikator. Solange man sich eben nicht davon auffressen lässt oder gehässig wird, dürfen auch Mütter mal neidisch sein. Da jetzt gleich nach Therapie zu schreien, finde ich auch total übertrieben.

» Verbena » Beiträge: 4970 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich denke, dass meine Mutter durchaus Grund hätte, neidisch auf mich zu sein, weil mein Leben völlig anders verläuft, als ihres war und ist. Und ich habe viel erreicht, was sie sich schon immer gewünscht hat. Ich kann es mir aber dennoch nicht vorstellen, dass meine Mutter neidisch auf mich ist und habe mich auch noch nie mit dem Gedanken auseinandergesetzt. Für mich kam es noch nie in den Sinn, dass Eltern neidisch auf ihre Kinder sein könnten.

Ich bin auch gar nicht neidisch auf das Leben meiner Eltern und kann es mir auch nicht vorstellen. Man freut sich doch eher füreinander. Außerdem kann man sich ja auch nicht wirklich miteinander vergleichen, da es ja schon allein einen großen zeitlichen Unterschied zwischen den beiden Generationen gibt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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