Inwiefern ist westliche Gesundheitsversorgung "besser"?

vom 11.03.2018, 14:01 Uhr

Es wird ja immer mehr kritisiert, dass die Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern und Schwellenländern sehr miserabel wäre. Man würde keine richtige Hygiene praktizieren und die Sterblichkeit- sowie Infektionsrate sei sehr hoch. Dann wird immer auf die westlichen Länder verwiesen und wie viel besser Länder der ersten Welt doch wären.

Aber stimmt das tatsächlich? Genau genommen häufen sich hier die Meldungen über Profitgier der Krankenhäuser, Zeitmangel, überfordertes Personal und damit verbunden Hygienemängel und MRSA-Ausbrüche. Meint ihr, dass die Gesundheitsversorgung in den Industrieländern immer noch "besser" ist? Oder kann man das nicht wirklich vergleichen?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Sicher kann man das nicht eins zu eins vergleichen, aber ungeachtet dessen würde ich einen Aufenthalt in einem Krankenhaus irgendwo im westlichen Europa immer noch einem in Ghana, Dschibuti oder Pakistan vorziehen. Nur weil es hierzulande viele der benannten Probleme gibt, heißt das ja im Umkehrschluss immer noch nicht, dass es in äquatorialen Ländern zum Beispiel auch nicht mehr wesentlich schlechter ist.

Eine Sache kann problematisch sein, aber immer noch lange nicht so katastrophal wie eine andere, unser Maßstab, den wir anlegen ist nur immer noch viel höher und ein anderer, also gibt es auch hier eine Bemessungsgrundlage für Gut und Schlecht, Qualität und Pfusch. Die Latte liegt aber in unserer Bewertung wesentlich höher.

» Verbena » Beiträge: 4941 » Talkpoints: 1,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Wenn man sich harte Eckdaten wie die Lebenserwartung, die Verbreitung von Krankheiten wie Pest und Cholera, die Kindersterblichkeit, den Impfschutz oder die Wahrscheinlichkeit, eine Geburt zu überleben anschaut, würde ich in aller Bescheidenheit schon behaupten, dass die medizinische Versorgung in Industrieländern erheblich besser ist als die in Ländern wie beispielsweise dem Kongo oder dem ländlichen Pakistan. :roll: In einer Reportage sind mir schon Krankenhäuser in weniger entwickelten Ländern begegnet, in denen es nur stundenweise Strom gab, und das Personal bestand in erster Linie aus Angehörigen, die tatkräftig mit anpacken mussten.

Natürlich gibt es immer etwas zu verbessern, aber ich bin eher der Meinung, die Leute hierzulande oder in anderen europäischen Ländern jammern schon auf sehr, sehr hohem Niveau. Selbst in den USA, wo bekanntlich alles immer noch besser ist, kann es dir passieren, dass es zwar eine Top-Therapie für deinen Schilddrüsenkrebs oder was auch immer gibt, aber du sie dir leider nicht leisten kannst, weil das Insulin für deine Tochter schon so teuer ist oder was auch immer. Hierzulande müsste man auch nicht bei der Versorgung mit Elektrizität und sauberem Trinkwasser ansetzen, sondern "nur" ein paar politische Entscheidungen treffen, die die Versorgung von Patienten aller Art für alle Beteiligten ein bisschen menschlicher gestalten würden.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gucken wir doch einfach mal in ein Land, dessen Ärzte weltweit einen ausgezeichneten Ruf genießen und dessen Forschung top ist: Südafrika, wo das erste Herz transplantiert worden ist. Wer kein Geld für eine teure private Krankenversicherung hat, der ist verloren.

Achtzig Prozent der dort tätigen Ärzte versorgen nur die sechzehn Prozent der Bevölkerung, die genug Geld haben. Eine gynäkologische Privatklinik in der Stadt beschäftigt allein so viele Ärzte wie drei Provinzen zusammen. Wer arm ist, der hat kaum Zugang zu Ärzten, von Fachärzten träumt man besser nicht. Dazu fehlt es in öffentlich betriebenen Kliniken nicht nur an Personal. Auch Medikamente und Material fehlt oft. Daran wird sich auch wenig verändern, über die Hälfte der Bevölkerung ist arbeitslos.

Und das ist ein Land mit moderner Ausbildung und hohem Standard. In Afrika ist selbst das beispiellos gut. Wer kann sich denn solche Zustände nur ansatzweise vorstellen, wenn er im behüteten Europa lebt? Man muss erst mal in die Luxussituation kommen, sich einen multiresistenten Keim einzufangen und nicht ohne Versorgung zu verrecken.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^