Fragebogen vor Therapieantritt üblich?
Ein Kommilitone von mir ist seit einiger Zeit wegen seiner Depressionen in Therapie, wobei er dann meinte, dass er zu Anfang einen sehr langen Fragebogen ausfüllen musste. Ich finde das sehr interessant, denn ich war noch nie in Therapie und kenne daher die Routine bei so etwas auch gar nicht.
Ich musste schon bei meiner Gynäkologin und bei meinem Hausarzt als Neu-Patient einen Fragebogen ausfüllen, aber das ist auch schon eine Weile her und macht durchaus Sinn, wenn man da dann über familiäre Erkrankungen, eventuelle Medikamente und dergleichen informiert, sonst weiß der Arzt ja gar nicht Bescheid.
Aber so ein Fragebogen bei einer Therapie überrascht mich dann schon. Ich hatte immer angenommen, dass der Therapeut alle darin enthaltenen Fragen in der Sitzung ausschlachten würde, denn so verdient er ja auch mehr Geld. Sind Fragebögen vor Therapieantritt überall verbreitet oder ist das eher die Ausnahme?
In der somatischen Medizin greifen Ärzte heutzutage gerne auf kurze Fragebögen zurück, um sich bei neuen Patienten einen schnellen Überblick über wichtige Vorerkrankungen, Dauermedikationen und familiäre und umweltbezogene Risikofaktoren zu verschaffen. Ich finde das auch durchaus sinnvoll, da ich selber weiß, dass es im Praxisalltag manchmal hektisch zugehen kann und in der Eile der Sprechstunde manchmal das ein oder andere Detail vergessen wird. Ein solcher standardisierter Fragebogen hingegen ist vollständig und kompakt und kann einen guten ersten Eindruck des Patienten vermitteln, ersetzt aber natürlich nicht das persönliche Gespräch.
Ob es jedoch Sinn macht, psychiatrische Patienten vor dem ersten persönlichen Kontakt mit einem ellenlangen Fragebogen zu beschäftigen, weiß ich nicht. Während meines Praktikums in der Psychiatrie haben wir Patienten zumindest immer persönlich aufgenommen und die relevanten Details im direkten Gespräch erfragt. Immerhin ist es bei psychischen Erkrankungen besonders essentiell, dass man einen guten Patientenkontakt herstellt und das Vertrauen des Gegenübers gewinnt, da eine Therapie ansonsten so gut wie unmöglich ist.
Außerdem denke ich, dass man viel mehr und verlässlichere Informationen erhält, wenn man direkt mit dem Patienten spricht, da man zusätzlich zu den Aussagen auch Mimik und Gestik beurteilen und gezielter nachfragen kann, wenn man vermutet, dass eine wichtige Information verschwiegen wird. Auf dem Fragebogen würden wohl die wenigsten von sich aus die komplette Wahrheit preisgeben oder zumindest ihre Angaben auf das nötigste beschränken. Wenn man dem Therapeuten aber gegenüber sitzt und merkt, dass er einem wertschätzend und empathisch begegnet, fällt es sicherlich leichter, sich zu öffnen.
Ich denke, dass es normal ist, dass man vor Therapieantritt einen Fragenbogen oder sogar mehrere ausfüllen muss. Bei einer Freundin von mir, die ebenfalls wegen Depressionen in Behandlung ist, war es genauso. Sie hat mir mal erzählt, dass sie eine ganze Therapiestunde mit dem Ausfüllen der Fragebögen verbracht hätte und auch noch zusätzlich welche mit nach Hause bekommen hat, die sie dann ausfüllen sollte.
Die Therapeuten und Psychologen werten diese dann ja aus und können sich so schon mal ein Bild über den neuen Patienten und seine Erkrankung machen. Soweit ich weiß, muss auch etwas davon an die Krankenkasse verschickt werden, damit diese die Therapie genehmigen.
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