Muss ein Praktikum immer interessant sein?

Ein Bekannter von mir muss zur Zeit ein Praktikum machen, sodass ich mich eben mit ihm über dieses Thema unterhielt. Ich wollte von ihm nämlich wissen, ob ihm das Praktikum denn Spaß machen würde, woraufhin er erwiderte, dass Praktika doch grundsätzlich spaßig und interessant wären und er schien mit meiner Frage nicht so wirklich etwas anfangen zu können.

Ich finde aber nicht, dass Praktika zwangsläufig spaßig und interessant sein müssen. Ich weiß noch, dass ich zu meiner Studienzeit gezwungen war, ein Praktikum zu machen was ich so nicht wollte. Denn es gab da nämlich Vorschriften, die ein Praktikum einhalten musste. So wurden Praktika in bestimmten Bereichen gar nicht erst erlaubt und genau das waren aber die Bereiche, die mich am meisten interessiert hätten. Da das Praktikum obligatorisch war, war ich also gezwungen irgendein Praktikum zu absolvieren, sonst hätte ich den Abschluss nicht gekriegt.

Dementsprechend habe ich mich in dem Praktikum auch gelangweilt und fand es alles andere als schön oder interessant, auch wenn ich mich bemüht habe, das Beste aus der Situation zu machen und auch wenn ich versucht habe, mir vor den Kollegen dort nichts anmerken zu lassen. Muss ein Praktikum für euch immer interessant sein? Oder überhaupt nicht?

Ich hatte in meinem Leben immer nur Schülerpraktika, beziehungsweise welche, in denen ich mir für eine Zeit etwas aussuchen konnte, was aber nie sonderlich lange ging. Mine Praktika waren durch die Bank weg langweilig und über den Beruf habe ich eigentlich nie etwas erfahren. Es wäre schon schön, wenn man das Ganze interessanter gestalten würde und es immer spannend wäre, aber das ist nun mal nicht immer so und vorher weiß man das in der Regel auch nicht.

Ich habe nun auch schon einige Praktika gemacht und würde nicht sagen, dass diese zwangsläufig interessant sein müssen. Es kommt immer sehr darauf an, wie sehr einem der Job liegt und auch, wie gut einem die Arbeitsschritte von den Kollegen erklärt werden. Ich hatte bisher eigentlich immer das Glück, dass meine Praktika recht interessant waren, aber mir ist es durchaus bewusst, dass das nicht zwingend der Fall ist.

Diese typische Schülerpraktikum musste ich auch machen. Ich glaube, das war in der neunten oder zehnten Klasse. Da war ich bei einer Behörde, aber ich fand es sehr anstregend, weil ich es nicht gewohnt war, so lange am Stück wirklich einer Sache konzentriert nachgehen zu müssen und so spät daheim zu sein. Mein Vater hat da gearbeitet und mit dem habe ich mich während des Praktikums gestritten, das war echt sehr unangenehm.

Dann im Studium habe ich diese Pflichtpraktika machen müssen, zwei Stück und zwar jeweils vier Wochen lang. Eines davon war an der Uni an einem Institut. Das war toll, weil ich da von daheim aus gearbeitet habe und nur Sachen am PC auswerten musste. Da konnte ich immer schön lange schlafen.

Das andere war in einem Unternehmen, das hatte man mir vermittelt, aber das mochte ich gar nicht so. Es war viel Stress, ich musste da jemanden ersetzen, der ausgefallen war und im Prinzip habe ich da eine Vollzeitstelle ersetzt und keinen Cent dafür bekommen. Zudem hat man am Schluss noch an mir herumgemeckert. Anstatt dass man mir mal zwischendrin Feedback gibt, da hätte ich ja was ändern können; aber zum Schluss herummaulen bringt ja keinem was.

Interessant war es insofern, dass ich gemerkt habe, dass ich so etwas später nicht machen möchte. Ich war aber auch ein wenig sauer auf denjenigen, der mich bequatscht hatte, da das Praktikum zu machen, weil es eben so frustrierend war.

Natürlich ist es schön, wenn ein Praktikum interessant ist, aber das ist doch längst nicht immer der Fall. Meistens macht man doch auch ein Praktikum um eben heraus zu finden, ob einem ein bestimmter Bereich liegen und Spaß machen würde.

Ich hatte schon ein wirklich schönes Praktikum, aber auch schon eines, dass doch eher langweilig war und bei dem ich mir nur die Beine in den Bauch gestanden habe. Da war ich dann auch jeden Abend froh, wenn ich gehen konnte. Die eigenen Interessen spielen dabei sicher eine große Rolle und eben auch, wie die Betriebe mit den Praktikanten umgehen. Ob diese eben integriert werden und durchaus Aufgaben übernehmen können oder eben nur daneben stehen und zusehen.