Kinder für schlechte Noten belohnen sinnvoll?

vom 16.10.2017, 19:45 Uhr

Ich habe neulich in einer Wissenssendung eine Diskussion mitbekommen, wo es um die Kindererziehung ging. Schwerpunkt lag hier bei Teenagern in der Pubertät. Eine Dame meinte dann, dass man Kinder und Jugendliche für schlechte oder sehr schlechte Noten belohnen müsste. So wäre es sinnvoll dem Kind für jede schlechte Note ein Eis zu spendieren oder irgendwo essen zu gehen. Bestrafung wäre kontraproduktiv ihrer Meinung nach.

Was haltet ihr von dieser These? Sollte man schlechte Noten tatsächlich auf diese Weise belohnen? Wird das nicht eher zu einer Verstärkung führen und das Kind wird eher gleichgültig und strengt sich gar nicht mehr an? Was haltet ihr von der Aussage dieser Frau? Wie haben eure Eltern das bei euch gemacht und wie würdet ihr das bei euren (potentiellen) Kindern handhaben?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mein Kind geht in die zweite Klasse und bekommt jetzt auch Noten. Ihn für schlechte Noten zu belohnen, würde mir allerdings nicht einfallen. Für mich macht das überhaupt gar keinen Sinn. Was machen diese Eltern denn bei guten Noten? Jedes Mal in den Urlaub fliegen?

Ich bin auch dafür das man Kinder bei schlechten Noten nicht bestraft, definitiv. Das ist für mich auf jeden Fall kontraproduktiv. Denn nur weil man schlecht bewertet wurde, heißt das nicht das man sich keine Mühe gegeben hat. Gerade die Spannen bei den Noten zwischen 3 und 4 und 2 und 3 ist so groß, das sich Kinder durchaus in einer Arbeit verbessert haben, aber weiterhin die gleiche Note bekommen haben.

Mein Sohn weiß das 1,2 und 3 in Ordnung sind, auch eine 4 kann mal als Ausrutscher durchgehen, aber alles darunter geht nicht. Bisher habe ich das Glück, dass er nur Einsen nach Hause gebracht hat, aber auch die Zeit wird sich natürlich ändern.

» Kobe » Beiträge: 472 » Talkpoints: 72,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich würde mein Kind nicht für eine schlechte Note belohnen. Ich meine es kann ja sein, dass das Kind nur eine 4 schaffen kann und das schon gut in dem Fach ist, aber dann muss man den Maßstab verändern und schauen, dass es vielleicht mehr Förderung in dem Bereich erhält um das zu ändern. Generell denke ich schon, dass man nur gute Note belohnen sollte.

Wobei ich auch nicht dafür bin, wenn man bei jeder guten Note ein Eis essen geht. Immerhin macht es das Kind dann nur für das Eis und nicht für sich, was es irgendwann aber schon begreifen sollte. Ich glaube ich würde erstmal verbal loben. Wenn ich dann eine Besserung bei den Noten sehe, mein Kind sich richtig anstrengt, würde ich da natürlich auch extra schöne Dinge machen, aber nicht jede Woche.

Für mich ist das Zeugnis wichtig und da habe ich auch immer für jede Eins etwas extra bekommen. Ich war zugänglich für extra Taschengeld und so habe ich mein Zeugnis bezahlen lassen. Schlimm finde ich das nicht. Letztendlich muss man schauen, was ein Anreiz für das eigene Kind sein kann. Schlechte Noten belohnen finde ich aber falsch, weil man das dann nur fördert und man möchte ja keine schlechten Noten. Es ist ein bisschen so wie eine Teilnahmeurkunde beim Sport, da bringt einen auch nicht weiter.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wie wurde es denn argumentiert, dass dies wirklich gut sein soll, wenn man für schlechte Noten belohnt? Warum soll das gut sein? Ich verstehe nicht, was man dann machen soll, wenn das Kind dann gute Noten nach hause bringt. Soll man bei jeder Note gleich reagieren oder eben bei guten Noten mehr bieten als Eis essen gehen? Ich habe zwar bei guten Noten meine Kinder immer viel gelobt, aber bei schlechten Noten habe ich auch nicht geschimpft, sondern gesagt, dass die nächste Arbeit bestimmt besser wird. Bekommen haben sie aber auch für gute Noten nichts und ich denke, dass man das mit Aufmerksamkeit und viel loben auch gut macht.

Welchen Sinn soll denn die Belohnung bei schlechten Noten haben? Das wurde doch bestimmt auch gesagt oder nicht? Ich verstehe den Sinn nicht.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Naja, das Kind kann auch einfach die Klausur oder den Test schwänzen. Denn eine Fünf oder eine Sechs macht dann keinen großen Unterschied für das Kind und dann hat es eben keine Lust. Man kann sein Kind doch mal in den Arm nehmen und sagen, dass man stolz ist, dass es nur eine Vier geschafft hat, aber sich ran gesetzt hat und dafür auch etwas getan hat und man die Leistung sieht und anerkennt.

Warum man als Belohnung in den Urlaub fliegen muss, weiß ich auch nicht. Das Kind kann auch mal etwas länger wach bleiben, bekommt sein Lieblingsessen gekocht oder man macht sich einen schönen Tag und bummelt gemeinsam, wobei man das Nützliche mit dem Praktischen verbindet.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich belohnen meine Kinder überhaupt nicht für Noten. Genauso wenig bestrafen ich für schlechte Noten. Meine Kinder müssen nicht in dieses Hamsterrad, das anfängt, wenn das Selbstwertgefühl ganz viel von der Erbringung guter Leistungen abhängt. Mit den wichtigen guten Noten geht es los, dann kommt das gute Studium oder der gute Ausbildungsplatz, danach muss der Job stimmen und Gehaltserhöhung oder Beförderung belohnen und bestätigen. Nein, das müssen wir nicht haben.

Wahrscheinlich ist der Ansatz der Belohnung für schlechte Noten ähnlich gedacht. Frei nach dem Motto, dass der Versuch zählt und nicht das Ergebnis. Nur finde ich Belohnungen da einfach ungeeignet. Meine Kinder wissen, dass ich ihnen alles zutraue. Ich muss gute Noten nicht belohnen, weil ich sie für vollkommen normal und folgerichtig halte. Eben weil ich deutlich vermittle, dass sie alles schaffen können.

Selbstverständlich hat jeder Schwächen, das gilt auch für meinen Nachwuchs. Aber meine Brut muss selber lernen, wie sie damit umgeht. Ich hänge keine Möhre für mehr Lernleistung hin. Sie wissen, dass sie für sich und ihre Zukunft zur Schule gehen und nicht für mich. Und wenn mein Kind mir durchdacht erklären kann, dass es beispielsweise Physik nie braucht, es abwählen wird und seine Energie deshalb anders investiert, dann ist das seine Entscheidung. Möchte es dagegen Nachhilfe, weil es das packen möchte, dann bekommt es das.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Mich würde an dieser Stelle auch sehr interessieren, wie das Argumentiert worden ist mit dem Belohnen für eine schlechte Note. Oder ist es am Ende gar nicht als Belohnung gedacht, sondern eher als Aufheiterung und Motivation für die nächste Arbeit? Das kann man schnell in einen Topf werfen, sind aber zwei grundlegende unterschiedliche Paar Schuhe die man dort vermischt.

Wie cooper es bereits geschrieben hat, würde ich damit auch gar nicht erst anfangen. Weder für gute Noten zu belohnen noch für schlechte Sanktionen zu erheben oder auch da mit Belohnungen zu arbeiten bei einem Kind. Will man am Ende einen dressierten Affen haben der immer ein Zuckerstück erwartet, wenn er etwas fein und gut gemacht hat? Oder jemanden, der auch mit schlechten Zensuren umgehen kann ohne direkt ein Geschenk oder etwas anderes zu erwarten?

Ich denke eher hier ist das reflektieren gefragt, warum wurde eine schlechte Zensur geschrieben, warum wurde eine gute Zensur geschrieben und nach und nach entwickelt sich bei einem Kind auch alleine das Gesamtbild, dass es begreift das die Noten weder für die Eltern, noch die Lehrer oder sonst etwas sind, sondern nur für einen selbst der Stand der Dinge ist, auf dem man sich befindet. Klar spielen Noten immer wieder eine Rolle, bei der Ausbildungsplatzvergabe, bei einem Studium und solche Geschichten, aber das alleine sagt nichts darüber aus, ob der Stoff verstanden wurde, ob man diese Interessen und Fähigkeiten teilt und das auch beherrscht.

Gerade das mit dem Belohnen sorgt eher dafür, dass das Gefühl für die Kinder vermittelt wird wie auch das denken, dass sie die guten Noten für die Eltern schreiben und die Lehrer aber nicht für sich. Da wird dann stupide auswendig gelernt für die Prüfung damit dort am Ende 15 Punkte oder eine 1 steht und verstanden wurde das dennoch nicht. Kommt man damit weiter im Leben?

Lieber den Stoff verstanden, dafür nur eine 3 oder auch nur 5 Punkte und gut ist, aber ich brauche doch kein dressiertes Tier aus einem Kind machen, welches sich an seine Noten klammert. Später in der Berufswelt schreit keiner mehr nach den Noten aus der Schule, da gibt es keine Noten auf den Beurteilungen und auch kein Chef wirft dem Angestellten ein Zucker zu, wenn er etwas verstanden hat und mal mit "gut" abgeschlossen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich finde diese Idee völlig schwachsinnig. Was soll den der Sinn dahinter sein? Immerhin ist es Kind dann ja stolz, schlechte Noten nach Hause zu bringen, weil es dann ja weiß, dass es dafür belohnt wird. Dann gibt es ja wirklich überhaupt keine Motivation mehr, überhaupt zu lernen. Immerhin bedeuten gute Noten ja, dass das Kind nichts bekommen wird und das findet es dann nicht so toll.

Das steht ja auch in keinem Verhältnis. Für gute Noten muss man sich anstrengen, Zeit investieren und lernen. Für schlechte Noten muss man rein gar nichts machen, sondern nur faulenzen. Man muss die Klausuren noch nicht einmal ausfüllen, sondern kann sie auch so abgeben, ohne etwas geschrieben zu haben. Am besten wäre es dann ja noch, wenn das Kind dann gar nicht mehr zur Schule und Klausuren schwänzen würde, weil es dann ja auch schlechte Noten und somit auch Belohnungen hagelt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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