Sauer sein weil eigenes Kind ins Ausland auswandern möchte?

vom 07.11.2017, 19:44 Uhr

Eine Bekannte von mir wird nach Schweden auswandern und ihre Eltern sind sauer deswegen. Sie hat bei einem Schüleraustausch ihren Freund dort kennengelernt und möchte daher nach Schweden ziehen. Sie findet auch die Atmosphäre, die Landschaft und die Chancen dort besser, als in Deutschland.

Die Eltern sind wütend und haben ihr sogar vorgeworfen, dass sie sie im Stich lassen und sie das doch nicht verdient hätten. Sie ist das einzige Kind. Vermutlich haben die Eltern Angst, dass sie im Alter niemand um sie kümmern wird, da die einzige Tochter dann in Schweden wohnt. Auch wird sie wohl kaum den Laden ihrer Mutter übernehmen.

Findet ihr es fair, dass Eltern sauer auf ihre Kinder sind, wenn diese auswandern? Sollte man seinem Kind nicht eigentlich das Beste wünschen und es gehen lassen? Meine Bekannte wird in ihrem Beruf in Schweden deutlich leichter eine Stelle finden und auch mehr verdienen, als in Deutschland. Das sollte man seinem Kind doch wünschen oder etwa nicht?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann schon verstehen, dass man als Kind oder erwachsenes Kind oder heranwachsendes Kind sich verliebt und dann wo bleiben möchte, wo der Traumprinz zu sein scheint. Wenn dann durch ein Austauschjahr auch noch die Umstände in der potenziellen neuen Heimat so hervorragend sind, versteht sich ihr Wunsch doch von allein.

Manche Eltern sind einfach sehr arschig, was diese Thematiken angeht. Es gibt eben Eltern, die der Meinung sind, das Kind hat ihnen später das Leben zu versüßen, muss immer an deren Seite sein und mehr. Das ist natürlich nicht der Fall, sodass ich der Meinung bin, dass die Eltern unfair sind und das finde ich wirklich mies.

Sie reden ihrem Kind hier ein schlechtes Gewissen ein, dabei geht es um ihre Zukunft. Genau dann möchte man doch, dass es den Kids gut geht, dachte ich jedenfalls. Den Eltern scheint hier aber ihre Angst, das Kind weniger zu sehen und alles andere wichtiger zu sein, als der Wunsch der Tochter.

Irgendwann würde mich das als Tochter komplett kalt lassen und ich würde jegliche Diskussionen beenden und machen, was immer ich machen möchte. Ich lasse mir ohnehin nicht in meine Zukunft reinreden und das gilt auch für meine Mutter oder Verwandte.

Ich habe schon sehr früh das gemacht, was ich wollte. Man gab mir viele Freiheiten, weil man keinen Bock auf Erziehung hatte. Das hat zur Entfremdung und eher Bekanntschaft statt Mutter-Kind Verhältnis geführt und deswegen mache ich sowieso alles, was ich will und frage da niemanden nach der Meinung.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Irgendwann muss man einfach loslassen lernen und bei ihr scheint es ja nun ziemlich plötzlich gegangen zu sein und deswegen hatten sie keine lange Zeit um sich vorzubereiten, dennoch würde ich es begrüßen, wenn mein Kind oder meine Kinder so etwas machen wollen. Sie sind dann jung und wer sagt schon, dass sie ihr ganzes Leben da wohnen werden und selbst wenn, wir leben nicht mehr in einem Land mit Grenzen, man kann sich besuchen jeden Tag bei Skype sehen, man ist doch nicht aus der Welt.

Ich denke, dass man schon sehr selbstständig sein muss um so etwas zu machen und das würde mich freuen, wenn mein Kind so etwas wagen würde. Außerdem bin ich im Alter auch nicht auf mein Land festgelegt und würde durchaus auch ins Ausland zu meinem Kind gehen, wenn es sich dadurch nicht gestört fühlen würde. Warum denn auch nicht? Wenn man sich vermisst und gut versteht muss man doch nicht im Alter in Deutschland festsitzen und einsam sterben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die Eltern sollten das eher positiv sehen. Wenn man sich gegenseitig besuchen fährt im jeweiligen Land, wird direkt ein Urlaub draus gemacht und man sieht sich mehrere Tage am Stück. Außerdem ist doch nichts in Stein gemeißelt, das Leben kann sich jederzeit ändern. Ich habe selbst eine Freundin, die nach Schweden ausgewandert ist und sich dort einleben wollte, wobei sie dann einen Job in Dänemark bekommen hat und dann kurzerhand wieder ausgewandert ist. Wie lange sie jetzt in Dänemark bleiben wird, weiß kein Mensch, das weiß nicht mal sie selbst. Sie schließt auch nicht aus, wieder auszuwandern, wenn die Umstände passen sollten. Ihre Familie kommt damit sehr gut klar, daher verstehe ich das Problem im vorliegenden Fall nicht.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Man schreibt hier von das "beste für das Kind wollen"? Woher will man denn das festmachen, dass es in Schweden für das Kind besser ist? Ich finde es reichlich dumm und naiv, wenn man wegen der Liebe einem Kerl nachrennt und in ein anderes Land auswandert und sich damit nicht befasst. Da ist es schon vorprogrammiert, dass das nicht klappen wird wenn man weder die Landessprache beherrscht, noch einen Job hat, noch sich damit auseinander gesetzt hat wie das mit der Aufenthaltsbestimmung und Bleiberecht aussieht.

Ich wander aus ist ein Satz den ich schon so oft gehört habe von Menschen unterschiedlichen Alters die etwas im Urlaub gesehen haben und das da toll fanden. Als sie dann mit ihren gepackten Sachen dort waren, sah es anders aus und es dauerte in der Regel keine drei Jahre als diese dann wieder hier standen und hier nichts mehr hatten auf das sie hätten aufbauen können. Diejenigen, die das länger vorbereitet haben, sich damit beschäftigt, Landessprache gelernt haben und auch direkt von Deutschland aus einen Job gesucht haben usw. die sind bis heute im Ausland und da auch glücklich. Von denen ist aber keiner blind vor Liebe einem Kerl oder einem Weib nachgerannt und aus diesem Grund ausgewandert.

Von daher muss man das schon differenzieren und sehen, ob das Kind sich damit befasst hat oder ob das nur ein Hirngespinst ist und das blinde hinterher rennen von Liebe. Denn das geht einfach nur schief und da will man das als Elternteil dann eben auch nicht. Mit Liebe ist es schnell vorbei, gerade in den jungen Jahren kommt und geht diese in regelmäßigen Abständen. Dann sitzt das Kind in Schweden, hat dort niemanden mehr und muss auch erst mal zusehen wie es dann weiter geht mit bleiben oder wieder kommen, diese Formalitäten und Co klären. Je nach dem wie lange das gut ging, kommt Madame hier dann mit 40 Jahren wieder zu den Eltern angekrochen, nichts gelernt nur vor Liebe nach Schweden und das war es. Was meinst du, wie viele nicht mal die Landessprache dann beherrschen nach mehreren Jahren dort leben und sich mit wenigen Vokabeln und Händen und Füßen unterhalten?

Von daher finde ich es pauschal falsch wenn gesagt wird, dass die Eltern das nur aus ihrer eigenen Sorge machen und Angst haben, dass sie hinterher niemanden haben der sie versorgt. Denn wenn es absolut schief geht, dann sind die Eltern hinterher wieder diejenigen die den ganzen Mist ausbaden dürfen.

Auch ein Beispiel hier aus dem Umfeld, eine deutsche ausgewandert nach Australien, dort 2 Kinder bekommen wollte sich dann nach 10 Jahren trennen und zurück nach Deutschland. Als das konkret wurde, tötete der Partner die Frau, die Kinder leben nun in Australien auf einer anderen Nachbarfarm da es dort geregelt werden muss bei der Geburt eines Kindes wo das im Falle des Ablebens aufwächst. Im ländlichen werden dort in der Regel die Nachbarn eingetragen, hat sich so eingebürgert und wurde hier auch gemacht.

Die Eltern bzw. Großeltern der Kinder haben keine Chance die Kinder nach Deutschland zu holen oder das Sorgerecht zu bekommen, da es eben den Nachbarn zugeteilt wurde. Frag mal nicht was die Großeltern hier gerade darunter leiden, nachdem ihre Tochter ermordet worden ist noch nicht mal die Enkel dann zu haben bzw. diese weiterhin in der Nähe des Vaters zu wissen wenn der aus dem Knast kommt. Auch solche Dinge fallen mit darunter an die man denken sollte, woran aber kaum einer einen Gedanken verschwendet.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Die Tochter meines Mannes ist nicht wegen der Liebe ausgewandert, sondern wegen Studium und Beruf und sie lebt nun schon mehr als 15 Jahre in Amerika. Sie will auch nicht mehr zurück. Klar waren wir alle traurig, als es hieß, dass sie nicht nur für ein paar Jahre dort ist, sondern für immer, aber in dem Fall ist es ihre Entscheidung. Sie ist erwachsen und ist für sich selbst verantwortlich. Sie kann ja jederzeit zurück kommen, wenn sie will. Aber sie will halt nicht und das ist auch gut, wenn sie sich wohl fühlt.

Sauer würde ich und auch mein Mann niemals darüber sein. Denn irgendwann sind die Kinder flügge und man muss sie auch loslassen können. Ich denke, dass man die Entscheidung den erwachsenen Kindern selbst überlassen muss. Ist es ein Fehler, müssen sie auch selbst damit klar kommen. Man kann dann eben nur für sie da sein und sie auffangen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Natürlich ist es nicht sicher, dass man sich im Ausland dann wohlfühlt, auch wenn man leichter eine Stelle findet und da auch mehr verdient. Aber es ist eben der Wunsch deiner Bekannten und zumindest im Moment ist sie sicher überzeugt davon, das Glück dort bei ihrem Freund und einem neuen Job zu finden.

Deswegen verstehe ich die Eltern nicht, die doch bestimmt nicht dem Glück ihres einzigen Kindes im Weg stehen wollen. Sicher ist es hart, wenn man das Kind dann lange Zeit nicht sieht, aber es ist doch auch nicht sicher, dass die Tochter dann in Schweden auch bleiben möchte und eben nicht wieder zurück nach Deutschland kommt.

Wenn die Eltern dann sauer auf ihre Tochter sind, dann machen sie der Tochter den Abschied doch noch schwerer und das muss doch nicht sein. Ich denke auch, dass man sein Kind einfach nicht immer an sich binden kann und auch loslassen muss. Und wenn das Kind im Ausland glücklich ist, dann finde ich schon, dass die Eltern das dem Kind auch wünschen sollten.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich kann schon gut nachvollziehen, wie schwer es für die Eltern sein muss, das Kind auswandern zu lassen, vor allem dann, wenn es das einzige Kind ist. Es ist ja so schon schwer genug für viele Eltern, das Kind loszulassen und von zu Hause ausziehen zu lassen. Wenn das Kind dann auch noch auswandern will, ist das noch schwerer, weil man sich dann natürlich auch nicht jede Woche sehen kann, sondern viel seltener.

Dennoch ist das für mich kein Grund, sauer zu sein. Natürlich kann man enttäuscht und traurig sein, allerdings sollte man ja trotzdem um das Wohl des Kindes bemüht sein. Und wenn es eben der Wunsch des Kindes ist, auszuwandern, dann sollte man das nicht nur akzeptieren, sondern auch unterstützen. Es bringt ja nichts, das Kind zwanghaft da behalten zu wollen, wenn es dadurch im Endeffekt auch nur unglücklich wird. Man will doch, dass das Kind glücklich ist.

Man muss es eben akzeptieren, dass Kinder erwachsen werden und eigene Entscheidungen treffen, auch wenn man selbst Nachteile dadurch hat. Allerdings ist das Kind ja auch nicht aus der Welt. Man kann sich ja trotzdem gegenseitig besuchen und vor allem auch über irgendwelche Festtage.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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