Diskriminierend, wenn man als Frau Kunde genannt wird?

vom 13.03.2018, 13:39 Uhr

Der Genderwahn wird uns und die Gerichte wohl noch eine ganze Weile beschäftigen und zur Abwechslung hatte jetzt mal eine 80-jährige Sparkassen-Kundin bemängelt, dass sie in Anschreiben oder dergleichen, immer als Kunde angesprochen wurde und dagegen geklagt.

Nun hat der BGH entschieden, dass solch eine Anrede rechtens und auch möglich ist und wies die Klage somit ab. Welche Empfindungen habt ihr denn bei diesem Urteil? Könnt ihr damit leben, wenn man als Frau mit Kunde angesprochen wird oder findet ihr das schon etwas diskriminierend?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mittlerweile finde ich es langsam peinlich eine Frau zu sein und wünschte mir, dass man das "Fräulein" wieder rauskramt. Das ist doch alles nicht mehr normal. Mittlerweile schämt man sich fremd, dass man überhaupt als Frau geboren wurde, weil irgendwelche Feministinnen meinen, dass man alles umwerfen muss. Wie konnte man nur bis hier hin existieren? Es ist mehr als peinlich.

Ich bin Kunde und muss keine Kundin sein. Irgendwann ist es kein Gast, sondern eine Gästin?? Das ist wirklich mehr als bescheuert und wenn man als Frau in dem Alter nichts anderes zu tun hat und auch zu viel Geld für die Erben hat, dann kann man ja klagen. Ich hoffe nur, dass die Gerichte das nicht so sehen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diskriminierend finde ich es nicht, da "Kunde" schließlich kein Schimpfwort ist. Aber ich finde es einfach sachlich falsch. Bei jedem popligen Online-Formular muss man sein Geschlecht angeben, wenn man Briefmarken kaufen will, aber dann muss Frau :wink: sich doch wieder damit abfinden, "mitgemeint" zu sein und soll sich gefälligst nicht so anstellen.

Genauso gut könnte man mich direkt als "Herrn Gerbera" anreden, und wenn ich dann verwirrt an meiner üppigen Figur herunterschaue, das Motzen anfangen, dass es schließlich nur Umstände macht, hier mit unterschiedlichen Bezeichnungen herumzufummeln und dass ich mich gefälligst angesprochen fühlen soll.

Ich bin kein "Herr", kein Kunde, kein Mitarbeiter, kein Betriebsrat und kein Trainer, sondern biologisch und kulturell weiblich. Was ist daran denn so schwer zu verstehen? Manchmal frage ich mich zwar auch, was das ganze Theater soll, aber zwischen Männlein und Weiblein gerade im Einzelfall auch sprachlich zu unterscheiden, muss wohl eine dritte Hirnzelle erfordern, die nicht jede/r übrig zu haben scheint.

Außerdem tritt automatisch in den Hintergrund, worüber man nicht spricht. Wer denkt bei "Richter" schon an Frau Dr. Ott (Bundesverfassungsgericht) oder bei "Physiker" an Marie Curie? Und das letzte, was Frauen brauchen, ist, noch mehr in den Hintergrund zu treten und auch sprachlich als Anhängsel behandelt zu werden, weil Sprache eben auch die Wahrnehmung der Realität maßgeblich beeinflusst.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde es irgendwie übertrieben was da so stattfindet. Mich stört es überhaupt nicht, wenn mich jemand Kunde nennt, wenn ich in einem Laden einkaufe. Ich störe mich eher um die Diskussion darum. Ob man nun neutrale Begriffe für beide nimmt immer ein -in anhängt oder sonst irgendetwas macht ist doch nicht das Problem, letztendlich sind es doch nur Begrifflichkeiten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich finde das ganze Verfahren einfach nur lächerlich. Es wird ja von der Klägerin so getan, als wenn man sie mit der Bezeichnung Kunde diskriminieren will. Dabei ist das Wort Kunde im allgemeinen Sprachgebrauch doch gar nicht explizit als Bezeichnung für einen männlichen Kunden in Verwendung, sondern neutral für eine Person die etwas kaufen will, völlig egal ob Mann oder Frau.

Wahrscheinlich muss ich jetzt schon aufpassen, wenn ich von "man" schreibe, dass das auch zu männlich klingt. Aber irgendwie gibt es wohl wesentlich wichtigere Dinge über die man sich aufregen kann, als über den Unterschied von Kunde und Kundin. Deswegen jetzt auch nach einer Revision nochmal in die nächste Instanz zu gehen, finde ich da persönlich eben einfach nur albern. Aber vielleicht hat da jemand, irgendwie sonst nichts zu tun oder auch einfach ein irgendwie gestörtes Ego, dass man oder "Frau" sich über so einen Prozess profilieren muss.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Natürlich rolle ich bei so etwas mit den Augen, weil ich der Meinung bin, dass eine kosmetische Korrektur der Sprache nichts an der Diskriminierung von Frauen und dem alltäglichen Sexismus ändert. Was bringt es der MitarbeiterIN, wenn der Chef mit sexueller Belästigung davon kommt oder wenn das "IN" dafür sorgt, dass sie 20% weniger verdient?

Andererseits stelle ich mir schon die Frage, wie schwer es eigentlich sein kann für die Sparkasse ihre Kunden und Kundinnen richtig anzusprechen. Wir haben 2018, es gibt Software, die solche Sachen automatisch ändert in Texten. So viel Wertschätzung für die Menschen, mit denen man sein Geld verdient, dürfte doch wohl drin sein.

Und ich wette, dass die Männern, die mit "Genderwahn" daher kommen, am lautesten schreien würden wenn sie pauschal mit dem falschen Geschlecht angesprochen werden würden. Da wäre die männliche Ehre sicher ganz schnell verletzt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Natürlich rolle ich bei so etwas mit den Augen, weil ich der Meinung bin, dass eine kosmetische Korrektur der Sprache nichts an der Diskriminierung von Frauen und dem alltäglichen Sexismus ändert.

Das sehe ich genauso, daher kapiere ich diese Aufregung um die Gender-Debatte gar nicht. Das ist für mich nur eine Schein-Debatte. Man spielt sich auf, weil man mehr für die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung der Geschlechter tun möchte, aber anstatt dass wirklich was gemacht wird, wird das Problem nur kosmetisch übertüncht, in dem man an der Sprache etwas feilt. Das ändert aber das Problem gar nicht und ich finde es ziemlich dumm, wenn man meint, dass eine Anpassung der Sprache schon ausreicht, um der Diskriminierung von Frauen Einhalt zu gebieten.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Anpassung der Sprache ändert allein wenig, aber es ist ein Baustein. Und das weiß jeder, der älter ist, tatsächlich besser als Jüngere. Wer nicht genannt wird, der ist auch nicht wirklich gemeint, weil er eben nicht präsent ist. Wer die Unterschiede noch deutlicher erlebt hat, der ist da eindeutig empfindlicher.

Mal ein einfaches Beispiel: Als ich in die Oberstufe gekommen bin, wurde aus der Anrede mit Vornamen und Du, das gesiezte Fräulein Cooper. Die Jungs der Klasse wurden zu Herr X. Ämter schrieben mich als Frau Cooper an, weil es schon lange einen entsprechenden Erlass gab. Meine Krankenkasse, bei der ich seit dem 14. Lebensjahr selbst versichert bin, richtete die Schreiben an Fräulein Cooper.

Ich fand es ziemlich beschissen, dass ein Mann spätestens mit der Volljährigkeit ein vollwertiger Mann ist, eine Frau aber erst zur Frau wird, wenn ein Mann sie geheiratet hat. Jetzt wird man zwar auch ohne Mann zur ganzen Frau, aber präsent ist man als Frau sprachlich immer noch nicht. Und dank moderner Technik ist es nun wirklich kein Hexenwerk, Anschreiben und Formulare an das Geschlecht des Empfängers anzupassen.

Komischerweise bekommen das genügend Firmen hin. Ich glaube nicht, dass Männer so zufrieden wären, wenn sie immer nur auch gemeint wären. Es ist ein Zeichen von Wertschätzung. Das ist genügend Unternehmen bewusst. Die passen an, weil es einfach ist und als Baustein im Marketing nicht doof.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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