Antidepressiva von heute auf morgen absetzen - Erfahrungen?
Vor ungefähr acht Jahren habe ich mal Antidpressiva einnehmen müssen, weil ich eben depressiv, antriebslos und oft traurig war. Hinzu kamen auch Verlustängste und Minderwertigkeitskomplexe, die mich meiner Lebensqualität enorm beraubt haben. Ich habe die Tabletten bestimmt drei Jahre lang genommen.
Dann habe ich meinen (jetzt) Ex-Freund kennen gelernt und es ging mir sofort besser. Daher habe ich die Tabletten dann abgesetzt, allerdings von einem zum anderen Tag. In der ersten Woche ohne die Tabletten war auch noch alles in Ordnung, aber dann kamen die Absetzsymptome. Ich merkte, dass ich mich total schlapp fühlte, bekam Fieber und ein so genanntes "Stromschlag-Gefühl" im Körper. Das war, als ob Blitze durch den Körper zucken. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten und ging dann zum Arzt.
Als er so nichts feststellen konnte, erzählte ich ihm beiläufig, dass ich das Medikament Paroxetin abgesetzt habe. Da sagte er dann, dass das die Ursache für meine Beschwerden ist. Es ist, als ob ein Drogenabhängiger plötzlich keine Drogen mehr bekommt. Ich kam mir vor, wie ein Junkie. Mein Hausarzt sagte mir, dass diese Absetzsymptome noch gut und gerne zwei Wochen andauern können. Und dass es besser gewesen wäre, wenn ich das Medikament langsam ausschleichen lassen hätte. Also die Dosis nach und nach verringern, bis man dann gar keine Tabletten mehr nimmt. Jedenfalls war ich deshalb eine Woche krank geschrieben, weil es mir körperlich wirklich schlecht ging.
Hat jemand hier ähnliche Erfahrungen mit dem plötzlichen Absetzen von Antidepressiva gemacht? Und wenn ja, welche?
Ich habe zwar noch nie Antidepressiva genommen, habe das aber mal mit meiner Mutter erlebt. Sie hat auch einige Zeit Antidepressiva genommen und dann kam sie wegen eines Notfalls ins Krankenhaus. Dort wurde sie operiert und da der Gesundheitszustand sehr schlecht war, hat sie in der Zeit in der sie auf der Intensivstation war ihre Antidepressiva nicht bekommen. Danach wurde es wohl vergessen und nach einer Woche war meine Mutter ein völlig anderer Mensch.
Ich kannte diese Stimmungsschwankungen überhaupt nicht, konnte mir auch nicht erklären warum sie plötzlich allen gegenüber so ausfallend wurde. Dann habe ich mal im Schwesternzimmer nach den Medikamenten gefragt und wir stellten fest, das die Antidepressiva abgesetzt worden waren. Da war sofort klar woran diese Wesensänderung lag. Sie bekam die Medikamente sofort wieder und recht schnell war sie wieder "normal".
Meine Hausärztin habe ich zu diesem Thema dann befragt und sie sagte mir auch, das Antidepressiva nicht von jetzt auf gleich abgesetzt werden dürfen. So etwas muss langsam gemacht werden und es kann ein gutes halbes Jahr dauern bis man von den Medikamenten wieder loskommt.
Hm, das kann ich nur bestätigen, dass man Antidepressiva oder allgemein Psychopharmaka nicht von heute auf morgen absetzen darf und schon gar nicht ohne ärztliches Einvernehmen. Diese Medikamente müssen ausgeschlichen werden, in so fern es überhaupt ratsam ist, sie abzusetzen.
Ich selber arbeite in der Neuro-Psychiatrie und wir haben öfters mal Patienten, die ihre Medikamente selbst abgesetzt und einfach nicht mehr genommen haben. Oft führt das sogar zum Suizid. Die Leuten denken unter den Medikamenten immer, ach jetzt geht es mir doch gut und dann haben sie irgendwo von diversen Nebenwirkungen gelesen und prompt setzen sie die Medikamente ab. Und auf einmal rauscht die Stimmung rapide ab und viele sind dann auf einmal wieder soweit, sich das Leben zu nehmen. Die Körper sind eben auf die Medikamente gut eingestellt und fehlen diese Stoffe plötzlich, wird es wieder ganz düster und das ziemlich schnell.
Letztes Jahr hat sich eine Schülerin unserer Schule das Leben genommen. Sie war manisch-depressiv und hat ihre Medikamente abgesetzt, weil sie dachte, die braucht sie nicht mehr. Prompt geriet sie irgendwo zwischen Manie und Depression, das weiß man nicht, sie verlor die Kontrolle und stürzte sich vor einen Zug.
Das kann man sich nicht vorstellen, ich weiß. Man denkt, man hat das im Griff und man ist jetzt wieder so stark, dass es ohne Medikamente geht, aber das tut es nicht. Psychopharmaka sind wie Blutdrucksenker, die würde man ja auch nicht einfach absetzen, weil man wieder ordentliche Werte hat. Wer will schon Herzinfarkte und Schlaganfälle riskieren. Von daher: setzt eure Antidepressiva nicht ab, denn wer will schon den Suizid riskieren.
Antidepressiva vom einen auf den anderen Tag einfach abzusetzen ist in meinen Augen eine ziemlich wahnsinnige Idee und ich käme -ganz abgesehen von etwaig psychischen Folgen- nicht im Traum auf die Idee, meine Tabetten von heute auf morgen einfach nicht mehr zu nehmen.
Ich nehme eine sehr hohe Dosis eines Antidepressivums schon seit Jahren und selbst wenn ich mal nur einen Tag vergesse, sie zu nehmen, werde ich sofort von meinem Körper dafür gestraft.
Das äußert sich dann so, dass das Nervensystem völlig abdreht. Zuerst geht es los mit einem dumpfen Gefühl im Kopf, bevor ich dann ganz fiese, unangenehme "Blitze" im Kopf bekomme, die dann meist auch mit Schwindel einhergehen.
Normalerweise nehme ich spätestens dann meine Tabletten, aber es ist mir auch einmal passiert, dass ich vergessen hatte, meinen Vorrat aufzustocken. Die Tabletten waren leer und ich war im Kopf schon echt mitgenommen, konnte aber keine Tabletten besorgen. Dann ging es richtig los mit Kribbeln im ganzen Körper, Schüttelfrost, völliger Unruhe bis hin zum Erbrechen.
Das waren insgesamt nur knapp drei Tage und es war die absolute Hölle. Gar nicht auszudenken, wie übel mein Zustand geworden wäre, wenn ich dann nicht meine Tabletten bekommen hätte. Auf Grund dieser Erfahrung kann ich jedem nur dringendst davon abraten, ein Antidepressivum einfach so abzusetzen.
Ich selbst habe das auch schon durchgemacht. Als ich damals einen Nervenzusammenbruch mitten in der Stadt hatte, wurde mir danach sehr oft geraten Anti-Depressiva zu nehmen. Ich wollte das eigentlich nicht, habe sie aber trotzdem verschrieben bekommen und meine Mutter hat mich bequatscht, dass ich sie mal ausprobiere.
Drei oder vier Wochen habe ich sie auch genommen. Da ich es aber verabscheut habe, habe ich sie dann einfach wieder abgesetzt. Nach drei Tagen war ich der Teufel in Person. Alles hat mich wahnsinnig aufgeregt, ich war ständig sauer und hab jeden angegriffen, der mich auch nur schief angesehen hat. Ich hatte teilweise Angst vor meinen eigenen Reaktionen, da ich mich eigentlich sonst besser im Griff habe. Zum Glück hielt das alles nur eine Woche an. Aber ich habe viel geweint und viel gemeckert in der Zeit.
Ich denke langsames absetzen des Medikamentes wäre nicht nur besser für einen selbst, sondern auch für die Menschen im näheren Umfeld.
Man weiß doch eigentlich, dass man Antidepressiva und Psychopharmaka nicht abrupt absetzen sollte, sondern dass man die erst nach und nach ausschleichen sollte je nach Dosis. Ich habe angenommen, dass das mittlerweile schon zur Allgemeinbildung gehören würde und dass jeder Arzt, der solche Mittel verschreibt, darauf hinweisen würde. Es ist mir auch unbegreiflich, wie man solche Medikamente absetzen kann ohne das mit dem Arzt zu besprechen. Dass man bei abruptem Absetzen so eiskalte Entzugserscheinungen hat, sollte doch nachvollziehbar sein. Warum tut man sich so etwas freiwillig an?
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