Chef bekommt für niedrige Krankenstatistik hohe Prämie

vom 11.11.2013, 21:01 Uhr

Der Chef von Z. ist sehr bedacht darauf, das keiner seiner Mitarbeiter krank macht. Z. musste vor kurzem mit seinem Chef einige Tage alleine das Büro schmeißen und so verlagerte der Chef sein privates Büro in das Büro der Angestellten. Als der Chef von Z. in die Pause ging, vergaß er seinen Stapel von wichtigen Dokumenten in sein privates Büro zu legen. Z. musste durch langwieriges Klingeln des Telefons an den Schreibtisch vom Chef auf dessen der Stapel offen dar lag und konnte so sehen, das der Chef eine nicht gerade niedrige Summe an Prämie bekommt für eine bestimmte Quote die er mit "kranken" Mitarbeitern nicht überschreiten darf. Bleibt er unter dieser Quote so bekommt der Chef die Prämie Monat für Monat.

In letzter Zeit herrschte im Unternehmen ein sehr schlechtes Klima weil viele Mitarbeiter krank wurden, wodurch der Chef viele Gespräche mit den zurück gekehrten Angestellten die krank waren führte. Nun wurde Z, klar wieso der Chef immer wütend wird, wenn wieder einer der Mitarbeiter krank ist und wieso Mitarbeiter die eine längere Zeit krank sind schlagartig nicht mehr im Unternehmen beschäftigt sind.

Ist dies nur im Unternehmen in dessen Z. beschäftigt ist so oder ist dies auch in anderen Unternehmen so? Wozu ist solch ein System für Chef´s sinnvoll?

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» SybeX » Beiträge: 3896 » Talkpoints: 11,19 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mich persönlich würde es nicht wundern, wenn es solche und ähnliche Systeme in einigen Unternehmen geben würde, vielleicht sogar in mehr Firmen als man so glaubt. Persönlich habe ich an meinen bisherigen Arbeitsplätzen davon allerdings noch nichts mitbekommen.

Aus Sicht des Arbeitgebers ist solch eine Vorgehensweise natürlich sinnvoll. Kranke Mitarbeiter kosten das Unternehmen schließlich Geld, ohne dass sie entsprechende Gegenleistungen dafür erbringen können. Das Gehalt muss ja weiter gezahlt werden, obwohl die Arbeit der erkrankten Person liegen bleibt. Wenn nun die Unternehmensspitze über Prämienzahlungen den Chef "motiviert", Druck auf die Mitarbeiter auszuüben, so werden sich sicher zumindest einige davon einschüchtern lassen und sich lieber krank zur Arbeit schleppen, sofern es irgendwie geht. Du sagtest ja, der Chef werde immer "wütend", wenn jemand krank sei.

Moralisch gesehen finde ich das natürlich eine Schweinerei. Zum Glück haben wir ein System, in dem man auch mal krank sein "darf" und dann nicht gleich finanzielle Einbußen hat oder um seinen Job fürchten muss - zumindest theoretisch sollte man das nicht! Ich halte es für viel sinnvoller, ein gutes und motivierendes Arbeitsklima zu schaffen und auf diese Weise die Krankenstände niedrig zu halten. Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass ein gutes Betriebsklima und Wertschätzung der Arbeitskräfte dazu führt, dass die Mitarbeiter gerne dorthin gehen, sogar mehr Arbeit schaffen und auch weniger krank sind. Mit immer mehr Druck von oben erreicht man im Endeffekt das genaue Gegenteil.

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» Kate110 » Beiträge: 485 » Talkpoints: 0,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kann mir vorstellen, dass einige Unternehmen, die aus mehreren Abteilungen oder Filialen bestehen, solche Prämien an die jeweiligen Leiter vergeben, wenn in den von ihnen betreuten Bereichen ein geringer Krankenstand herrscht. Wie ein Vorgesetzter die geringe Zahl an Fehltagen dann erreicht, ist sicher individuell. In vielen Bereichen wird sicher Druck aufgebaut, während andere erkannt haben, dass sie mit Motivation und Bestärkung mehr erreichen. Beide Wege führen letztendlich zum Ziel, auch wenn der zusätzliche Druck von oben sicher nur kurzzeitig Erfolge liefert und das Personal häufiger wechselt.

Diese Prämie soll natürlich dafür sorgen, dass der Chef die maximale Leistung aus den Angestellten herausholt. Eine geringe Zahl an Krankmeldungen ist natürlich lohnender für die Firma, also wird etwas unternommen, um die Zahl der Krankmeldungen zu reduzieren. Damit der Chef im Sinne der Firma agiert, wird mittels Prämie ein Anreiz geschaffen, damit er die Anzahl der Krankmeldungen in seiner Filiale reduziert. Es ist ja auch zu verstehen, dass er den Druck, den er sicher selbst von weiter oben erhält, dann auch weitergibt. Gerade in Bereichen, in denen die Mitarbeiter leicht austauschbar sind und es nicht so sehr auf einen speziellen Angestellten ankommt, weil es genug andere potentielle Arbeitnehmer gibt, wird sicher so gehandelt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mich überrascht so etwas ehrlich gesagt überhaupt nicht und ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass das in vielen Firmen und Abteilungen so üblich ist, besonders, wenn man nicht vom Staat oder aus anderen Quellen (Kirchensteuer) Geld bekommt, sondern das ganze Unternehmen auf Leistung gedrillt ist und man zusehen muss, dass man so viel wie möglich produziert und Leistung bringt.

Aber dass darunter irgendwann das Betriebsklima leidet und es irgendwann kippt, sollte auch klar sein. Zu viel Druck macht die Mitarbeiter nun mal krank vor Stress, es ist schwierig hier die Balance zu finden. So etwas macht ja auch die Runde und spricht sich herum, sodass es mich nicht wundern würde, wenn die Mitarbeiter von sich aus eine sehr hohe Fluktuationsrate entwickeln, auch wenn sie gesund genug sind, um dort theoretisch ewig beschäftigt zu bleiben.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Täubchen hat geschrieben:Aber dass darunter irgendwann das Betriebsklima leidet und es irgendwann kippt, sollte auch klar sein. Zu viel Druck macht die Mitarbeiter nun mal krank vor Stress, es ist schwierig hier die Balance zu finden.

So etwas muss nicht immer nur mit Druck erfolgen, da gibt es zig andere Methoden und Mittel, wie man einen Krankenstand deutlich reduzieren kann. Drohungen, Druck und Sanktionen sind meistens nur dann das Mittel, wenn der Chef keine Ahnung hat, wie man es anders umsetzen kann.

Es gibt so viele Mitarbeiter, die immer mal wieder einen einzelnen Tag krank feiern, ohne wirklich krank zu werden und gerade diese Mitarbeiter machen das dann nicht nur ein oder zweimal im Jahr, sondern das ganze summiert sich gerne zu 5-10 Tagen im Jahr. Das kostet zum einen das Unternehmen eine Menge Geld, die Kollegen sind unzufrieden, weil sie die Arbeit auffangen müssen etc. Was hilft es da also, wenn dieser eine Kollege ständig krankfeiert, obwohl er es nicht ist und deshalb die Kollegen dann vor lauter Frustration gehen? Oder wenn dann die Unternehmensergebnisse schlechter sind und deshalb eine Gehaltserhöhung ausfällt oder deutlich geringer ist, als die Mitarbeiter vielleicht erwartet haben? Gar nichts, denn dann gehen die Mitarbeiter auf Dauer ebenfalls.

Unternehmen die solche Modelle einführen und wo der Chef sich dann auch mal Gedanken macht, wie man ein solches System sinnvoll und motivierend umsetzt, der arbeitet ohne Druck und evtl. Sanktionen, sondern er führt Methoden ein, wo sich die Mitarbeiter evtl. etwas wohler fühlen, wovon alle Mitarbeiter gleichermaßen von profitieren. Der Chef analysiert dann auch z.B. wo die Krankenstände am größten sind, das kann dann auch mal ein Abteilungsleiter sein, der eine Schulung bekommt, damit er seine Mitarbeiter anders behandelt etc.

Natürlich kostet das im ersten Augenblick auch erstmal Geld, aber solche Investitionen rechnen sich meistens innerhalb des ersten Jahres, wenn der Krankenstand auch nur geringfügig sinkt. Es gibt aber auch Methoden, die nicht einmal Geld kosten, sondern nur ein wenig Arbeitszeit und selbst diese greifen recht schnell, wenn die Mitarbeiter merken, sie werden ernst genommen, das es wirklich dem Chef auffällt das man nicht da war und dieser z.B. nach der Krankheit einfach nur ein Gespräch sucht und dem Mitarbeiter mitteilt, das er sich freut, das der Mitarbeiter wieder da ist und vielleicht auch noch die Frage stellt, ob es etwas gibt, was die Firma machen kann.

» StarChild » Beiträge: 1405 » Talkpoints: 36,05 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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