Warum zahlen Deutsche ungern für gutes Essen?

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern geben wir Deutsche im Schnitt wesentlich weniger Geld für Besuche in teuren Restaurants aus. Das bedeutet nicht, dass nicht viele Deutsche in teuren Restaurants essen gehen. Nur bestellen viele dort zwar die normalen Gerichte, bestellen aber dafür nur den günstigsten Wein, lassen nur sehr wenig Trinkgeld übrig und die Stimmung ist währenddessen auch nicht so gut.

Ganz anders sind da unsere französischen Nachbarn. Im Gegensatz zu vielen gleich viel verdienenden Deutschen fahren die Franzosen nicht mit einem Luxusauto bei einem Sternerestaurant vor, lassen dafür aber umso mehr Geld im Restaurant selbst liegen. Sie bestellen die besten Weine, geben gutes Trinkgeld und sorgen für eine prächtige Stimmung.

Woran kann es also liegen, dass zwischen den Deutschen und Franzosen in diesem Bereich so ein großer Unterschied besteht? Und warum wollen viele Deutsche möglichst wenig für außerordentlich gute Küche bezahlen? An den finanziellen Möglichkeiten liegt es beim Besuch von solchen Sternerestaurants ja meistens nicht.

Also in meinem Umfeld habe ich komischerweise dann nur Deutsche, die gerne für gutes Essen tiefer in die Tasche greifen. Ich selbst bin keine Deutsche, sondern stamme aus französischsprachigem Gebiet, nicht Frankreich selbst, und habe an sich immer gerne Geld für gutes Essen bezahlt. Vielleicht umgebe ich mich auch nur mit Menschen, die ähnlich ticken wie ich.

Ich denke jedoch, dass das Sparverhalten der Deutschen hier mit eingreift. Übrigens hat nicht jeder eine Luxuskarre vor der Tür, das halte ich teilweise für ein Vorurteil. Viele Deutsche können sich aber auch gutes Essen einfach nicht leisten, 200 Euro für ein gutes Abendessen und damit meine ich ein nobles Abendessen, lassen sich auch nicht unbedingt aus den Rippen schneiden. Das muss ich mir übrigens auch immer ansparen.

Ein Besuch im Sterne-Restaurant ist bei französischen Normalverdienern genauso oft möglich wie bei den Deutschen, gerade wenn sich die Gehälter ähneln. Jemand, der in Deutschland gerne und gut isst, wird sich auch gerne in besseren Restaurants rumtreiben. Mich findest du zum Beispiel alle drei Monate in besseren Restaurants, wahrscheinlich weil ich einfach ein anderes Verhältnis als viele Andere zum Essen habe. Aber ich würde nicht verallgemeinern, dass alle Deutsche sparsam in Zusammenhang mit gutem Essen sind.

Das hat vielleicht etwas mit dem Ausbeutungsgrad zu tun. In Deutschland haben wir 30% Unterkonsum. Und wo kann man am meisten Geld sparen? Bei der monatlichen Autowäsche oder bei 3 x täglich Essen?

Es muss doch jeder selbst entscheiden, wo seine Prioritäten liegen, wofür er sein Geld gerne ausgibt und wo er lieber spart. Ich finde, dass man das gar nicht so verallgemeinern kann, und dass es generell schwierig ist, eine ganze Nation derart über einen Kamm zu scheren. Nicht alle Deutschen verhalten sich so, wie du es beschreibst, und ich kenne sehr viele selbsternannte Gourmets und Genießer, die bei einem Restaurantbesuch weder am Wein noch am Trinkgeld und schon gar nicht an den Speisen sparen.

Andersrum sind auch viele in meinem Freundeskreis generell nicht so geneigt, auswärts essen zu gehen, und kochen nun mal einfach lieber zuhause - dafür aber nicht weniger aufwändig und hochwertig. Da werden die Zutaten dann eben nicht bei ALDI und LIDL eingekauft, sondern im Feinkostladen und von regionalen Märkten. Also kann man auch in diesen Fällen nicht davon sprechen, dass am Essen gespart wird, bloß weil das Geld nicht in Restaurant- und Weingutbesuche investiert wird.

Ich selber esse sehr gerne in guten Restaurants, muss als junge Berufsanfängerin aber natürlich ein Stück weit auf das Budget gucken. Ab und an gönne ich mir trotzdem mal ein exquisites Dinner. Da ich aber beispielsweise keinen Alkohol trinke, spare ich automatisch an den begleitenden Getränken, da ich dann lediglich ein Wasser oder mal einen Softdrink bestelle. Das mache ich aber in dieser Situation nicht, um bewusst einzusparen, sondern weil das für mich ganz normal und selbstverständlich ist und ich zuhause das gleiche trinken würde.

Auch brauche ich im Restaurant in der Regel nur eine Hauptspeise, um satt zu werden, und verzichte demnach auf Vorspeise und Dessert. Manch anderer würde bestimmt das volle Programm bestellen und aufessen, aber ich müsste spätestens beim dritten Gang kämpfen und habe keine Lust darauf, später aus dem Lokal zu rollen. Deswegen genieße ich mein Essen aber nicht weniger.

Das kann man doch nur richtig beurteilen, wenn man sich auch noch die Ausgaben für Restaurantbesuche der anderen Länder ansieht. Mag ja sein, dass die Deutschen durchschnittlich viel weniger für Restaurantbesuche ausgeben als die Franzosen, vielleicht sind sie ja aber trotzdem auf Platz zwei, wenn man noch die anderen europäischen Länder mit rein nimmt. Dann würden sie ja wiederum verhältnismäßig viel ausgeben.

Ich kann das nicht so bestätigen. Ich kenne nun niemanden, der übermäßig herumgeizt, was Essen und Restaurantbesuche angeht. Auch viele Studenten die ich kenne, gehen sehr häufig essen und das nicht nur in der Mensa, sondern auch besseren Restaurants. Da geht es dann nicht nur ums Essen, sondern auch darum, etwas mit dem Partner oder mit Freunden gemeinsam zu unternehmen und das mache ich für meinen Teil auch gerne. Unmengen will ich für einen Restaurantbesuch allerdings auch nicht bezahlen, da es mir es nicht wert ist, einen ganzen Tageslohn für ein Abendessen auszugeben.

Die Deutschen sind unterschiedliche Menschen und nicht nur ein Mensch. Deswegen gibt es auch immer solche und solche Menschen. Ich habe in meinem Umfeld niemanden, der nicht gerne mal essen geht oder auch daran spart auswärts essen zu gehen. Mag sein, dass man es in der Gesamtheit vielleicht etwas weniger macht als woanders, aber deswegen genießt man es ja nicht weniger oder benimmt sich schlechter.

Ich bin immer bereit für gutes Essen auch gutes Geld zu zahlen. Vielleicht gibt es aber auch einfach zu viele Sparfüchse in unserem Land oder man bewertet Essen vielleicht weniger hochwertig, das ist aber sicherlich auch nicht bei jedem Deutschen gleich.