Mütter die nur noch in der Wir-Form sprechen
Ich habe einen 17 Monate alten Sohn und demnach kenne ich auch viele Familien mit Kindern unterschiedlichsten Alters. Bei Gesprächen werden da natürlich auch immer wieder Neuheiten, Probleme, Geschichten, Weisheiten und dergleichen ausgetauscht und da ist mir schon sehr häufig aufgefallen, dass es viele Mütter gibt, die von ihren Kindern nur in der ersten Person Plural sprechen, sich demnach immer miteinbeziehen.
Das fängt eigentlich schon sehr früh an, wenn Mütter erzählen, dass wir in der Nacht Blähungen hatten, wobei ja eigentlich nur das Baby die Blähungen hatte, auch wenn die Eltern natürlich mitfühlen und mitleiden. Dann geht es weiter und so bekommt man bei der Nachfrage wie viele Zähne die Kleine schon habe als Antwort, dass wir 8 Zähne haben. Das wäre aber ganz schön traurig, wenn Mutter und Kind gemeinsam nur 8 Zähne hätten.
Man könnte nun natürlich meinen, dass sich Mutter und Kind vor allem in den ersten Jahren besonders eng verbunden fühlen und demnach eben dann auch diese wir-Sprache entsteht, aber ich arbeite auch immer wieder mit Schülern und Jugendlichen und demnach auch mit ihren Eltern zusammen und auch da ist es mir immer wieder aufgefallen, dass Mütter zum Beispiel erzählen, dass wir am Samstag Englischschularbeit oder dergleichen haben und wir deswegen viel zu Lernen haben. Bei Vätern ist mir dieses Phänomen übrigens noch nicht so aufgefallen.
Mein Sohn steht bei mir auch an aller oberster Stelle und ich fühle mich sehr stark mit ihm verbunden, klar er ist ja auch mein Sohn. Trotzdem verwende ich diese wir-Sprache eigentlich nicht, zumindest wäre es mir bewusst noch nicht aufgefallen, vielleicht macht man es wirklich unbewusst? Wobei ich da schon öfters darauf geachtet habe und ich eigentlich immer eine sprachliche Trennung gemacht habe. Auch wenn mein Sohn in der Nacht wiedereinmal sehr schlecht geschlafen hat, sage ich, dass er eben schlecht geschlafen hat, auch wenn es mich dann natürlich auch betrifft.
Wie ist das eigentlich bei euch? Wie kommt es zu diesem sprachlichen Phänomen? Ist es euch bei euch oder bei Freunden und Bekannten auch schon aufgefallen? Ab wann kommt es eigentlich dazu? Ab der Geburt oder erst später oder sogar schon während der Schwangerschaft?
Mir ist dieses Phänomen noch nicht aufgefallen und ich muss sagen, dass ich es auch reichlich albern finde. Auch finde ich es auf Dauer für die Sprachentwicklung eines Kindes nicht gut.
Ich kenne eher das Phänomen, dass die Mutter vor dem Kind von sich in der 3. Person redet, also "die Mama zieht dir jetzt die Windel aus" und dergleichen.
Wie dem auch sei, wenn ein Kind so etwas falsch vermittelt bekommt, wie soll es dann von sich aus der ich-Perspektive reden? Ich kann es auch nicht ganz nachvollziehen, denn wenngleich ich mich mit meinem Kind verbunden fühle, finde ich diese Formulierungen doch reichlich übertrieben.
Ich kenne diese Art der Artikulation eigentlich auch von Comedy-Sendungen. Da wird die erste Person Plural gerne in Sketchen verwendet. Das spricht doch schon Bände. Es ist vollkommen albern im realen Leben so zu reden. Diese Muttis haben wohl nicht verstanden, daß es sich bei ihrem Nachwuchs um eine eigene Persönlichkeit handelt.Da kann man nur hoffen, daß die Trennung der beiden Personen noch nachgeholt wird.
Dergleiche Phänomene werden auch gerne in Diskussionsrunden angesprochen. Es heißt, daß die Eltern die Grenzen zwischen sich und den Kindern nicht deutlich genug ziehen. Das kann verheerende Auswirkungen auf die Erziehung haben. Daraus wiederum können Schwierigkeiten in der Entwicklung des Nachwuchses resultieren und so weiter.
Es ist demzufolge alles andere als niedlich sein Kind und sich selber immer über einen Kamm zu scheren. Auch wenn es nur verbal geschieht. Die lieben Kleinen nehmen das sehr wohl auf. Außerdem klingt es tatsächlich ziemlich daneben.
Ich habe da früher nicht besonders drauf geachtet, aber seit meine Nachbarin ihren Sohn bekommen hat, ist mir das auch sehr stark aufgefallen. Da heißt es nun immer ''wir können schon ein bisschen laufen'', ''wir haben gestern vom Papa ein neues Plüschtier bekommen'', ''wir nehmen dieses und jenes Puder für den Popo''. Zu Beginn dachte ich noch, dass sich das bald legt und die Frau nur so eine Phase hat. Aber da habe ich mich geirrt. Der Sohn ist nun schon drei Jahre alt und sie redet immer noch in der Wir-Form. Dem Vater selbst scheint das nicht aufgefallen zu sein und wenn doch, stört er sich nicht daran. Überhaupt ist es mir bei ihm noch nie aufgefallen, dass er auch in dieser Form reden würde.
Mag sein, dass ich das ein bisschen zu eng sehe, aber ich finde das einfach nur peinlich. Es mag passieren, dass man das zu Beginn tut, wenn das alles noch sehr neu für die Mutter ist. Aber auf die Dauer finde ich das doch ein bisschen zu albern und peinlich. Auch wenn man jetzt ein Kind hat und es über alles liebt, so hat man doch trotzdem auch noch sein eigenes Leben und nicht immer nur das ''Wir''. Mir kommt das langsam schon fast ein bisschen krankhaft vor.
Also ich kenne keinen, der die Wir-Sprache benutzt. Ich bin auch schon seit fast 8 Jahren Mama und mir ist noch keine Frau begegnet, die das so macht. Also wir haben Blähungen gehabt oder ähnliche Sätze kenne ich nicht.
Wenn bei meinen Kindern was war, dann sagte ich mein Kind hatte heute Nacht Fieber oder in der Art. Finde es zwar nicht schlimm wenn sich jemand so doof ausdrücken muß, aber sein muß es nicht.
Aber ich finde auch nicht, dass das mit Verbundenheit was zu tun hat. Ich liebe meine Kinder auch sehr und habe das nie so praktiziert. Eigentlich ist das auch eine Spur albern.
Ich persönlich kenne niemanden, der diese Wir-Sprache benutzt und finde das ziemlich seltsam und befremdlich. Dabei bin ich in einer sehr kinderreichen Familie groß geworden, also wenn es da etwas auffälliges gegeben hätte, wäre mir das garantiert aufgefallen. Ich finde es merkwürdig, wenn man so eine Sprache benutzt. Das zeugt nicht unbedingt davon, dass man in seinem Kind ein selbstständig werdendes Individuum sieht und als würde man sich zu sehr mit ihm verbunden fühlen. Normal finde ich das nicht und ich würde so eine Sprache auch nicht verwenden, selbst wenn ich Kinder hätte.
Das Wir kommt doch nicht nur bei Müttern vor. Passt mal genauer auf, es tritt auch in Beziehungen auf. Kaum ist jemand mit einem neuen Partner zusammen, kommt auch da das Wir Phänomen und auf einmal wird nicht mehr von ich gesprochen oder von ihm, sondern nur noch von wir.
Ich finde es so und so befremdlich, egal ob das nun ein Paar auf einmal nur noch benutzt oder auch eine Mutter. Man meint dann immer, dass diese Menschen nicht mehr in der Lage sind etwas alleine zu tun und auch nicht mehr an sich selbst denken, sondern nur noch an und für den anderen mit. Dieses Abhängigkeitsverhältnis muss dann noch nach außen getragen werden, als wenn es das normalste auf der Welt ist.
Es bestreitet niemand, dass ein Kind abhängig von der Mutter bzw. den Eltern ist aber das muss man mit einem ständigen Wir nicht noch mehr zur Show stellen, da es jedem klar ist, dass ein Neugeborenes oder ein Baby in der Regel nicht alleine auftaucht sondern immer gefolgt von der Mutter oder einer anderen Person die dafür die Aufsichtspflicht hat.
Ich benutze das nicht und finde es auch albern. Wenn ein Wir im Zusammenhang mit meinem Kind fällt, dann ist das nicht der sprachliche Gebrauch, dass wir Blähungen hatten. Sondern das ich mich und meinen Sohn anmelde z.B. bei Familienbesuch und dort auch klar ist, dass nicht nicht alleine komme sondern eben Sohnemann auch mitkommt. Da brauche ich nicht sagen "ich und Kind kommen" da tut es dann auch ein wir wenn klar ist, wer gemeint ist.
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