Tipps und Ratschläge wie einen Befehl klingen lassen?

Mir ist schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass meine Eltern sehr oft in einem Befehlston mit mir reden, auch wenn sie einfach nur ihre Meinung äußern oder mir Tipps und Ratschläge geben. Wenn ich mir beispielsweise etwas zu essen mache, wenn ich bei ihnen bin, sagen sie "Nimm dir noch Zutat XY dazu!", anstatt eben einfach den Ratschlag zu geben. Auch wenn ich zwischen zwei Sachen schwanke, kommt direkt eine Art Befehl.

Ich weiß ja, dass es nicht so gemeint ist, aber mich stört dieser Befehlston schon sehr, da ich mich auch sofort bevormundet fühle. Wenn ich einer Person so etwas sage, dann sage ich immer "Meiner Meinung nach" oder "Ich würde", um eben klarzumachen, dass es nur meine Meinung und auch nur ein Ratschlag ist und kein Befehl. Kennt ihr auch Personen, die Tipps und Ratschläge wie einen Befehl klingen lassen? Würdet ihr euch daran stören?

Entschuldige, wenn ich das mal so direkt sage, aber ich finde, du bist falsch konditioniert. Ich bin der Ansicht, dass man sich von der Denkweise verabschieden sollte, dass jeder Mensch bei Höflichkeit, Ratschlägen etc. exakt nach Schema F handeln und reagieren sollte. Das ist unrealistisch. Wenn man die Menschen genauso nimmt wie sie sind und sich entsprechend darauf einstellt, dann ist da auch nichts, was man negativ auffassen könnte.

Ich verstehe dich in gewisser Weise schon. Meine Eltern haben auch die Angewohnheit, Äußerungen auf bestimmte Weise zu machen. Das habe ich früher direkt als Bevormundung und Angriff interpretiert, aber mittlerweile habe ich verinnerlicht, dass es nur eine Form von Ratschlag ist, nur eben anders formuliert. Mit diesem Denken im Hinterkopf lebt es sich viel leichter, man regt sich weniger auf und kann sich auf wichtigere Dinge konzentrieren. Du kannst die Menschen nicht ändern, du kannst dich nur insofern verändern und an sie anpassen, dass das Leben mit ihnen leichter und unkomplizierter ist. Du verbiegst dich ja nicht, wenn du deine Einstellung in dieser Hinsicht änderst.

Mir ist es auch lieber, wenn man mir schon Ratschläge geben muss, dass diese auch entsprechend formuliert und in höflichem Ton vorgetragen sind. Schließlich weiß ich für gewöhnlich was ich tue, oder stelle mich zumindest nicht blöder an als der Durchschnitt, der sich so durchs Leben improvisiert. Aber dazu kann man die Leute eben nicht zwingen, sodass man unterscheiden lernen muss, wie etwas gemeint ist.

Mein Vater hat in meiner Jugend auch einen Hang zum Befehlston gezeigt. Aber seit ich erwachsen und unabhängig bin, hat er eben auch auf seine alten Tage noch gelernt, sich zu mäßigen. Zumindest halbwegs. Und wenn er sich hin und wieder im Ton vergreift, werde ich auch nicht sofort aggressiv, da er sich zumindest bemüht. Daher bin ich durchaus der Meinung, dass das Argument: "Der oder die ist halt so" eigentlich nicht zählt und dass die allermeisten normalen Menschen sich ihren Befehlston sauber abgewöhnen können bzw. sowieso nur auspacken, wenn sie glauben, es sich leisten zu können.

Aber man muss sich andererseits eben auch überlegen, ob und wie man seine Umwelt "erziehen" will. Natürlich kann man ein Projekt daraus machen, Mama und Papa beizubringen, dass man bitte und danke sagt, auch wenn's tausendmal die eigene Tochter ist. Oder man findet sich damit ab und schränkt den Kontakt eben entsprechend zu Gunsten von Leuten ein, die einen nicht versuchen herumzukommandieren.