Dialekt als Wahlpflichtfach in der Schule

vom 02.02.2012, 19:39 Uhr

Das Hamburger Schulwesen ist offensichtlich sehr innovativ, wie wir schon im Thread Theater als Pflichtfach? erfahren haben. Neuerdings gibt es dort im Rahmen eines Pilotprojekts an einigen Schulen Unterricht in Niederdeutsch, also der regionalen Sprache Norddeutschlands, als Wahlpflichtfach. Damit soll zum einen das Niederdeutsche gestärkt und zu anderen das Bewusstsein der Schüler für die sprachlichen Traditionen ihrer Heimat geschärft werden.

Findet ihr, unsere Kinder sollten in der Schule Unterricht im Dialekt der jeweiligen Region (also bayrisch, schwäbisch, hessisch usw.) erhalten, oder ist es alleine die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern den Dialekt beizubringen, oder eben auch nicht?

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Und was soll hier nun der Sinn sein? Ist doch totaler Unsinn für Kinder die beispielsweise in der betreffenden Region geboren sind. Gerade Kinder mit einen Wohnungswechsel ins andere Bundesland können den dortigen Dialekt nicht. Aber den bekommt man nämlich auch ganz normal mit der Zeit mit. Man braucht dazu kein Unterrichtsfach, denn behördlich oder sogar am Telefon muss man hochdeutsch sprechen. Also ist hier eben der reale Nutzen nur ein reines Hobby.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich persönlich finde dies sehr schlecht, den Kindern von klein auf noch weiter in ihrem Dialekt, in der Schule zu stärken. Vorerst denke ich da an Kinder, welche aus einem anderen Land stammen, jedoch nach Deutschland immigriert sind. Diese hätten es noch mehr wie schwer, denn diese müssen sich erst mal durch die deutsche Sprache beißen. Noch dazu kommt, dass heutzutage die Kinder schon sehr früh eine weitere Fremdsprache lernen müssen.

Meine Kindheit wäre das beste Beispiel dafür, denn ich kam hierher, wie ich gerade mal 5 Jahre jung war. Ich konnte kein einziges Wort Deutsch. Meine Eltern gerade mal Grundkenntnisse. Ich wurde direkt in die 1. Klasse in meiner städtischen Schule eingewiesen. Anfangs waren meine Noten sehr schlecht, doch nach und nach verbesserten sie sich, den so langsam lernte ich Deutsch kennen. Ich habe mich alleine durchgekämpft!

Meine ältere Schwester nahm in Rumänien einen Sprachkurs. Später zog sie dann auch nach Deutschland. Sie fand sich, dank ihrer Sprachkenntnisse, schnell zurecht. Heute ist sie Tourismuskauffrau am Flughafen. Mittlerweile ist sie schon mit einem deutschen Mann verheiratet und bekam von ihm ein Kind. Dieses Kind ist auch schon in der 2. Klasse.

Meine Nichte hatte das Glück, hier in Deutschland geboren zu werden und so auch einen deutschen Kindergarten besuchte. Dafür spricht sie perfekt Deutsch. Meine Schwester lebt mit ihrer kleinen Familie in Mecklenburg-Vorpommern, dort hat meine Nichte ebenso jetzt schon das Wahlpflichtfach "Plattdeutsch".

Ich bin gegen Dialekte, den ich verstehe diese einfach nicht! Sie sind für mich wie eine Fremdsprache, deshalb würde ich es besser finden, wenn man in den nationalen Schulen eher Hochdeutsch fördern würde. Dies würde zumindest etwas bringen. Alleine schon, um die Kommunikationsfähigkeit zu stärken.

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde die Förderung von Dialekten eine super Sache! Hier in der Gegend ist es leider so, dass unser Plattdeutsch (also Niederdeutsch, das ist das gleiche, nur sagen wir hier oben in der Regel eben Platt) leider ausstirbt. Immer weniger Kinder lernen Plattdeutsch, weil sie vielleicht zugezogen sind oder Migrationshintergrund haben oder auch ganz einfach, weil die Eltern ihre Kinder hochdeutsch erziehen, damit sie in der Schule später keine Probleme bekommen. Ich selber bin leider auch einsprachig hochdeutsch erzogen worden, was ich total blöd finde, denn ich kann bis heute noch nicht so gut Plattdeutsch sprechen wie ich gerne würde weil ich einfach kaum Gelegenheit zur Sprachpraxis habe, denn mein Uropa kann nicht mehr richtig sprechen und meinen Großeltern wurde von meiner Mutter beigebracht, mit mir Hochdeutsch zu reden und auch jetzt wo ich erwachsen bin kann ich ruhig auf Platt etwas sagen, man antwortet mir immer auf hochdeutsch, der Gewohnheit halber. Nur mit meinem Vater kann ich Platt sprechen, wenn meine Mutter nicht in der Nähe ist, die regt das nämlich immer auf. Das Problem ist nur, dass mein Vater mit der Saterländischen Sprache aufgewachsen ist, mit der ich nicht gut zurecht komme (verstehen geht, sprechen kann ich es aber nicht) und immer wieder Wörter hieraus einfließen lässt die ich dann übernehme, die aber viele Ostfriesen mit denen ich wenn ich in Leer bin auch auf Platt sprechen kann nicht verstehen und dann ist die Verwirrung groß.

Ich habe deswegen an der Universität einen Sprachkurs in Plattdeutsch belegt und dort auch tatsächlich einiges noch gelernt, außerdem war es sehr angenehm, einmal neue aber doch regelmäßig gleich bleibende Sprachpartner zu haben und nicht immer mit fremden leuten auf der Straße oder im Geschäft snacken zu müssen.

Hier in der Region gibt es an den meisten Grundschulen eine Plattdeutsch AG, was aber ja kein Wahlpflichtfach ist. Ich selber habe damals allerdings die Blockflöten AG gewählt, da mir die Plattdeutsch AG zeitlich nicht gepasst hat. Ich finde es aber wirklich gut, dass jetzt diese tolle Sprache als Wahlpflichtkurs eingeführt wird, denn das sorgt für Spracherhalt und überwindet auch die Sprachbarriere, die auch jetzt noch häufig anzutreffen ist zwischen der alten und der jungen Generation.

In vielen anderen Teilen Deutschlands ist der Dialekt noch viel weiter verbreitet und präsenter als bei uns in Norddeutschland, aber ich finde trotzdem, dass auch in diesen Regionen eine Wahlpflichtfach im Dialekt angeboten werden sollte, um vielleicht auch einfach nur mehr über die Hintergründe des jeweiligen Dialekts erlernen zu können oder kreative Sachen auf die Beine zu stellen wie zum Beispiel ein Theaterstück. Wer das nicht lernen möchte oder keinen Dialekt mag, der kann sich ja ein anderes Fach auswählen! Ich finde es aber eine ganz tolle Sache.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich finde die Idee ehrlich gesagt ziemlich bescheiden. Die Kinder lernen den heimischen Dialekt zu Hause bei den Eltern, im Kindergarten, auf dem Spielplatz und auch sonst überall. In der Schule sollte man ihnen lieber sauberes Hochdeutsch beibringen, denn außerhalb des Dunstkreises des jeweiligen Dialekts wird man sonst kaum oder unter Umständen sogar gar nicht verstanden. Mir ist schleierhaft wie man auf die Idee kommen kann den Dialekt in der Schule zu unterrichten wo doch (zumindest in meinem Bundesland) der Großteil der Kinder kaum in der Lage ist Hochdeutsch zu sprechen.

Ich erinnere mich noch daran wie es war, als ich mit sieben Jahren nach einem Umzug zum ersten Mal in eine Schule ging, in der fast ausschließlich Plattdeutsch oder ein Mischmasch aus Hoch- und Plattdeutsch gesprochen wurde. Meine Mutter hat mit uns Kindern immer Hochdeutsch gesprochen und in der alten Schule (selbes Bundesland aber doch ein paar Kilometer auseinander) wurde davon auch nicht abgewichen. Auf einmal sah ich mich mit „Grummbeere“, „Haavedibbe“ und „Gelleriewe“ konfrontiert und hab kein Wort verstanden. Ich hab den Dialekt schnell gelernt, meine Klassenkameraden hatten aber zum Teil keine Ahnung dass man zu „Grummbeere“ eigentlich „Kartoffel“ sagt. Und das fand ich dann schon arm.

Später im Berufsleben sind mir Jugendliche begegnet die sich im Bewerbungsgespräch beweisen sollten und keinen Hochdeutschen Satz zustande gebracht haben. Für mich ist das ein No-Go; denn ob Azubi oder nicht, man sollte sich gegenüber Kunden oder Gästen ordentlich artikulieren können.

Außerdem finde ich, dass es bedeutend wichtigere Inhalte in Schulen zu vermitteln gibt als den Dialekt. Schüler haben schon genug Stoff den sie sich aneignen müssen und damit auch genug Stress. Muss es da wirklich sein, dass man auch noch Dialekt einführt?

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde das absolut nicht gut. Es gibt genug Kinder, die nicht einmal richtiges Hochdeutsch können und das sollte eben der Standard sein, da man das auch bei offiziellen Dingen braucht. So etwas anzubieten mag zwar gut sein, aber das sollte man eher als Nachmittagskurs machen für die Leute, die es denn noch nebenbei machen wollen und nicht als Wahlpflichtfach.

Allerdings denke ich auch, dass diese ganzen Dialekte schon teilweise nicht sehr förderlich sind. Es gibt einfach zu viele Leute, die dann die richtigen Wörter nicht wirklich können und diese auch nicht schreiben können. Man merkt ja schon im Chat, dass viele immer im Dialekt schreiben (was ich absolut blöd finde) und leider ist es auch eben so, dass auch einige Kinder in der Schule das dann anwenden und dazwischen nicht trennen und das spiegelt sich dann auch in den Noten wieder und ist eben nicht so angebracht.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde es ehrlich gesagt absolut albern. Das sind Stunden in der Schule, die man ganz anders nutzen könnte. Teilweise hat man schon genug mit wichtigen Fächern zu tun und dann bekommt man da auch noch so einen - Verzeihung - Schwachsinn in den Stundenplan rein. Das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Und ich verstehe auch beim besten Willen nicht, welchen Nutzen es haben kann, wenn man diese Dialekte versteht oder spricht. Ich bin eher der Meinung, dass man richtig hochdeutsch können muss und nicht andersherum. Immerhin gibt es genug Berufe, wo man anständig kommunizieren muss und da ist Dialekt nicht wirklich vorteilhaft.

Wenn man nun in Bayern zum Beispiel aufwächst, dann spricht man eben mit entsprechendem Dialekt. Das ist daheim auch in Ordnung, aber es kann wirklich nicht schaden, wenn man noch hochdeutsch kann. Das muss man aber meiner Meinung nach nicht in der Schule lernen, dass kann man auch so, wenn man sich etwas Mühe gibt. Man sollte sich in der Schule lieber auf wichtige Fächer konzentrieren, die einem auch in der Zukunft was bringen.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Es ist auf der einen Seite eine gute Idee, den Dialekt als Schulfach anzubieten, damit er nicht völlig in Vergessenheit gerät. Das gilt aber natürlich nur in Gegenden, in denen der Dialekt zwar mal gesprochen wurde, aber mittlerweile kaum noch gesprochen wird. Ich würde das dann aber eher als Arbeitsgemeinschaft für interessierte Schüler anbieten, als direkt ein Wahlpflichtfach daraus zu machen.

In anderen Gegenden, wo der Dialekt noch im Alltag gesprochen wird, wie in Bayern oder dem Saarland, finde ich es nicht sinnvoll, das auch noch weiter zu fördern. Da sollte eher mehr Wert darauf gelegt werden, dass Hochdeutsch gelernt wird. Sonst könnten die Schüler später Schwierigkeiten bekommen, einen Job in einem anderen Bundesland zu bekommen, wenn sie nicht richtig Hochdeutsch können und sich nur im heimischen Dialekt verständigen können.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich finde den Dialekt als Schulfach offen gesagt ziemlich überflüssig und unnötig. Wenn ich Schulleiter wäre, wäre ich eindeutig gegen ein solches neues Schulfach. Ganz einfach aus dem Grund, weil die Migrantenkinder es so schon schwer genug haben, Hochdeutsch zu lernen und dann sollen sie auch noch mit Dialekten konfrontiert und möglicherweise überfordert werden?

Dann lernen die Migrantenkinder ja nie vernünftiges Hochdeutsch und die Sprachschule ist für minderjährige Einwandererkinder nun mal nicht vorgesehen. Dann gibt es Dialektunterricht und hinterher ist das Geschrei groß, dass sich die "Ausländer" nicht integrieren wollen. Wie denn, wenn man ihnen unnötig Steine in den Weg legt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde es gut. Erstens stirbt der Dialekt so nicht aus. Zweitens haben Kinder, die Dialekt und Hochdeutsch sprechen, ein besseres Sprachgefühl und sie sind sicherer in der Grammatik. Außerdem gilt die Fähigkeit, Dialekt sprechen zu können, rein technisch gesehen als Zweisprachigkeit, was förderlich für die geistige Entwicklung ist.

Kinder, die Dialekt und Hochsprache beherrschen, lernen leichter weitere Fremdsprachen. Außerdem erkennen Kinder mit Dialekt einfacher den Unterschied zwischen gesprochener Sprache und Schriftsprache. Sie lernen die korrekte Rechtschreibung leichter als ausschließlich Hochdeutsch sprechende Kinder. Wer Dialekt spricht, macht nachweislich ein Drittel weniger Fehler. Zudem fördern Dialekte die Kreativität und das abstrakte Denken.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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