Teenager die alles für ihre Eltern tun würden

Man liest ja sehr oft das Teenager sich immer weniger mit ihren Eltern auseinandersetzen wollen und sie sogar ignorieren. Doch was passiert, wenn plötzlich ein Elternteil erkrankt und eine lebensretttende Transplantation gebraucht wird?

Was, wenn der Teenager der einzige passende Spender ist und sich schnell entscheiden muss damit seine Familie nicht auseinander gerissen wird? Wäre ich in so einer Situation dann würde ich ohne darüber auch nur nachzudenken sofort ein Spender werden. Wie wäre das bei euch? Hättet ihr als Teenager auch alles für eure Eltern getan?

Das kommt sicher auf die Familie an. Ich habe neulich eine Dokumentation gesehen, wo ein Familienvater durch einen Unfall plötzlich querschnittgelähmt war. Daher konnte er nicht mal mehr richtig seine Hände benutzen, da die ursächliche Verletzung ziemlich weit oben an der Wirbelsäule statt gefunden hat. Die Tochter und die zwei Söhne der Familie waren so im Alter von etwa 12 bis 18 und haben sich rührend um ihren Vater gekümmert und die Mutter in allen Belangen unterstützt. Den Vater baden und auf Toilette bringen, zu Bett bringen und bei dem Lagerungswechsel helfen, Ausflüge unternehmen war alles selbst verständlich und die Kinder waren unheimlich loyal zu ihrem Vater. Wenn der eine Organspende gebraucht hätte, wäre sicherlich jedes dieser Kinder bereit zur Spende gewesen. Zumindest hatte man als Zuschauer den Eindruck. Aber die Kinder in dieser Familie wirkten auch unheimlich reif für ihr Alter, denn die schweren Erfahrungen haben sie sichtlich geprägt.

Es gibt natürlich auch reichlich Familien, wo ein egoistisches Verhalten der Kinder von den Eltern nicht nur vollkommen toleriert, sondern auch noch befördert wird. Ob solche Kinder dann zu einem solchen Opfer bereit wären, egal ob vor, während oder nach der Pubertät, das würde ich schon anzweifeln. Es ist sicher weniger eine Frage des Alters der Kinder als des Klimas, das in der Familie von den Eltern kultiviert wurde. Wenn in einer Familie Zusammenhalt von Anfang an groß geschrieben wurde, sehe ich das eher, als wenn im Bereich der Sozialkompetenz einiges sonderbar lieb bei der Erziehung.

Ich finde, dass man dabei mehrere Faktoren berücksichtigen sollte. Meine Geschwister und ich haben zum Beispiel witzigerweise alle dieselbe Blutgruppe unseres Vaters, also würde einer alleine gar nicht unter Druck stehen, sich wegen einer Spende schnell entscheiden zu müssen. Man könnte sich untereinander einigen und gut ist. Die Blutgruppe von meiner Mutter dagegen ist sehr selten, also da hätte man schon eher ein Problem und da dürfte auch keiner von uns spenden, wenn es darauf ankäme.

Ich finde die Antwort auf diese Frage schwierig. Selber hatte ich keine besonders perfekte Kindheit und auch heute immer noch schwierige Zeiten mit meinen Eltern. Ich denke daher nicht unbedingt, dass ich da sofort dazu bereit gewesen wäre den beiden irgendetwas zu spenden. Vor allem kommt es ja auch darauf an was man spendet. Wenn man ein Organ spendet und einem dadurch selber ein Nachteil entsteht, dann sollte man das durchaus bedenken.

Letztendlich sind es meine Eltern und ich bin kein Unmensch, wahrscheinlich hätte ich es gemacht, aber verdient hätte es gerade meine Mutter nicht so sehr. Sie war oft nicht sonderlich nett zu mir, hat mir viel Kummer bereitet. Es wäre also ein Zug der Dankbarkeit von mir, dass ich entstanden bin, aber nicht weil ich es wirklich gerne machen würde.

Ich finde den Fall schon reichlich konstruiert und würde mir hier eher Sorgen um die rechtliche Seite machen als um den ganzen albernen Gefühlskram. Soweit ich weiß, dürfen Minderjährige oder sonstwie nicht geschäftsfähige Menschen keine nicht regenerierbaren Organe spenden, auch wenn die Eltern zustimmen. Vermutlich möchte der Gesetzgeber den Fall verhindern, dass ein Kind, welches auf Grund von Minderjährigkeit noch nicht selber darüber entscheiden darf, gegen seinen Willen ein "Ersatzteil" entnommen bekommt.

Damit erledigt sich die Frage an sich ganz alleine. Egal, wie Leute unter 18 zu ihrer Familie stehen, die Niere bleibt drin. Zumindest in Deutschland, woanders können Eltern wahrscheinlich die Nieren ihrer Kinder an den Meistbietenden verticken, und es würde niemanden interessieren. Aber hierzulande hätten sie schlicht und ergreifend Pech. Was ich auch richtig finde, denn man kann Minderjährigen so eine Entscheidung wohl kaum zumuten, solange sie noch nicht mal den vollen Führerschein machen dürfen.

Und selbst wenn die lieben Kleinen schon 18 sind, gibt es durchaus Leute, die sich zwar Eltern schimpfen, aber ihren Nachwuchs derart mies behandelt oder gar misshandelt haben, dass die sich nicht wundern müssen, wenn Sohn oder Tochter mit 18 das Weite sucht und dem prügelnden Papa oder der Mama mitteilt, wohin sie sich ihre Spenderniere stecken können.

Man braucht nicht immer so zu tun, als wären Teenager durch die Bank undankbare Rotzlöffel und Eltern aufopferungsvolle Märtyrer, die im Gegenzug sogar auf Körperteile ihres Nachwuchses haben. Das ist nur ein blödsinniges Klischee. Ich hatte auch ein recht gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber eine Lebend-Organspende würde ich mir trotzdem sehr gut überlegen, weil ja niemandem gedient ist, wenn die Gesundheit von zwei Leuten zerrüttet ist. So etwas ist schon eine größere Sache, und ich würde niemanden kritisieren oder als schlechten Menschen abtun, wenn er oder sie nicht sofort schreien würde: "Schneidet mir die halbe Leber raus, für meinen Vater tue ich alles!"