Wie sinnvoll ist eine Impfung gegen Heroin?

Heroin ist eine Droge, die sehr schnell in die psychische und physische Abhängigkeit führt. Diese Abhängigkeit macht es den Süchtigen sehr schwer, einen Entzug zu machen und diesen auch konsequent durch zuziehen. Nun arbeiten Wissenschaftler an einem "Impfstoff", der es Süchtigen erleichtern soll, den Entzug zu machen. Der Impfstoff hat sich bereits bei Tests mit Nagern als wirkungsvoll und sicher erwiesen. Die Werkstoffkombination bleibt auch bei Raumtemperatur stabil und kann daher auch ohne Probleme transportiert und gelagert werden. Ob es zur Zulassung des Wirkstoffs kommt und wann dies der Fall sein wird, ist noch fraglich.

Was haltet ihr von so einem "Impfstoff" gegen Heroin? Meint ihr, dass dieses Angebot viele Menschen nutzen würden für den Entzug? Wird er in der Medizin häufiger Anwendung finden? Wäre es theoretisch auch möglich gegen andere Suchtmittel entsprechende "Impfstoffe" zu entwickeln oder ist das eher unrealistisch?

Eigentlich ist der Impfstoff nicht für den Entzug an sich, sondern für die Zeit danach als Rückfall-Prophylaxe gedacht. Stoffe, die den Entzug abmildern gibt es ja schon lange und der eigentliche Entzug ist auch weniger das Problem als viele denken, der soll angeblich nicht schlimmer sein als jener von Alkohol oder Beruhigungsmitteln. Wie man sieht, sind noch weiter verbreitete Suchtmittel sogar gefährlicher als viele denken.

Ich sehe das Konzept der Impfung etwas skeptisch, denn nicht die körperliche Abhängigkeit ist bei Süchten das Hauptproblem, sondern die Aktivierung des Suchtgedächtnisses und die Verankerung süchtiger Problembewältigung im Betroffenen. Und das verschwindet auch nicht mit irgendeiner Pille, einem Surrogat oder einer Impfung, abgesehen davon, dass es solch ein Prinzip schon in der Therapie schwer Alkoholabhängiger gibt, den sogenannten Antabus. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der hier genannten Impfung, man schluckt ein Medikament, welches die Wirkung des Alkohols blockiert und ins Unangenehme umkehrt.

Beim Alkoholismus hat das aber auch schon nicht sonderlich gut funktioniert, denn Süchtige finden immer Wege, wenn sie unter Suchtdruck leiden, im schlimmsten Fall konsumieren sie trotzdem oder erhöhen die Dosis. Bei dieser Impfung hier kann der Süchtige das Problem ganz einfach umgehen, indem er auf andere Substanzen oder Opiate umsteigt, denn diese sind von der Wirkung explizit ausgeschlossen. Und genau das ist es, was Betroffene vermutlich tun werden.

Dieses Umsteigen von einem auf ein anderes Suchtmittel gibt es immer wieder, auch bei anderen Süchten, so werden Leute, die eine Magenoperation aufgrund ihrer Esssucht hatten, später oft drogensüchtig, Alkoholiker, Spieler oder kaufsüchtig. Sucht hat immer weniger mit dem eigentlichen Suchtmittel zu tun, als vielmehr mit der Betäubung und Suche eines Menschen in Not. Diese Impfung ist in meinen Augen ein Versuch, aber ich glaube persönlich nicht, dass sie der Durchbruch in der Bekämpfung von Heroinsucht sein wird. Aber selbst wenn nur wenigen damit geholfen wird, hat das Mittel natürlich schon seine Legitimation.