"Eigenarten" der Kollegen mittragen
Ich habe gerade eine nette Diskussion gelesen. Im Grunde war die Grundlage für das Thema, dass jemand eine Kollegin beim Chef gemeldet hat, weil die wohl Alkohol während der Arbeitszeit zu sich genommen hatte. Die Diskussion war generell sehr vielfältig und interessant. Die Kollegin ist betriebsintern versetzt worden und das nicht alleine wegen dem Alkohol. Die Themenstarterin meinte aber zum Schluss, dass man nicht alle Eigenarten der Kollegen immer mit tragen kann. Ihr ginge es zum Beispiel besser, seit dem die Kollegin weg ist, weil sie sich mehr auf ihre eigene Arbeit konzentrieren kann.
In dem Zusammenhang meinte sie, manche Kollegen stört es, wenn andere Kollegen grundsätzlich zu spät kommen. Andere stört es, wenn die Kollegen ständig die Süßigkeiten von einem essen und nie für Nachschub sorgen. Ihr wieder rum ist das zum Beispiel relativ egal, aber wenn jemand ihren Kaffeevorrat plündert und nicht Bescheid gibt, dann wird sie sauer.
Ich denke solche Eigenarten gibt es immer wieder mal am Arbeitsplatz. Sicherlich kennt ihr auch welche. Welche könntet ihr mittragen? Welche würdet ihr nicht mittragen? Welche eurer Eigenarten müssen eure Kollegen mittragen? Wie gehen die Kollegen damit um?
Ich fände es nicht so schlimm, wenn ein Kollege meine mitgebrachten Süßigkeiten essen und selbst nichts mitbringen würde. Wenn ich nicht möchte, dass meine Süßigkeiten auch von den anderen Kollegen gegessen werden, dann stelle ich sie nicht für alle hin. Ich denke, dass man Kleinigkeiten doch für Kollegen mittragen kann, so lange eben die Arbeit oder das Arbeitsklima nicht darunter leidet. Wenn es leidet, würde ich den Kollegen aber erst einmal ansprechen und nicht gleich zu den Vorgesetzten gehen und schauen, dass dieser Kollege dann vielleicht versetzt wird.
Alkohol während der Arbeitszeit würde ich auch nicht akzeptieren. Auch wenn sich Kollegen ungefragt an meinen Dingen vergreifen, würde ich das nicht einfach hinnehmen. Zumindest würde ich da vorher gefragt werden wollen. Das würde immerhin zu Diskussionen mit den betreffenden Kollegen führen.
Aber alles, was während der Arbeitszeit nicht erlaubt ist, wie eben Alkohol, würde ich auch an die Vorgesetzten melden. Die einzige Ausnahme wäre, wenn es ein allgemeiner Umtrunk wegen eines Geburtstages oder anderen Ereignissen stattfindet. Bei solchen Dingen trinken ja meist alle nur einen Schluck und dann ist alles wieder normaler Arbeitsalltag.
In der Hinsicht habe ich schon ein dickes Fell, aber bei manchen Sachen bin ich dann auch mal leicht verärgert. Zum Beispiel ist einfach nicht schön, wenn eine bestimmte Person wirklich jeden Tag zu spät kommt, während man selbst am Ende immer 15 Minuten vor Arbeitsbeginn da ist. Besonders dreist ist es ja dann, wenn die Person gegenüber dem Chef sogar noch frech wird und so tut, als ob sie ja überhaupt nichts dafür kann und man sie deswegen nicht dumm anmachen sollte. Da werde ich schon sauer. Man kann ja einfach mal 10 Minuten eher losfahren, wenn man zur Arbeit fährt. Dann kommt man auch nicht täglich zu spät.
Auch bei uns gab es gerne mal Süßigkeiten. Ich selber habe auch immer mal welche mitgebracht, auch wenn ich davon nicht wirklich etwas gegessen habe. Es war mehr eine nette Geste meiner Kollegen gegenüber. Hier bedienten sich dann auch die Leute, die sonst nie etwas mitgebracht haben. Mir war das aber völlig egal. Ein paar davon haben es dann aber so gemacht, dass ich dann etwas bei ihnen gut hatte. Sie nahmen mir dann ein wenig Arbeit ab oder haben mir anderweitig mal geholfen. Das war leider nur bei wenigen der Fall, aber das hat mir schon gereicht, so dass ich es insgesamt völlig egal fand.
Ich denke, dass es ganz normal ist, dass in einem Team auch jeder Kollege seine Eigenarten hat, mit denen die anderen Kollegen dann eben auch klarkommen müssen oder eben nicht. Ich versuche auch schon immer, Verständnis zu haben, aber bei manchen dieser Eigenarten platzt mir dann auch die Hutschnur.
So finde ich es richtig nervig, wenn Kollegen mit dem Smartphone in der Hand da sitzen und spielen, während aber eine Menge Arbeit zu tun wäre, die dann eben andere Kollegen machen müssen. Das finde ich enorm störend, zumal bei uns im Betrieb während der Arbeitszeit gar keine Handys gestattet sind.
Alkohol während der Arbeitszeit wäre bei mir auch so etwas, das gar nicht geht. Wenn jemand meine privaten Süßigkeiten nimmt, dann würde ich das auch nicht mittragen sondern sagen, dass ich das nicht möchte. Anders sieht es aus, wenn ich Süßigkeiten für die Allgemeinheit mitbringe. Die können dann von mir aus auch die Kollegen essen, die selber nichts mitbringen.
Ganz ohne "Eigenarten" geht es wohl in keinem Job mit KollegInnen und Vorgesetzten. Ich bin in dieser Hinsicht relativ tolerant, weil ich nämlich auch schon handfestes Mobbing erlebt habe und einen Riesenterz veranstalten musste, bis der Chefetage doch angst und bange genug wurde, um die Initiative zu ergreifen und die entsprechende "Kollegin" so lange in offizieller Mission zu schikanieren, bis es ihr zu blöd geworden ist. Nachdem ich also monatelangen Psychoterror ertragen musste, sind mir viele Eigenarten meiner Mitmenschen herzlich egal, weil sie verglichen damit weder böse gemeint sind noch wirklich stören.
Beispielsweise neigt eine Kollegin dazu, gefühlt stundenlang auf mich einzureden, weil sie so ihren Bedarf an Sozialkontakten deckt. Mir reicht es schon, wenn man ein paar Worte wechselt und ansonsten die Klappe hält und seine Arbeit macht. Ich muss nicht jedes Detail ihrer täglichen Anreise ins Büro erfahren, aber ich werde wie so oft nicht gefragt. Deswegen höre ich ihr einfach nicht zu, wenn sie auf mich einlabert und mache meine Arbeit weiter, ohne sie auch nur anzuschauen oder zustimmende Geräusche zu machen. Das geht schon seit Monaten so, und bis jetzt hat sie noch keinen Unterschied bemerkt.
Umgekehrt ist ene andere Kollegin, die ich generell gut leiden kann, ein absoluter Morgenmuffel und muss dennoch damit leben, dass ich aufgrund einer fast zweistündigen Anreise immer schon ewig wach bin und entsprechend auf allen Zylindern laufe, während sie sich erst mal zur Kaffeemaschine tasten muss, um überhaupt einen vollständigen Satz hervorzubringen. Ob die Damen (Ich arbeite in einem fast reinen Frauenberuf) dagegen während der Arbeitszeit an ihrem Handy herumdrücken oder zu spät kommen oder jeden Arbeitsschritt besprechen möchten, ist mir wiederum tatsächlich egal, solange die Arbeit gemacht wird.
Dass man auch mal die Zügel schleifen lässt, weil im Augenblick weniger zu tun ist, ist für mich ein ganz normaler Nebeneffekt,wenn man wie so viele Arbeitnehmer nicht nach Leistung, sondern nach Anwesenheit bezahlt wird. Das alles sind für mich Eigenarten, mit denen man halbwegs leben kann. Die Grenze ziehe ich auf Grund von schlechten Erfahrungen bei Alkoholmissbrauch und wenn man meine Sachen nimmt, ohne zu fragen. Auch Diskussionen zu politischen und religiösen Themen habe ich schon vom Chef abwürgen lassen, da ich schließlich nicht als Resonanzkörper für rechtsgerichtete Halbwahrheiten herhalten muss.
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