Sich als Arbeitgeber um Akademiker mehr bemühen?
Bei uns auf Arbeit sind die meisten Akademiker mit diversen Spezialisierungen. Mir ist schon häufiger aufgefallen, dass man sich sehr um neue Bewerber bemüht, gerade wenn sie einen akademischen Hintergrund hat. Da spielt dann das Alter keine Rolle und auch nicht, ob die Person verheiratet ist oder Kinder hat. Es wird sogar regelrecht damit geworben wie familienfreundlich es hier zugeht und dass wir sogar eine eigene Betriebskita haben.
Ich habe jedoch den Verdacht, dass das bei normalen Ausbildungsberufen nicht so der Fall ist. So ist eine Sekretariatsstelle bei uns kürzlich neu besetzt worden, wobei man dort keine derartige "Werbung" für sich gemacht hat und sich da sogar für die ältere Bewerberin entschieden hat, bei der zu erwarten war, dass sie keine Kinder mehr bekommen würde. Dabei wäre die jüngere, kinderlose Kandidatin viel qualifizierter gewesen. Welche Erfahrungen und Beobachtungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Ist das Zufall oder durchaus üblich?
Es kann schon sein, dass Akademiker die besseren Karten haben. Immerhin haben sie schon eine fundierte Ausbildung und haben sicher auch einen größeren Wissensstand. Nur ist dann die Frage, ob sie nicht für manche Jobs überqualifiziert wären oder auch eine schlechtere Bezahlung bekommen würden, als ihnen es zustünde.
Im Idealfall kommt es wohl auf Angebot und Nachfrage an, sprich, wenn sich auf eine Stelle 200 Leute bewerben, kann man andere Richtlinien anlegen, wie wenn man händeringend suchen muss, um eine halbwegs qualifizierte Person zu finden.
Auch die Branche spielt eine Rolle. Wenn es mehr oder weniger in der Natur des Jobs liegt, dass sich nur Frauen im gebärfähigen Alter dafür finden, muss man sich auch überlegen, ob man so lange sucht, bis man eine Person einstellen kann, die garantiert nicht (mehr) schwanger wird. Derlei Firlefanz kostet schließlich auch Geld und Ressourcen, wenn eine Stelle länger unbesetzt bleibt, Geld kostet und die Arbeit verschleppt wird, nur weil man nicht riskieren möchte, dass jemand - Schock und Horror - tatsächlich in Elternzeit geht.
Dass man nur Akademikern bei Stellenangeboten den Puderzucker in den Hintern bläst, während die normal qualifizierten Arbeitnehmer und Bewerber die übliche Diskriminierung wegen Geschlecht, Alter, Herkunft oder Dicke der Titten über sich ergehen müssen, habe ich noch nicht erlebt, aber ich glaube nicht, dass man hier pauschal sagen kann, Akademiker würden wie etwas "Besseres" behandelt. Wenn es schon reicht, einen 08/15-BWL-Studiengang überlebt zu haben, ist die Auswahl eine ganz andere wie wenn man eine hoch spezialisierte Fachkraft sucht, weil sonst der Laden zusammenbricht.
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