Kind ganz ohne Druck nur mit Spaß aufwachsen lassen?

Ich hatte vor ein paar Tagen ein sehr interessantes Gespräch mit einem Kollegen von mir. Er erwartet in Kürze in Kind und ich habe ihn gefragt, wie er es denn erziehen möchte. Er meinte, dass er sich vorgenommen hat, das Kind komplett ohne Druck zu erziehen. Er sagte, dass das Kind nur das tun soll, was es möchte. Wenn es also Lust hat, im Verein Fußball zu spielen, dann soll es das tun. Allerdings möchte er absolut keinen Leistungsdruck ausüben und das Kind zum Beispiel zu einer Profikarriere bringen.

Das fand er persönlich sehr wichtig, weil er immer wieder sieht, wie andere Eltern einfach zu viel von ihren Kindern wollen. Sie wollen quasi die eigenen verpassten Chancen nachholen, so seine Argumentation. Ich war erst mal sehr überrascht über das, was er sagte, weil ganz ohne Druck geht es ja eigentlich nicht. Dann allerdings sagte er, dass das Kind sich bei den Sachen, bei denen es Spaß hat, von ganz allein motiviert und Leistung bringt. Was haltet ihr von dieser Ansicht bzw. Vorstellung?

Ohne Druck mag es in der Freizeitgestaltung gehen. Das habe ich mit meinen Kindern auch bisher so gemacht. Sie durften sich ihre Arbeitsgemeinschaften immer selbst aussuchen. Wobei es Bedingungen gab, dass nur maximal zwei Arbeitsgemeinschaften gemacht werden dürfen und diese müssen an zwei unterschiedlichen Tagen sein. Damit eben auch noch echte Freizeit vorhanden ist.

Aber bei schulischen Dingen reicht die Selbstmotivation oft nicht aus. Denn bis zu einem gewissen Alter, was wohl jeder erwachsene Mensch auch so erlebt haben wird, begreift man noch nicht wirklich, dass man für die eigene Zukunft lernt. So hat mich neulich auch ein Schüler der fünften Klasse gefragt, wozu er eigentlich das Fach Biologie benötigt. Nach einer scherzhaften Erklärung, habe ich ihm dann durch einige Berufe ernsthaft aufgezeigt, wozu man das Fach später mal benötigt. Mathematik, Deutsch und Englisch konnte ich dabei gleich mit als Notwendigkeit anbringen.

Aber deswegen wird dieses Kind nicht ohne einen gewissen Druck das nötige Engagement zeigen. Aber zwischen Druck und Druck gibt es viel Platz und es kommt eben darauf an, ob man nur Leistung verlangt oder ob man ein Kind auch entsprechend motivieren kann, von allein mehr zu tun als vielleicht per Hausaufgaben vorgegeben ist.

Man merkt, dass das Kind noch nicht auf der Welt ist. Ohne Druck geht es sicherlich, wenn man sich ein Hobby selber aussucht, aber im Alltag könnte diese Art der Erziehung zu Problemen führen und letztendlich der Entwicklung des Kindes im Wege stehen. Sicherlich ist es schön, wenn man einem Kind nicht sein Hobby aufdrängt und es dann noch pusht bis zum geht nicht mehr, aber im Alltag müssen einfach auch Regeln her.

Das ist die typische Aussage von werdenden Eltern ohne Erziehungskonzept. Wenn das Kind also lieber nur Konsole, Computer oder Lego spielen möchte, sitzt es also den ganzen Tag drinnen? Sicher geht es nicht darum, die eigenen, verpassten Chancen vom Kind abhaken zu lassen, aber ohne Druck geht es nirgends.

Wenn das Kind einfach gerne Fußball spielt, aber weder regelmäßig ins Training noch zu den Spielen gehen möchte, wird es von mir rechtzeitig geschnappt und hingebracht. Man entscheidet sich freiwillig für ein Hobby, aber dann hat man - zumindest in Gruppentätigkeiten (Mannschaftssport, Orchester, Theater usw.) - auch Verpflichtungen.

Und spätestens im schulpflichtigen Alter ist dann hoffentlich Schluss mit "ohne Druck", wobei es nicht um Leistungsdruck per se gehen sollte, sondern um die Vermittlung von Pflichtbewusstsein und Ordnung.

Zusatz: Ganz wichtig ist für mich in der Erziehung ist nicht der Spaß für das Kind, sondern Liebe, Führung und Humor.

1. Liebe
Ein Kind bekommt von mir mehr als einmal täglich gesagt, dass ich es lieb habe, dann grundsätzlich immer in Kombination einer Liebkosung, und selbst nach einem abendlichen Konflikt ist die Versöhnung und das allabendliche Kuscheln in unserer Familie eine Routine, ohne die es nicht geht. Hinzu kommen dutzende kleinerer Liebesbeweise über den Tag verteilt. Nichts berührt mich mehr als bei anderen nicht erkennen zu können, dass die Kinder geliebt werden.

2. Führung
Praktisch von Anfang an ist Erziehung im herkömmlichen Sinne zugegen, wobei sie bei Säuglingen in Vorkehrungen besteht, z. B. dass das Kind nicht vom Wickeltisch fällt, später in klaren Regeln und Verboten, in Konsequenzen und Lob. Trotzdem kriegt das Kind immer wieder auch die Chance der Rehabilitation und der Versöhnung, zunächst ganz selbstverständlich, später erst nach einer Entschuldigung.

3. Humor
Kinder lachen gut 20mal häufiger als Erwachsene. Damit das so bleibt, gehören Albernheiten und Kitzeln auch auf den täglichen Plan. Je besser das Kind es versteht, desto anspruchsvoller wird dabei mein Humor, sodass ich derzeit schon soweit bin, dass mein Stiefsohn (7) den Witz versteht, meine Partnerin aber manchmal nicht. Damit will ich sie nicht vorführen... Eine Förderung der Intelligenz und der mentalen Leistungsfähigkeit sind nachhaltg und wichtig für die spätere Entfaltung

GoroVI hat geschrieben:Er meinte, dass er sich vorgenommen hat, das Kind komplett ohne Druck zu erziehen. Er sagte, dass das Kind nur das tun soll, was es möchte.