Was haben Frauen heutzutage verlernt?
Die Frauen haben früher ihre Kinder großgezogen, ohne einen Burn-out zubekommen. Sie haben warme Socken gestrickt, Hosen geflickt, mit Essig die ganze Wohnung blitzblank geputzt, Jeden Tag Essen gekocht, den Mann einfach mal Mann sein lassen und ist noch ein paar Stunden arbeiten gegangen. Heute ist das leider nicht mehr zeitgemäß. Mich würde mal interessieren, ob die heutigen modernen und gestressten Frauen überhaupt noch irgendwelche Dinge in ihr heutiges Leben mit einbringen und wenn ja, welche?
Wer sind denn bitte "die Frauen"? Der weibliche Anteil der Bevölkerung ist doch keine homogene Masse. Außerdem kannst du ein Leben mit klarer Arbeitsteilung heute auch noch führen. Das ist dann für beide Partner angenehmer, weil mehr Freizeit bleibt. Es müssen nur beide wollen und der, der das Geld verdient, das kann auch die Frau sein, muss genug verdienen.
Außerdem verklärst du die Vergangenheit dann doch ziemlich. Nur mit Essig hat auch keine klassische Hausfrau der Fünfziger den Haushalt geschmissen. Und ohne Waschmaschine, ohne Kühlschrank und ohne Heizung war der Haushalt noch ein Vollzeitjob.
Ich bin eine heutige Frau, aber ich bin nicht gestresst. Und nur weil mein Mann und ich uns die Hausarbeit, die nicht die Haushaltshilfe erledigt, teilen, habe ich nichts verlernt. Allerdings halte ich Kochen, Putzen und Waschen nicht für eine besondere weibliche Qualifikation. Das kann jedes Geschlecht lernen.
Was soll so nachteilig daran sein, dass ich die Familie auch allein ernähren könnte? Das nimmt Druck vom Mann und verhindert erzwungene Zweckgemeinschaften, obwohl man sich gegenseitig gerne zum Mond schießen würde. Und so neu ist das alles nun auch nicht. In meiner Kindheit gab es genug Frauen, die ohne finanzielle Not voll gearbeitet haben. Meine Mutter tat das auch. Und als ich geboren worden bin, musste der Mann noch zustimmen. Trotzdem sahen da nicht wenige Frauen ihre Bestimmung nicht am Herd.
Und dass eine arbeitende Frau komplett den Haushalt schmeißt, das sollte wohl klar sein. Oder ist man ohne Penis dazu verpflichtet, kostenlos für den Mann zu schuften, damit der zum Fußball oder an den Stammtisch kann? Das mag aus Männersicht bequem sein, fair ist es nicht. Und wenn eine Frau diese Doppelbelastung als ihre Bestimmung ansieht, dann hat sie es nicht besser verdient. So blöd kann doch niemand sein.
Könnten wir die dümmlichen Klischees, dass früher alles besser war, als die Rollenverteilung der Geschlechter der Frau noch die Aufgaben der Haushalts-Sklavin, des Sexspielzeugs und bestenfalls des vorzeigbaren Besitzes ihres Ehemanns zugeschoben hat, nicht endlich mal beerdigen? Das Klischee war übrigens damals schon eine unverfrorene Lüge und ist es bis heute.
Selbst in der "guten alten Zeit", waren Frauen keine homogene Masse, und es gab genügend Frauen, die Personal hatten, die die Wohnung "mit Essig blitzblank geputzt haben" (Aus welchem Jahrhundert stammst du eigentlich?) und auf der anderen Seite der Skala eben besagtes Personal, welches auch oft genug weiblich war und sich die Finger gegen einen Hungerlohn bis auf die Knochen wund geschuftet hat, damit die "Gnädige" ihren Mann mit einem Lächeln an der Tür begrüßen konnte.
Von dem großen Anteil der Bäuerinnen und Arbeiterinnen, die nicht "ein paar Stunden" gearbeitet haben, sondern gerne 16 bis 18 Stunden am Tag auf dem Feld oder in der Weberei ihren Mann gestanden haben, mal ganz abgesehen. Bei denen war die Wohnung sicher auch nicht immer blitzblank, und ob sie Burnout hatten oder nicht, hat keinen interessiert. Da hieß es höchstens mal: "Ja, die Huberbäuerin, die ist schwermütig geworden und ins Wasser gegangen. Schade, bei 12 Kindern und einem Säufer als Ehemann."
Ich würde also durchaus sagen, dass ich verglichen mit meiner bäuerlichen Groß- oder Urgroßmutter sicher einiges "verlernt" habe, wie zum Beispiel hochschwanger bei der Heuernte zu helfen, den Heizkessel anzuwerfen und mich 12 Stunden lang zu plagen, bis die Wäsche wieder sauber war, Kaninchen zu züchten und zu schlachten, damit ein Zubrot ins Haus kam, die Dielen auf den Knien mit Sand zu scheuern und derlei romantische Nebentätigkeiten mehr. Aber wieso sollte ich es als negativ ansehen, nicht mehr als Arbeitssklavin mit spätestens 60 völlig verbraucht ins Gras beißen zu müssen, wenn mich nicht schon das Kindbett mit 25 dahingerafft hätte? Da "verlerne" ich lieber, wie man eine gute und willige Sklavin abgibt.
Ich verstehe die Frage nicht. Ob ich überhaupt noch irgendwelche Dinge in mein Leben einbringe? Was für Dinge? Was heißt einbringen? Ja, ich koche gerne. Ja, ich kann stricken. Nein ich flicke keine Hosen ich mag authentischen used Look. Nein, ich putze nicht mit Essig, es gibt bessere Reinigungsmittel und die Säure ist nicht für alle Oberflächen geeignet. Nein, ich fordere meinen Mann nicht auf ein Einhorn zu werden. Und ich arbeite mehr als nur ein paar Stunden. Sonst noch Fragen?
Was die meisten Frauen heute zum Glück "verlernt" haben ist die Rolle des Hausweibchens zu spielen, das für den Mann Putzfrau, Köchin, Kindermädchen und so weiter spielt und Abends ihre "ehelichen Pflichten" erfüllt.
Als ich den Beitrag zum ersten Mal gelesen habe, habe ich gedacht, dass der doch glatt von einem Mann geschrieben sein muss. Keine Frau hätte sich darüber beschwert, dass Frauen früher alles mit Leichtigkeit konnten und heute immer mehr Unterstützung "brauchen": Das klingt eher nach einer perversen und abartigen Männer-Phantasie. Der Nick "baerbel" ist zwar zum Schein weiblich, aber die Tarnung ist echt mies und leicht zu durchschauen.
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