Kritik als Möglichkeit sehen, sich zu verbessern?

vom 21.08.2017, 19:50 Uhr

Ich nutze Kritik immer für den Zweck, mich selbst zu reflektieren und als Chance mich zu verbessern. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Ton die Kritik ausgeübt wird. Selbst wenn Kritik im unsachlichen Ton geäußert wird und ich mich vielleicht im ersten Moment darüber aufrege und ise als ungerecht empfinde und sie gar nicht an mich heranlassen möchte, denke ich doch darüber nach, wenn ich mich abgeregt habe und passe mein Verhalten entsprechend an.

Bei konstruktiver Kritik geht das natürlich schneller, weil es eben wegfällt, dass man sich vielleicht angegriffen fühlt und über die Äußerungen aufregt. Aber grundsätzlich mache ich das bei jeder Kritik so, egal wie sie geäußert wird. Es gibt aber auch Menschen, die sich grundsätzlich persönlich angegriffen fühlen, weil sie so unsicher sind und ihr Selbstwertgefühl von der Reaktion anderer Menschen abhängig machen. Die lassen selbst konstruktive Kritik nur schwer an sich heran und empfinden sie als Skandal. Wie ist das bei euch? Nutzt ihr jede Art von Kritik für den Zweck, euch dadurch zu verbessern und daran zu wachsen? Oder ist das nur bei bestimmten Arten von Kritik der Fall?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin für Kritik schon zugänglich. Der Ton macht sicherlich schon die Musik, aber spielt für mich keine Rolle darüber, ob ich mich selber reflektieren würde. Viel wichtiger finde ich, wer mir diese Kritik sagt und dann überdenke ich auch, ob ich meine Meinung oder Ansicht sowie mein Charakter etwas überdenken würde. Denn es kommt immer darauf an, wer mir das sagt und was man mir letzten Endes sagt.

Sagen wir so, wenn ich zu einem Mann sage "Du bist ein charakterlich schwaches Arschloch", weil er seine Freundin betrügt. Dann erwarte ich schon, dass Mann wieder einmal heult und mir einen dummen Satz zurück drückt. Doch dessen Wahrheitsgehalt reflektiere ich nicht im geringsten, weil es nur die gekränkte Eitelkeit ist, dass ich das Ego und Fremdgehen angeprangert habe. So kommt es mir jedenfalls vor.

Es gibt Menschen, die lieben mich. Die kennen mich über 20-30 Jahre. Wir sind Freunde durch dick und dünn. Wenn ich sage, von Jugend bis zum Erwachsensein habe ich mich nicht verändert, ist das wirklich so und ich werde darin bestätigt. Ich bin eine direkte und ehrliche "Drecksau". So bezeichne ich mich. Ich quatsche nicht durch Blumen, weil Arschloch am Ende Arschloch bleibt!

Ich reflektiere nicht wirklich, weil ich mit mir zufrieden bin! Ich mag mich, wie ich bin. Ich sage niemals, dass ich perfekt bin und sicherlich könnte ich an einigen Stellen "netter" wirken. Doch wozu? Ich muss niemanden gefallen und will es auch nicht. Wenn jemand meine Meinung nicht ertragen kann, der darf gerne gehen und muss mich nicht nach Meinungen fragen. So simple mache ich es mir und da bin ich egoistisch.

Die richtigen Menschen stehen bis heute seit Jahrzehnten an meiner Seite. Egal wie offenherzig und all meine Leute sind so. Das gilt jedem Gegenüber. Ich weiß bei etwas sensibleren Menschen, nicht zu sehr die Asikarte zu spielen, auch wenn ich es denke. Dann verpacke ich es etwas anders, aber die Aussage bleibt im Kern sowieso die gleiche.

Wenn dann Leute kommen, die mich sowieso nicht leiden können und nur akzeptieren, weil ich die Freundin von ihn bin usw., dann ist mir das sowieso egal. Viel schlimmer wäre es, wenn Freunde mir etwas sagen. Dann nehme ich mir das natürlich an oder wenn gewisse Familienmitglieder etwas sagen. Doch ansonsten? Ich verbessere nichts, was ich nicht Verbesserungswürdig finde, wenn ich mit mir zufrieden bin.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Bei mir ist es genauso wie bei dir und im ersten Moment kommt es schon sehr darauf an, wie Kritik an mir geäußert wird. Wenn diese sachlich und ruhig vorgebracht wird, dann bin ich auch gerne sofort bereit, darüber nachzudenken, ob mein Verhalten wirklich falsch war und ob ich da nicht in der Zukunft besser doch an mir arbeiten sollte.

Aber wenn Kritik in einem nicht angebrachten Tonfall geäußert wird, dann ist es bei mir auch erst mal so, dass ich mich ungerecht behandelt fühle und die Kritik dann erst einmal nicht so annehme. Da ich aber viel über solche Situationen nachdenke, kommt dann irgendwann doch der Punkt, an dem ich es dann auch mir selber gegenüber zugebe, dass die Kritik schon berechtigt war.

Somit sehe ich Kritik schon immer als Möglichkeit, mich selber zu verbessern und im Grunde bin ich auch immer bereit, Kritik anzunehmen und mich zu verbessern, wenn es möglich ist. Allerdings finde ich es immer besser, wenn die Kritik sachlich geäußert wird und dann bin ich auch viel schneller bereit, mich mit dem Thema der Kritik auseinanderzusetzen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich sehe das etwas differenzierter, da es schließlich auch unberechtigte Kritik gibt, die überhaupt nicht darauf aus ist, irgend etwas an mir zu verbessern, sondern eher, mich herunterzuziehen, weil ich in den Augen des Kritikers zu selbstbewusst oder zu sehr von mir überzeugt bin. Manche Leute üben zudem auch oft und gerne Kritik, die darauf hinausläuft, dass sie mir sagen wollen: "Du bist nicht so, wie ich es gerne hätte - ändere das, aber zackig!"

Diese Form der Kritik wird von mir zwar zur Kenntnis genommen, aber weder reflektiert noch gar berücksichtigt. Wenn jemand beispielsweise meine Frisur kritisiert, mit der ich zufällig ganz zufrieden bin, weil die Person der Meinung ist, Frauen haben langes Haar zu tragen, werde ich den Teufel tun und sagen: Au ja, Herr Nachbar, ich werde mir die Sache zu Herzen nehmen und darauf achten, mein Äußeres ihrer subjektiven Vorstellung von Femininität anzugleichen! Es mag schon sein, dass der Herr Nachbar wirklich glaubt, mir einen Gefallen zu tun und konstruktive Kritik zu üben, aber letzten Endes entscheide immer noch ich, ob ich mir die Meinung meiner Mitmenschen zu Herzen nehme oder munter weiter nach eigenem Gusto vor mich hin stümpere.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das kommt auf die Art der Kritik an. Konstruktive Kritik ist nützlich und sehr wichtig. Wenn man sich verbessern möchte braucht man diese Art der Rückmeldung auf jeden Fall und ich fordere diese auch ein.

Aber es gibt doch auch Kritik, die einfach keine Substanz und keine Berechtigung hat. Was soll ich denn an mir verbessern wenn mich jemand nur kritisiert weil er generell an allem etwas zu meckern hat wenn er einen schlechten Tag hat? Oder wenn der Grund für die Kritik kein Fehler ist sondern das Gegenteil? Dass man etwas sehr gut gemacht hat und den Neid der anderen Person geweckt hat, die so versucht die gute Leistung zu relativieren?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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