In welcher Hinsicht seht ihr euch selbst als besonders an?

In Interviews wird Personen oft die Frage gestellt, weshalb sie sich selbst als besonders und einzigartig ansehen. Je nachdem, um welches Interview es sich handelt und in welchem Zusammenhang es steht, kann man die Frage auch schon diesbezüglich gut beantworten. Bei Vorstellungsgesprächen kann man dann beispielsweise darauf eingehen, weshalb man selbst für die Stelle geeignet ist, bei irgendwelchen sonstigen Castings kann man die Frage in ähnlicher Weise darauf beziehen.

Mir würde es allerdings sehr schwer fallen, diese Frage einfach so ohne Kontext zu beantworten. Irgendwie habe ich da auch schnell das Gefühl, dass man da auch nur etwas Falsches sagen kann, da man schnell als eingebildet angesehen wird, wenn man sich selbst lobt. Wie seht ihr das? Was macht euch für euch selbst besonders und einzigartig?

Ich sehe mich als besonders an, weil ich ein Mensch bin und jeder Mensch einzigartig ist. Somit bin auch ich einzigartig. Ich denke, dass ich recht intelligent bin und kommunikativ, ich bin offen und tolerant. Zudem bin ich teamfähig und vertrage Kritik. Ich habe Humor und meine Freunde schätzen mich als Freundin sehr, fragen mich oft um Rat (in verschiedenen Dingen).

Da ich, was diese Ratschläge angeht, oft richtig liege, denke ich, dass ich eine gute Menschenkenntnis habe und gut voraus denken kann. Klar habe ich auch einige Schwächen, wie jeder Mensch. Ich kenne sie und versuche, an mir zu arbeiten, was aber teilweise nur bedingt klappt. Also verfüge ich wohl auch über eine gesunde Selbsteinschätzung und bin in der Lage über mich und mein Verhalten zu reflektieren.

Ich finde die Frage jenseits der Pubertät ausgesprochen albern. Die allermeisten Menschen sind nichts Besonderes und es wirkt für mich immer ziemlich aufgesetzt und egozentrisch, wenn sie so tun, als ob. Dass man Kindern und besonders den sensiblen Jugendlichen nicht schon von klein auf vermittelt, dass sie prinzipiell ersetzbar sind und bis auf ein paar wenigen Freunden und Familienmitgliedern kein Hahn nach ihnen kräht, verstehe ich zwar schon. Aber irgendwann ist man eben dreißig, schaut an sich herunter und ist ganz normale Steuerzahlerin, vielleicht Hobbysportlerin, vielleicht Mutter, eventuell Ehrenamtlerin oder was auch immer. Aber "besonders"? In meinen Augen eher nicht.

Bei Interviews könnte man wenigstens noch den Anlass hernehmen, um sich als "besonders" zu charakterisieren. Beispielsweise kann ein Sportler, oder eine Schauspielerin, die gerade einen Preis gewonnen haben, in aller Bescheidenheit darauf hinweisen, dass sie wohl recht gut Schlittschuh laufen können oder das Publikum wohl der Meinung sei, man könne gar nicht so schlecht schauspielern. Und ganz normale Menschen werden nur recht selten interviewt, wenn man vom Gemeindeblättchen absieht.

Aber wenn man mich fragen würde, inwieweit ich etwas "Besonderes" bin, würde ich wohl blöd schauen und je nach Tagesform feststellen, dass ich offensichtlich besonders blöde Fragen anziehe. Ich meine, natürlich halte ich mich für leidlich intelligent, kommunikativ, charakterlich nicht völlig daneben und halbwegs erträglich im Umgang und so weiter. Aber das glauben die allermeisten Leute auch von sich, und deswegen sind sie noch lange nicht besonders. Kein völliger Reinfall vielleicht, aber bestimmt nicht ungewöhnlich und positiv von der Masse unterscheidbar.

Ohne Kontext macht die Frage für mich überhaupt keinen Sinn, weil der Kontext ja dann die ganze Weltbevölkerung wäre, auch die, die nicht mehr lebt, und dann dürfte es ziemlich unmöglich sein etwas zu finden, dass mich von Milliarden von Menschen unterscheidet. Das trifft doch höchstens auf die ganz großen Denker, Erfinder und Psychopathen zu.

In Vorstellungsgesprächen finde ich die Frage irgendwie auch sinnlos und sie wurde mir so auch noch nie gestellt. Wenn dein erstrebter Job nicht gerade die totale Egonummer sein soll ist es doch eigentlich viel wichtiger, dass du in ein Team passt und es mit deinen Fähigkeiten ergänzen kannst.

Dass sich ein Personaler diese Frage vielleicht stellt, nachdem er schon von zig Bewerbern die gleiche Nummer über Kreativität, Teamfähigkeit, Belastbarkeit und so weiter gehört hat, kann ich gut verstehen. Aber ich denke nicht, dass es wirklich zielführend ist den Bewerbern diese Frage so direkt zu stellen. Sonst kommt vielleicht so etwas wie "Ich halte den Guinness Weltrekord im Pfannkuchenweitwurf" dabei raus.

anno1990 hat geschrieben:Ich denke, dass ich recht intelligent bin und kommunikativ, ich bin offen und tolerant. Zudem bin ich teamfähig und vertrage Kritik. Ich habe Humor und meine Freunde schätzen mich als Freundin sehr, fragen mich oft um Rat (in verschiedenen Dingen).

Cloudy24 hat geschrieben:Das könnte ich für mich alles auch mehr oder weniger unterschreiben. Und überhaupt, wer würde das nicht gerne von sich behaupten? Sind schließlich alles positive Eigenschaften. Und schon ist deine Einzigartigkeit dahin.