Mit dem Fahrrad an der Uni - Freunden zuliebe zu Fuß gehen?

Seit ich in der Nähe der Universität wohne fahre ich in der Regel auch immer mit dem Fahrrad zur Uni und das bietet mir auch eine enorme Zeitersparnis. Früher musste ich von einem Institut zum anderen immer zu Fuß gehen und da musste man sich beeilen und manchmal wurde man auch richtig nass bei schlechtem Wetter und kam am Ende durchnässt und durchgefroren an. Daneben war die Zeit zwischen den Vorlesungen natürlich ungenutzt. Jetzt kann ich zwischen den Vorlesungen sogar noch in die Bibliothek und nach Hause fahren und habe dadurch sehr viel Zeit gewonnen.

An unserem Institut wohnen jetzt viele in der Nähe, aber es gibt natürlich immer noch eine größere Anzahl an Pendlern, die dann auch an der Uni kein Rad haben und immer zu Fuß gehen müssen. Bei einigen Leuten ist mir dann aufgefallen, dass sie diesen Leuten zuliebe das Fahrrad schieben und zu Fuß gehen. Das ist zwar durchaus nett, aber es ist ja nicht so, dass diese Leute alleine wären, in der Regel gibt es immer mehrere, die sich auf den Weg machen. Und gerade in den letzten Tagen, wo es so stark geregnet hat, würde ich doch nicht mein Fahrrad schieben, wenn ich auch fahren könnte. Einen Regenschirm kann man so nämlich auch nicht halten.

Ich finde es daher zwar nett, aber irgendwie auch sinnlos und ich würde das nicht machen. Ich fahre ja gerade deswegen mit dem Rad, weil ich eine Zeitersparnis habe und selbst wenn man jetzt nicht unbedingt in der Nähe wohnt und auf dem Weg ins nächste Institut nicht zu Hause halt machen kann, so hat man dennoch Zeit für eine kurze Pause im Trockenen, wo man schon mal was lesen oder essen kann. Wie ist das bei euch, schiebt ihr manchmal euer Fahrrad auch, um anderen Leuten Gesellschaft zu leisten, auch wenn das für euch bei schlechtem Wetter Nachteile hat?

Wer sagt denn, dass sie das nur tun, um den anderen Gesellschaft zu leisten? Vielleicht unterhalten sie sich eben gerne mit denen, die zu Fuß gehen müssen. Wenn Freunde, mit denen ich gerne zusammen bin, solche Fußgänger wären, würde ich auch mit ihnen laufen, um Zeit mit ihnen zu verbringen. Das wäre mir allemal lieber als alleine etwas zu essen. Ich bin früher auch immer mit dem Rad in die Uni gefahren. Aber wenn ein Kommilitone, mit dem ich mich gerade unterhielt, kein Rad hatte, habe ich meines eben geschoben, damit wir uns weiter unterhalten können.

Ich finde es eigentlich selbstverständlich, dass man anhält, wenn man seine Freunde unterwegs trifft, auch wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist und sie zu Fuß. Meiner Meinung nach, hat das auch nichts damit zu tun, weil man sich dazu verpflichtet sieht, andere Leute zu bespaßen. Stattdessen macht es doch eine Freundschaft aus, dass man gerne mit diesen Personen zusammen ist und gerne mit ihnen Zeit verbringt. Von daher fände ich es ziemlich merkwürdig, wenn man winkend an seinen Freunden vorbeirasen würde, statt wenigstens anzuhalten.

Bei irgendwelchen beliebigen Kommilitonen würde ich nun auch nicht anhalten. Mit diesen Leuten kann ich mich dann ja immerhin auch in der Uni unterhalten. Allerdings fände ich es schon blöd, in der Uni allein warten zu müssen, bis meine Freunde ankommen würden, so dass ich schon unterwegs anhalten würde, um den Weg mit ihnen zu laufen.

Nur weil man das Fahrrad dabei hat, heißt das doch auch noch lange nicht, dass man deshalb dann die ganze Zeit nur auf dem Fahrrad sitzen muss, ohne auch zu Fuß laufen zu können. Man kann doch noch immer dann fahren, wenn man niemanden trifft, mit dem man befreundet ist oder wenn man auch früher aus hat, als die Freunde.

Ich denke auch, dass diese Menschen mit den Freunden einfach Zeit verbringen möchten und dass sie nicht unbedingt den Freunden zuliebe zu Fuß gehen, sondern auch sich selber zuliebe, damit sie mit den Freunden auf dem Weg reden können. Sicher ist dann die Zeitersparnis weg, aber man hat sich auf dem Weg nett unterhalten können und das ist doch auch etwas wert.