Christlicher Glaube und zwei Leben führen?
Viele Menschen gehen regelmäßig zum Gottesdienst und halten sich an die 10 Gebote. Aber bei einigen Menschen ist es allerdings auch nur der Schein. Sie kleiden sich am Sonntag sehr festlich und gehen in die Kirche. Selbst für beispielsweise notleidende Menschen wird dort eine Spende gegeben.
An den restlichen Wochentagen entpuppt sich die Sache dann in eine ganz andere Richtung. Die frommen Menschen lästern dann über andere Personen oder beleidigen diese sogar. Sie sind dann nicht mehr so hilfsbereit. Wie entsteht ein solcher Sinneswandel? Führen diese Leute einfach zwei Leben? Kennt ihr auch solche Personen?
Das kenne ich nur zu gut. Ich finde, dass dieses Verhalten am Land ganz extrem ausgeprägt ist. Man geht am Sonntag nur zum Gottesdienst um zu sehen was die anderen in der Kirch so anhaben und wie sie aussehen. Natürlich muss man für die beste Sicht in der ersten Bank sitzen. Weiter hinten könnte den Scheinheiligen ja etwas entgehen. Nach dem Gottesdienst trifft man sich dann entweder am Kirchplatz oder beim Kirchenwirt um sich über die anderen Teilnehmer des Gottesdienstes auszulassen.
Es ist ja sehr wichtig immer wieder zu kritisieren, wer wieder schwanger ist, sich scheiden lassen hat oder einfach ein paar Kilo zugenommen hat (diesen Personen zumindest). Wenn man dann die Menschen hinter der Fassade kennt, weiß man, dass sie gar keine frommen Christen sind. Sie betrügen ihre Partner, vernachlässigen ihre Kinder und lassen sich öffentlich über alles und jeden aus.
Aus diesem Grund gehen wir sehr selten in die Kirche. Man kann auch zu Hause gläubig sein ohne sich in der Kirche vor den Tratschweibern zur Schau stellen zu müssen. Ich denke, dass Personen die nach außen hin vorgeben christlich zu sein, mit ihrem angeblichen starken Glauben nur ihr eigenes schlechtes Gewissen beruhigen möchten. Sie wissen genau welche Fehler sie haben und das sie nicht richtig handeln und dennoch machen sie es. Vor solchen Menschen habe ich keinen Respekt.
Ich kann mich dem Vorredner nur anschließen. Dieses heuchlerische Benehmen zieht sich durch das ganze Land und alle Generationen. Wir gehen nicht in die Kirche, wohnen aber mit in einer sehr christlichen Gemeinde. Zudem bin ich katholisch aufgewachsen, mittlerweile jedoch Agnostiker und mein Lebensgefährte ist evangelisch erzogen worden. Alle unsere Verwandten sind in irgendeiner Form Christen oder halten sich für welche.
Als ich bei einer familiären Feier zufällig erwähnte, das ich kein gläubiger Mensch bin und auch nicht zu irgendeinem Gott bete bzw. auf ihn vertraue, musste ich mir unglaubliche Anfeindungen gefallen lassen. Größtenteils natürlich hinterrücks, aber auch ganz offen und gemein. Schon da war ich doch sehr verwundert und habe es mir damit erklärt, das diese Menschen sich persönlich angegriffen fühlten, weil ich etwas in Frage stelle, das für sie sehr wichtig ist.
Es sind jedoch noch viele andere Dinge vorgefallen und vor allem Neid, Missgunst sowie Lästereien sind mir entgegen geschwappt. Das konnte ich mir dann auch nicht mehr schön reden, diese Menschen tun zwar schrecklich gläubig, gottesfürchtig und halten sich dadurch auch für etwas Besseres, benehmen sich aber, als würden die zehn Gebote für sie nicht gelten. Warum das so ist, konnte ich jedoch bis heute nicht ergründen.
Pikalina hat geschrieben:Als ich bei einer familiären Feier zufällig erwähnte, das ich kein gläubiger Mensch bin und auch nicht zu irgendeinem Gott bete bzw. auf ihn vertraue, musste ich mir unglaubliche Anfeindungen gefallen lassen.
Ich finde der christliche Glaube ist doch eigentlich eine ganz persönliche Sache, die ich anderen Leuten nicht aufzwingen sollte. Gute Lebensweise und ein reines Herz sollten doch eigentlich die grundlegenden Kriterien dafür sein. Neid hat hier eigentlich keinen Platz.
Ich halte ja nun gar nichts von Religionen, aber ich glaube nicht, dass Christen unter der Woche irgendwie schlechtere Menschen sind. Unter der restlichen Bevölkerung gibt es wahrscheinlich genauso viele Menschen, die sich nicht immer vorbildlich benehmen. Aber dadurch, dass manchen Christen gerne einen auf Moral machen und andere Menschen be- und verurteilen fällt es halt besonders auf, wenn sie sich dann selber mal einen Fehltritt leisten.
Es passt halt nicht zusammen wenn man einvernehmliche Beziehungen zwischen erwachsenen Menschen verurteilt weil sie das gleiche Geschlecht haben, aber selber Kinder missbraucht oder Kindesmissbrauch deckt oder verharmlost. Aber die Zahl der nichtchristlichen Pädophilen ist wahrscheinlich nicht kleiner als die der christlichen.
Es sind jedoch noch viele andere Dinge vorgefallen und vor allem Neid, Missgunst sowie Lästereien sind mir entgegen geschwappt. Das konnte ich mir dann auch nicht mehr schön reden, diese Menschen tun zwar schrecklich gläubig, gottesfürchtig und halten sich dadurch auch für etwas Besseres, benehmen sich aber, als würden die zehn Gebote für sie nicht gelten. Warum das so ist, konnte ich jedoch bis heute nicht ergründen.
Was habt ihr denn für Erwartungen? Nur weil man an Gott glaubt, führt man doch kein perfektes Leben, man ist trotzdem ein normaler Mensch und hat Gefühle wie Neid. Das kann man auch nicht abstellen. Genauso, wie man andere Gefühle wie Trauer, Frust oder Wut nicht abstellen kann. Es ist was anderes, ob man diese ausagiert, aber ihr könnt nicht verlangen, dass jemand, nur weil er Christ ist, einen perfekten Charakter hat.
Darum geht es ja auch bei Luther, der sinngemäß die Auffassung vertrat, dass der Mensch sich bemühen kann und sollte, dass man es versuchen sollte, nach den Geboten zu leben, aber dass man immer noch Mensch ist mit all seinen Lastern und negativen Eigenschaften und oft auch scheitern wird. Es kommt aber nicht darauf an, perfekt zu sein, sondern auf den Glauben, der mit dem Streben verbunden ist, es zu versuchen. Man muss sich aber nicht fertig machen, wenn man dann auch mal Neid empfindet oder über irgendwas frustriert ist und dann so reagiert.
Ich finde, manche haben so eine Schwarz-Weiß-Haltung: entweder man ist Christ und muss alles perfekt machen und wehe wenn nicht oder man ist kein Christ und dann ist es wohl legitim, sich nicht gut zu verhalten? Es gibt auch Grauzonen im Leben und eigentlich besteht das Leben aus Graustufen.
Luther war doch viel härter drauf als die Katholiken. Der hatte etwas gegen das Geschäft des Ablasshandels und kritisierte den zurecht. Wenn das ganze Leben Buße sein soll, einschließlich äußerer Buße einschließlich des ganzen Komplexes der Abtötung des Fleisches.
Nach der Logik tut man ständig Buße, weil man eben nicht perfekt ist und Arbeiter ständig aktiv daran, seine Schwächen zu bekämpfen. Man lernt also, die zu Loben, die man beneidet. Man lernt Bescheidenheit und so weiter. Das ist ein ziemlich anstrengendes und stetig auf Gott ausgerichtetes Leben.
Das kann man respektieren, auch wenn selbst nicht glaubt. Dieses bigotte Getue mancher Anhänger, die sich nur über andere erheben und selbst unterwegs sind wie eine offene Hose, ist Heuchelei.
Ich denke, man sollte das nicht immer alles so eng sehen, im Sinne von das darf ich uns das darf ich nicht und das bis ins Kleinst ausklamüsern. Es geht für mich beim Glauben eher um eine generelle Haltung, die aber auch eine Toleranz einschließt. Ich bin nicht perfekt, ich erwarte es auch von anderen nicht.
Zitronengras hat geschrieben:Was habt ihr denn für Erwartungen? Nur weil man an Gott glaubt, führt man doch kein perfektes Leben, man ist trotzdem ein normaler Mensch und hat Gefühle wie Neid. Das kann man auch nicht abstellen. Genauso, wie man andere Gefühle wie Trauer, Frust oder Wut nicht abstellen kann. Es ist was anderes, ob man diese ausagiert, aber ihr könnt nicht verlangen, dass jemand, nur weil er Christ ist, einen perfekten Charakter hat.
Ich erwarte keinesweges das gläubige Menschen ein perfektes Leben führen, mir ist auch klar das es hier keinen Unterschied gibt. Tatsache ist aber das die von mir erwähnten Leutchen sich über Atheisten oder Agnostiker erheben und das ganz offen. Sie besitzen die Dreistigkeit mir auf einer Familienfeier zu unterstellen, ich hätte nicht das Einfühlungsvermögen um mich zu einem Familiendrama zu äußern, da ich ja nicht an Gott glaube. Ich könnte auch nicht verstehen, wie man sich fühlt, wenn man als gläubiger Mensch belogen wird, ja geht's noch?
Ich erwarte von gläubigen wie ungläubigen Familienmitgliedern das sie mich mit Respekt behandeln oder wenn sie mir schon kein Verständnis entgegenbringen können, mich in Ruhe lassen. Die Boshaftigkeit die mir dort entgegen kam, habe ich in dieser Form noch nirgendwo erlebt und hoffe es auch nie wieder erleben zu müssen. Gleiches gilt für den Neid und die Lästerei!
Ja, auch ich habe schon gelästert und war auch schon mal neidisch, wenn auch nicht gerne und es tat mir hinterher leid. Ich habe dieses Benehmen jedoch nie stundenlang in feuchter Runde zelebriert, als wäre es ein Partyspiel. Es ist bei mir kurzfristig durchgebrochen und wurde mit allem was ich hatte bekämpft. Bei besagten Personen handelt es sich aber um die Art Mensch, die Tag für Tag am Kaffeetisch oder an der Bar sitzt und einfach nichts Nettes zu sagen hat.
Dann ist das aber ein zwischenmenschliches Problem bei Euch und hat nicht zwingend was mit dem Glauben zu tun, der wird dann nur als Begründung herangezogen, aber eigentlich versteht ihr euch eher menschlich nicht und das ist dann der Grund für die Probleme, nicht das Christsein an sich.
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