Sich in der Fastenzeit bei anderen unbeliebt machen?
Bei uns gibt es eine Kollegin, die sehr streng fastet und daher nur in einem engen Zeitfenster am Tag überhaupt etwas isst. Ich finde das nicht weiter schlimm, aber leider entpuppt sie sich immer mehr als Spielverderberin und meckert die ganze Zeit rum, weil sie nicht essen darf. Anstatt es den anderen zu gönnen, macht sie alles schlecht. Sieh geht allen schon sehr auf die Nerven, nur weil sie jetzt so streng fastet und auf ihrer Ernährung achtet. Sie hat ständig Hunger und hat sich daher nicht mehr unter Kontrolle. Sie hat sich fest vorgenommen zu fasten und möchte dies daher auch allen anderen beweisen.
Ich finde das nicht fair, sie sollte uns einfach machen lassen was wir wollen. Sie macht sich bei uns richtig unbeliebt, auch wenn wir sie eigentlich gerne mögen, aber momentan ist sie sehr anstrengend und kaum aufzuhalten. Ich bete, dass die Fastenzeit jetzt schnell vergehen wird, damit sie danach wieder normal ist.
Gibt es bei euch auch Kollegen, die sich in der Fastenzeit unbeliebt machen? Was für Gründe sind es bei euch? Ist die Fastenzeit eurer Meinung nach bei der Arbeit ein Problem?
Es gibt viele Menschen, die bei Hunger einfach mal böse werden und schlechte Laune bekommen, das ist ja noch nachvollziehbar, allerdings sollte man auch irgendwie noch funktionieren als Mensch. Daher würde ich mal mit der Kollegin reden und ihr klarmachen, dass man das nicht gut findet wie sie sich verhält und man es zwar verstehen kann, aber es dennoch so nicht weitergehen kann. Natürlich sollte man seinen Kollegen, die nicht fasten, alles gönnen, auch wenn es einem schwerfällt. Selber habe ich so einen Fall noch nicht erlebt.
Ich weiß von mir selbst, dass ich auch sehr schnell reizbar und latent aggressiv werde, wenn ich großen Hunger habe. Das merke ich auch selber und es tut mir natürlich Leid, wenn ich jemanden in diesem Zustand ungerechtfertigt angehe, aber tatsächlich kann ich das nur schwierig kontrollieren, weil der Hunger extrem auf meine Konzentration und Laune schlägt.
Allerdings mache ich (unter anderem) auch gerade aus diesen Gründen nicht beim Fasten mit. In meinem Beruf kann ich es mir nicht leisten, patzig und unprofessionell aufzutreten oder gar Flüchtigkeits- und Unaufmerksamkeitsfehler zu machen, weil ich vor lauter Magenknurren nicht mehr denken kann. Ich wäre schlicht und ergreifend in dieser Zeit berufsunfähig, und das kann ich niemandem zumuten und auch nicht vor mir selbst verantworten.
Vielleicht sollte deine Kollegin einmal darüber nachdenken, ob es wirklich sinnvoll ist, in einem doch relativ stressigen Job wirklich solche strengen Ernährungsvorgaben durchzuziehen. Das belastet in diesem Fall ja nicht nur das Arbeitsklima, sondern auch klar ihre eigene Leistungsfähigkeit. Natürlich ist es meiner Ansicht nach nicht okay, alle anderen für die Folge einer Entscheidung anzumeckern, die man für sich selber auf freiwilliger Basis getroffen hat; aber noch viel schlimmer finde ich persönlich eben die negativen Effekte auf die Arbeit.
Ich verstehe den Zusammenhang zwischen Fasten im religiösen Sinn und Diät halten sowieso nicht und muss jedes Jahr aufs neue so ein bisschen die Augen rollen, wenn die Gestalten, die kaum jemals eine Kirche von innen sehen, ausgerechnet zwischen Fasching und Ostern das Fasten und Verzichten anfangen. Im christlichen (vermutlich auch muslimischen) Sinn geht es in der Fastenzeit schließlich nicht um den Hüftspeck, sondern eher um Buße, Umkehr und die Besinnung auf das Wesentliche, wofür eben andere Dinge in den Hintergrund treten sollten.
Aber letzten Endes kann es jeder halten, wie er will, solange er den anderen nicht auf die Nerven geht und am Arbeitsplatz selbstverständlich die geforderte Leistung bringt. Meine Chefin hatte auch einmal eine Intervall-Fasten-Phase, was sich aber vor allem durch unerträglichen Mundgeruch ihrerseits bemerkbar gemacht hat. Im Umgang war sie unverändert, weswegen ich auch diesen Spleen gottergeben ausgesessen habe. Eine andere Kollegin war in der Fastenzeit genauso unausstehlich wie sonst, hat aber jede Gelegenheit genutzt, den anderen unter die Nase zu reiben, dass sie gerade auf Alkohol und Schokolade verzichtet, weil sie ja so ein Guter Mensch ist. Als Quartalssäuferin war sie mir ehrlich gesagt lieber, wenn sie ihren üblichen Pegel hatte.
Ich selber halte wenig von der Fastenzeit, unter anderem aus den genannten Gründen. Wer es nicht schafft, auf irgend etwas zu verzichten, ohne dafür ein Maximum an Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und entweder durch Grantigkeit oder durch Selbstzufriedenheit zu nerven, soll es bitte lassen. So ungefähr steht es sogar in der Bibel.
Hier mangelt es ganz klar an Selbstreflektion. Ich hatte selbst mal eine Fastenzeit hinter mir und kann sagen, dass es anstrengend war und mich auch sehr viel Mühe gekostet hat, das durchzuziehen, aber nur weil ich dadurch schlechte Laune bekomme, muss ich es noch lange nicht an meinen Mitmenschen auslassen und ihnen vorschreiben, was sie tun sollen.
Man sollte sich dessen bewusst sein, wie sich auch das Verhalten eines Menschen ändern kann, bevor man diesen Schritt des Fastens wagt, so zumindest meine Meinung. Und wenn man merkt, dass es entgleist, ist es an der Zeit, etwas zu unternehmen und gegenzulenken.
Was nützt es denn, jemandem etwas beweisen zu wollen, wenn man selber daran zerbricht und zu einer Furie wird, weil man eben Hunger hat? Und dazu Beziehungen zu zerstören, weil man sich nicht beherrschen will? Für mich alles nicht nachvollziehbar.
Ich habe auch mal von ganz speziellen Kurhäusern gehört, in denen man seine Fastenzeit verbringen kann und mit anderen gemeinsam fastet, um sich eben gegenseitig zu motivieren. Für Menschen, die verhaltenstechnisch entgleisen und zu einer anderen Person werden, während sie fasten, sollten vielleicht als erstes solche Kurhäuser ausprobieren oder sich isolieren, um nicht anderen Menschen auf die Nerven zu fallen.
Ich habe tatsächlich keinen einzigen religiösen Kollegen und wenn jemand einer Religion angehört dann behält er das für sich und zelebriert das nicht öffentlich wie zum Beispiel mit Fastenzeiten.
Ich kann es generell total gut verstehen, wenn jemand bei einer Diät schlechte Laune bekommt. Ich habe noch nie eine Diät gemacht aber weiß genau, dass mir das die Laune extrem vermiesen würde. Bei mir hat schon eine eher kurze Liste mit Lebensmitteln, die ein bestimmtes Allergen enthalten, ausgereicht um dafür zu sorgen, dass ich plötzlich genau diese Lebensmittel essen wollte und mich geärgert habe, dass ich das nicht mehr darf.
Aber bei allem Verständnis - mich würde diese Kollegin nerven und ich würde das sicher nicht lange mitmachen. Irgendwann würde ich ihr sehr freundlich aber bestimmt sagen, dass sie ihre schlechte Laune in Zukunft bitte an jemand anderem auslassen soll.
Ich finde es ehrlich gesagt traurig, dass man sich so wenig im Griff hat. Ich habe eine Kollegin, die zur Zeit fastet, aber sie hat sich sehr gut im Griff. Man merkt zwar schon, dass sie in manchen Situationen ganz anders reagiert als sonst und unausgeglichener wirkt, aber sie lässt es nicht an uns aus und wird auch nicht laut. Sie meckert nicht und zickt auch nicht herum wegen dem Essen und jammert auch nicht. Dementsprechend macht sie sich auch nicht unbeliebt bei uns. Man merkt aber trotzdem, dass sie sich schneller aufregt als sonst, wenn zum Beispiel ein Kollege nicht die aktuellste Datei überarbeitet, sondern eine "alte" Datei und die Arbeit dadurch verzögert wird.
Ich finde es schade, wenn man etwas um jeden Preis durchziehen will, auch wenn man sich selbst und seinem Umfeld damit nur schadet. Ich denke, dass das Fasten doch irgendwie auch eine positive Erfahrung sein soll, auch wenn es natürlich Verzicht bedeutet. Dennoch soll man ja auch ein positives Fazit daraus ziehen können. Wenn das einzige Fazit ist, das man daraus ziehen kann, durchgehalten zu haben, dann ist es nicht richtig, vor allem dann nicht, wenn man tatsächlich so viele Opfer dafür bringen musste.
Es bringt ja nichts, sich selbst zu quälen, die ganze Zeit Hunger zu haben und aggressiv zu sein. Wie hat man dann die Fastenzeit später in Erinnerung? Ich denke, dass sich die Dame dann sicher auch auf nichts anderes mehr konzentrieren kann, wenn ihre Gedanken nur noch um das Essen kreisen. Im Endeffekt leidet dann auch noch die Arbeit darunter.
Wenn man selbst fastet, dann ist es ja die eigene Entscheidung. Da aber quasi so viele Menschen noch mit reinzuziehen, finde ich auch nicht richtig und gut. Es ist ja eine Sache, wenn man selbst unter den Folgen leidet, die schlechte Laune aber auch noch ständig an anderen auszulassen, ist natürlich alles andere als schön und da kann ich es auch verstehen, wenn sich die Dame unbeliebt damit macht.
Ich denke auch, dass das Fasten doch eine Erfahrung sein soll, von der man etwas mitnimmt und die einen positiv stimmt. Aber so scheint das bei deiner Kollegin ja gar nicht zu sein. Das, was du hier berichtest, hatte ich mal bei einer Kollegin, die abnehmen wollte und sie hat uns auch den Alltag im Beruf schwergemacht und wurde sehr zickig, wenn man etwas gegessen hat, was sie ja nicht "durfte".
Ich finde so etwas immer schade und kann es sehr gut verstehen, dass ihr schon keine große Lust mehr habt, in der Fastenzeit mit dieser Kollegin zusammen zu arbeiten, auch wenn sie sonst nett ist. Ich denke auch, dass ich diese Kollegin mal darauf ansprechen würde, damit sie es auch merkt und mitbekommt, dass sie mit ihrem Verhalten andere Menschen nervt.
Sicher kann das auch nach hinten losgehen, aber es bringt ja auch nichts, wenn man sich wochenlang über das Verhalten ärgert und nichts sagt. Darum würde ich das einfach mal ansprechen, dass ihr Gemecker nicht so toll ist und dem Betriebsklima nicht gut tut. Vielleicht schafft sie es dann ja auch, sich besser im Griff zu haben.
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