Empfindet ihr Verantwortung für NS-Verbrechen?

vom 14.02.2018, 06:31 Uhr

Gestern ist eine Studie der Universität Bielefeld und der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft veröffentlicht worden. Demnach empfinden die meisten Deutschen Verantwortung für den Umgang mit den Verbrechen des Nationalsozialismus. Wie seht ihr das? Zählt ihr euch zu dieser Gruppe oder seht ihr das ganz anders? Meint ihr, dass es die junge Generation auch etwas angeht oder kann die am wenigsten dafür, weil sie damals noch nicht gelebt hat? Sollten eurer Ansicht nach auch Migranten Gefühle für Verantwortung für die NS-Verbrechen entwickeln?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Verantwortlich in dem Sinne fühle ich mich für diese Verbrechen nicht. Ich finde nur, dass man eben nicht vergessen sollte, was damals passiert ist und dafür sorgen muss, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Aber das ist ja schon viele Generationen her und ich finde es falsch, wenn man die Deutschen dafür immer noch verurteilt. Migranten haben damit ja nun nichts zu tun und ich frage mich, wieso man diese dafür verantwortlich machen sollte. Erinnerung und Aufklärung ist sicherlich wichtig, aber sich dafür schuldig fühlen, muss sich heute eigentlich keiner. Man war ja selbst nicht dabei und hat dies unterstützt, aber ich denke, dass immer ein komisches Gefühl bleiben wird, wenn man daran denkt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Täubchen, worauf möchtest du denn hinaus? Geht es dir um die Verantwortung für die Verbrechen oder um die Verantwortung für den Umgang mit den Verbrechen? Für die Verbrechen kann ich nun wirklich nichts. Meine Mutter war während der Machtergreifung Hitlers noch im Bauch von Oma und hat den Krieg als Grundschulkind erlebt. Weiße Rose und sonstiger Widerstand ist in dem Alter wohl wenig denkbar. Und ich habe naturgemäß gar nichts damit zu tun, ich bin erst nach dem Krieg, dem Wiederaufbau und dem Wirtschaftswunder geboren.

Wenn es um den Umgang mit den den Verbrechen geht, dann bin ich natürlich verantwortlich dafür. Das ist in meinen Augen jeder Mensch, der von den Vorgängen von damals weiß. Ob der nun seit ewigen Zeiten Deutscher ist, Letztens eingebürgert worden ist, Migrant oder Ausländer im Ausland, das ist doch vollkommen unerheblich.

Schließlich geht es bei der Verantwortung nicht darum zu sagen Asche auf mein Haupt. Der Deutsche darf nie vergessen, dass er niederträchtig und leicht verführbar ist, sich sofort irgendwelchen Führern anschließt, sofort nach der Weltherrschaft streben und Millionen umbringen wird. Es geht auch nicht um Erbsünde.

Aber jeder Mensch, der etwas darüber weiß, ist dafür verantwortlich, die Mechanismen zu verstehen und zu verhindern, dass so etwas noch einmal passiert. Die Geschichte neigt zur Wiederholung. Und bei manchen Dingen sollte das auf gar keinen Fall passieren. Sklaverei und der Holocaust gehören ganz bestimmt dazu. Und diese Verantwortung trägt jeder.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich kann mich cooper sinngemäß nur anschließen. Im Kreise meiner Vorfahren, die natürlich alle nicht mehr leben, und die ich auch längst nicht alle noch gekannt habe, finden sich von der Widerständlerin, die gerade so das KZ überlebt hat über die ganzen Mitläufer bis hin zu den fanatischen Fahnenschwenkern die ganze Bandbreite der damaligen deutschen Gesellschaft. Darauf bin ich weder stolz noch der Meinung, dass das alles "Schnee von gestern" sei. Die Medien führen uns ja tagtäglich vor Augen, dass das Gedankengut, das diesen blutigen Irrsinn ausgelöst hat, noch gut mit dabei ist.

Ich fühle mich also durchaus verantwortlich für einen sinnvollen und menschlich angemessenen Umgang mit der Vergangenheit, die ja auch meine Biographie ebenso wie die vieler anderer, auch jüngerer, Menschen mit geprägt hat. Ich versuche auch in meinem Alltag entsprechend meine Vorurteile genau zu prüfen und gewisses Gedankengut weder bei mir noch bei anderen zu dulden. Insofern fühle ich mich durchaus verantwortlich. Dass ich mich für die konkreten Verbrechen, die vor 70 und mehr Jahren stattgefunden haben, persönlich verantwortlich fühle, wäre nicht nur unlogisch, sondern auch unproduktiv, da es ja niemandem etwas bringt, wenn ich mich pauschal als schlechter Mensch fühle und darüber jammere, weil in meinem Land schreckliche Verbrechen verübt wurden.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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